Russland verhängt Ausnahmezustand im Gebiet Kursk – Nationalgarde erhöht Schutz um KKW

Die Ukraine startete einen unerwarteten Vorstoß über die russische Grenze. Russland sichert nun das Kernkraftwerk in Kursk. Die europäische Gasversorgung könnte unter den Kämpfen leiden – die Gasmessstation Sudscha könnte unter ukrainische Kontrolle geraten sein. 2023 wurden hier trotz des Krieges 14,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die EU transportiert.
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Der russische Präsident Wladimir Putin (r.) trifft am 7. August 2024 in Moskau mit den Leitern der Strafverfolgungsbehörden, dem Direktor des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB), Alexander Bortnikow (l.), und dem Sekretär des Sicherheitsrates, Sergej Schoigu, zu einem Gespräch über die Lage in der Region Kursk zusammen.Foto: Aleksey Babushkin/Pool/AFP via Getty Images
Epoch Times8. August 2024

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Nach dem Vorstoß ukrainischer Truppen ins russische Gebiet Kursk ist in der Region der Ausnahmezustand verhängt und der Schutz für das dortige Kernkraftwerk erhöht worden.

„Die Region Kursk ist weiterhin mit einer schwierigen operativen Situation in den Grenzgebieten konfrontiert“, teilte der geschäftsführende Gouverneur des Gebiets Kursk, Alexej Smirnow, bei Telegram mit. Er leite einen Operationsstab, der rund um die Uhr arbeite. Im benachbarten Gebiet Orjol traf unterdessen eine erste Gruppe von evakuierten Einwohnern des russischen Grenzgebiets ein.

Angaben des russischen Gesundheitsministeriums zufolge wurden durch ukrainischen Beschuss im Kursker Gebiet über 30 Menschen verletzt. Davon seien mindestens 19 zur Behandlung in Krankenhäuser eingeliefert worden.

Unter den Verletzten ist auch der bekannteste Kriegskorrespondent des russischen Fernsehens, Jewgeni Poddubnyj. Das Staatsfernsehen meldete, er werde in einem örtlichen Krankenhaus behandelt. Medienberichten zufolge erlitt er infolge eines Drohnenangriffs starke Verbrennungen.

Russland erhöht Schutzmaßnahmen für KKW Kursk

Parallel dazu verstärkte die russische Nationalgarde den Schutz für das Kernkraftwerk Kursk, das vier Blöcke und eine Leistung von fast zwei Gigawatt hat und sich nur gut 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt befindet.

Außerdem seien zusätzliche Kräfte für die Bekämpfung von Sabotage- und Aufklärungstrupps in den Gebieten Kursk und Belgorod herangezogen worden, teilte die Behörde mit. Das geschehe in Kooperation mit den russischen Grenztruppen und der Armee.

Tags zuvor hatten ukrainische Truppen unterstützt von Panzern und Artillerie die russische Grenze vom Gebiet Sumy aus bei Sudscha überschritten und Berichten zufolge mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht.

Russischen Angaben nach sind gut 1.000 ukrainische Soldaten an der Operation beteiligt. Unbestätigten Berichten zufolge seien sie dabei bis zu 15 Kilometer in Richtung des Atomkraftwerks vorgedrungen.

Unmittelbar hinter der Grenze könnte damit auch die Gasmessstation Sudscha unter ukrainische Kontrolle geraten sein. Über diese läuft der Transit von russischem Erdgas durch die Ukraine und weiter in die Slowakei und nach Österreich. 2023 wurden auf diesem Wege trotz des laufenden Krieges 14,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Europäische Union transportiert.

Ein auf ukrainischen Kanälen verbreitetes Video zeigte zudem angeblich im Gebiet Kursk rund 20 gefangen genommene russische Grenzsoldaten. Unabhängig bestätigen ließen sich die Aufnahmen nicht.

Weiter kein offizieller Kommentar aus Kiew

Die Behörden in Kiew kommentierten die Situation im Gebiet Kursk nicht weiter. In seiner Abendansprache erwähnte Präsident Wolodymyr Selenskyj lediglich eine Beratung mit Armeeoberbefehlshaber Olexander Syrskyj. „Details folgen später“, sagte der Staatschef. Zudem habe er mit Verteidigungsminister Rustem Umjerow den Ausbau des ukrainischen Raketenprogramms besprochen.

Der ukrainische Generalstab informierte über starken russischen Gleitbombeneinsatz im grenznahen Bereich des an Kursk grenzenden Gebiets Sumy. Es seien dort etwa 30 Gleitbomben abgeworfen worden. Zudem wurden demnach ein halbes Dutzend Orte durch russische Artillerie beschossen.

Das russische Verteidigungsministerium zeigte am Abend ein Video vom Einsatz einer Kurzstreckenrakete des Typs „Iskander-M“. Der Raketenangriff mit einem Streubombensprengkopf habe einer ukrainischen Truppenkonzentration unweit der russischen Grenze im Gebiet Sumy gegolten. Auch diese Angaben waren nicht überprüfbar.

Evakuierungen wegen ukrainischem Beschuss

Angesichts der schweren Kämpfe im russischen Nachbargebiet Kursk und des russischen Beschusses haben die ukrainischen Behörden Evakuierungen weiterer Orte in der Grenzregion Sumy angeordnet.

Die Maßnahmen betreffen 23 Siedlungen, wie der Militärgouverneur von Sumy im ukrainischen Fernsehen mit. Etwa 6.000 Menschen, darunter mehr als 400 Kinder und Jugendliche, sollen aus der grenznahen Region in Sicherheit gebracht werden.

Kämpfe im Gebiet Charkiw erwartet

Das ukrainische Militär erwartet unterdessen eine Intensivierung der Kämpfe im ostukrainischen Gebiet Charkiw. „Der Gegner setzt Artillerie, Mörser und Mehrfachraketenwerfer ein, was von der Absicht des Feindes zeugen kann, aktive Sturmhandlungen zu beginnen“, teilte die in dem Gebiet aktive ukrainische Armeegruppierung bei Telegram mit. Besonders betreffe das die Region um die seit Mai umkämpfte grenznahe Stadt Wowtschansk.

Auch im Gebiet Donezk wurde von weiterhin starken Kämpfen vor allem um die Stadt Torezk und die Ortschaft Nju-Jork (New York) berichtet. Ein von ukrainischen Militärbeobachtern registrierter ukrainischer Rückzug östlich von Nju-Jork wurde bisher nicht offiziell bestätigt. (dpa/red)



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