Präsidentin Sandu siegt in Moldau – EU-Politiker sind erfreut

In dem zwischen Russland und dem Westen hin- und hergerissenen Land Moldau haben die Menschen über das Präsidentenamt entschieden. Die prowestliche Amtsinhaberin siegt – zur Freude von EU-Politikern.
Die amtierende Präsidentin von Moldau, Maia Sandu, hat die Wahl erneut gewonnen.
Die amtierende Präsidentin von Moldau, Maia Sandu, hat die Wahl erneut gewonnen.Foto: Vadim Ghirda/AP
Epoch Times4. November 2024

Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in der Republik Moldau hat die prowestliche Staatschefin Maia Sandu nach Auszählung fast aller Stimmen gewonnen.

Die 52-Jährige kam auf 55,1 Prozent der Stimmen, wie die Wahlleitung in der Hauptstadt Chisinau nach Auszählung von über 99 Prozent der Wahlzettel mitteilte. Sandus Herausforderer, der ehemalige Generalstaatsanwalt Alexandr Stoianoglo, der eine Zusammenarbeit auch mit Russland wollte, unterlag demnach mit 44,9 Prozent der Stimmen.

Sandu wandte sich nach ihrem absehbaren Sieg Medien zufolge auch auf Russisch an die Moldauer und erklärte, eine Präsidentin für alle sein zu wollen – auch für die, die nicht für sie gestimmt hatten. „Wir brauchen Zusammenhalt“, sagte sie.

Im Ausland lebende Moldauer wichtig

Sandu siegte vor allem dank Stimmen der zu Hunderttausenden im Ausland – vor allem in der EU – lebenden Moldauer. Die Staatschefin von der Partei Aktion und Solidarität (PAS) will in ihrer zweiten Amtszeit in dem völlig verarmten Agrarland mit seinen 2,5 Millionen Einwohnern, das EU-Beitrittskandidat ist, Reformen durchsetzen.

Die moldauische Präsidentin Maia Sandu will in ihrer zweiten Amtszeit den EU-Kurs des verarmten Agrarlandes fortsetzen.

Die moldauische Präsidentin Maia Sandu will in ihrer zweiten Amtszeit den EU-Kurs des verarmten Agrarlandes fortsetzen. Foto: Vadim Ghirda/AP/dpa

Dabei gilt die im Sommer bevorstehende Parlamentswahl als nächste politische Herausforderung. Denn Sandu kann die Veränderungen nur angehen, wenn sie die bisherige Mehrheit in der Volksversammlung verteidigt.

Die Wahlbeteiligung lag höher als bei der ersten Runde am 20. Oktober und zwar bei über 54 Prozent. Die Führung in Moldau warf Russland am Wahltag massive Einmischung vor. Der Kreml hatte ähnliche Vorwürfe beim ersten Wahlgang zurückgewiesen und Beweise verlangt.

Stoianoglo ruft Anhänger zur Ruhe auf

Sandu hatte schon im ersten Wahlgang die meisten Stimmen (42,45 Prozent) unter den insgesamt elf Kandidaten erhalten. Stoianoglo, der für die Partei der Sozialisten des moskaufreundlichen Ex-Präsidenten Igor Dodon antrat, kam auf 25,98 Prozent.

Der frühere Generalstaatsanwalt Alexandr Stoianoglo will neben einer EU-Integration auch wirtschaftliche Beziehungen zu Russland.

Der frühere Generalstaatsanwalt Alexandr Stoianoglo will neben einer EU-Integration auch wirtschaftliche Beziehungen zu Russland. Foto: Vadim Ghirda/AP/dpa

Der 57-Jährige, der im Land selbst die Mehrheit mit 51,19 Prozent der Stimmen erhielt, wandte sich in Chisinau auch auf Russisch an seine Landsleute und bat alle, Ruhe zu bewahren.

„Moldau braucht Stabilität und keinen künstlichen Konflikt“, sagte er. Die Zeit des Hasses und der Spaltung im Land müsse enden. In seiner Heimatregion Gagausien, einem autonomen Gebiet, kam er auf 97,04 Prozent.

Sandu galt zwar als Favoritin, stand aber auch in der Kritik wegen mangelnder wirtschaftlicher und sozialer Fortschritte. Ihrem Gegner Stoianoglo werfen Kritiker vor, er sei eine Marionette korrupter Oligarchen und ein Kandidat Moskaus.

EU-Politiker reagieren erleichtert auf Sandus Wiederwahl

Führende EU-Vertreter und europäische Politiker reagierten erleichtert auf Sandus Wiederwahl. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gratulierte der Politikerin und lobte ihre Durchsetzungsfähigkeit.

„Es erfordert eine seltene Art von Stärke, die Herausforderungen zu meistern, mit denen Sie bei dieser Wahl konfrontiert waren“, schrieb von der Leyen auf der Plattform X. „Ich freue mich, weiter mit Ihnen auf eine europäische Zukunft für die Republik Moldau und ihr Volk hinzuarbeiten.“

Sandu feiert mit Anhängern.

Sandu feiert mit Anhängern. Foto: Vadim Ghirda/AP/dpa

Die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, schrieb bei X, Sandu habe sich „für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und eine europäische Zukunft“ eingesetzt und dabei „außergewöhnlichen Mut und Führungsstärke bewiesen“.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte sich ebenfalls erfreut. „Die Demokratie hat über alle Einmischungen und Manöver triumphiert“, schrieb er bei X. Auch Polens Regierungschef Donald Tusk äußerte sich vorsichtig optimistisch.

Chisinau: Illegaler Wählertransport

Sandus nationaler Sicherheitsberater Stanislav Secrieru warf Russland massive Wahleinmischung vor. Er warnte auf der Plattform X vor der Gefahr eines verzerrten Ergebnisses. Die Behörden seien alarmiert. In der von Moldau abtrünnigen Region Transnistrien, wo russische Truppen stationiert sind, gebe es organisierte Wählertransporte zu den Abstimmungen; das sei illegal, sagte er.

Der Vertraute von Amtsinhaberin Sandu veröffentlichte auch Berichte über organisierte Transporte von Russland aus mit Bussen und Charterflügen, die Wähler in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku, in die türkische Metropole Istanbul und in die belarussische Hauptstadt Minsk flögen.

Secrieru veröffentlichte zudem ein in sozialen Netzwerken kursierendes Video, auf dem Menschen angeblich ihre moldauischen Pässe in einem Flugzeug hochhalten und auf dem Weg nach Minsk sind. Zuvor hatte es Beschwerden gegeben, dass in Moskau nur zwei Wahllokale geöffnet wurden für die Stimmabgabe der in Russland lebenden Moldauer. Der Flug sei ein klarer Beweis von einem breit angelegten organisierten Wählertransport, sagte Secrieru.

Sicherheitsbehörden in der Hauptstadt Chisinau deckten schon im Vorfeld Desinformation und Wählerkauf durch prorussische Kräfte auf.  Einige Wähler sagten, dass ihnen Geld angeboten worden sei, um russlandfreundlich zu stimmen.

Sandu hatte nach der ersten Wahlrunde ebenfalls von Wählerkauf gesprochen. Sie hatte vor zwei Wochen zudem parallel ein Referendum angesetzt über die Verankerung des EU-Kurses in der Verfassung des Landes. Die Befürworter setzten sich mit hauchdünnem Vorsprung durch, das Verfassungsgericht bestätigte die Gültigkeit des Ergebnisses. (dpa/red)



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