Offener Brief an den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees

Olympische Spiele 2008 in Peking
Titelbild
David Kilgour, ehemaliger Staatssekretär und Staatsanwalt in Kanada, und der kanadische Menschenrechtsanwalt David Matas am 6. Juli 2006 in Kanada bei der Vorstellung ihres Berichts über Organraub und illegalen Organhandel in China. (Foto: The Epoch Times)
Von und 14. März 2007

Von David Matas und David Kilgour am 13. März 2007

Offener Brief an:
Den ehrenwerten Herrn Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Lausanne, Schweiz

Betrifft: Olympische Spiele 2008 in Peking

Wir fordern Sie auf, das Thema Menschenwürde und Menschenrechte in China zusammen mit Ihren Kollegen anzusprechen, um die Verfolgung jener zu stoppen, denen ihre Grundrechte verweigert werden. Wir haben große Hoffnung, dass die Olympischen Spiele 2008 in Peking im wahren olympischen Geist abgehalten werden. Wir gründen diese Aussage auf folgendes:

Die olympische Charta besagt unter anderem:

„Das Ziel der Olympischen Spiele ist es, den Sport überall in den Dienst einer harmonischen Entwicklung der Menschheit zu stellen, auch im Hinblick darauf die Bildung einer friedlichen Gesellschaft zu fördern, deren Anliegen es ist, die Menschenwürde zu schützen. Deswegen engagiert sich die Olympische Bewegung im Rahmen ihrer Möglichkeiten, alleine oder im Zusammenwirken mit anderen Organisationen, für Aktionen, die den Frieden fördern.“ (Olympische Charta, Artikel 3)

Und: „Die Würde des Individuums zu wahren ist eine grundlegende Anforderung der Olympischen Spiele“ (Ethikcodex des IOC,“A. Würde;“ Teil 1)

Welche Würde hat die chinesische Regierung dem Volk von China gewährt, mit ihren brutalen Übergriffen gegenüber Unschuldigen, die auch nach der Zuerkennung der Olympischen Spiele fortgesetzt wurden?

Im Hinblick auf die Anforderungen der Charta hat die Pressestelle des IOC Briefe an alle diejenigen geschickt, die Bedenken wegen der Menschenrechtsverletzungen in China geäußert haben. „Wir haben sorgfältig darüber nachgedacht, welche Rolle das IOC – eine Organisation, die geschaffen wurde, um die Vorteile des Sports in der Gesellschaft zu verbreiten – in anderen Angelegenheiten spielen kann. Wir glauben, dass wir unsere Arbeit auf unseren Zuständigkeitsbereich konzentrieren müssen – und das ist die Anleitung und Unterstützung der Organisatoren der Spiele, um erfolgreich als Gastgeber der Olympischen Spiele zu wirken. Wir sind aber zuversichtlich, dass die Rahmenbedingungen, die der Sport und die olympischen Werte nach China bringen, in den Jahren nach den Spielen einen positiven Effekt auf die gesellschaftliche Umgebung haben werden. Das IOC engagiert sich dafür, die Olympische Bewegung erstmals in der Geschichte nach China zu bringen, weil wir glauben, dass das Beispiel der olympischen Ideale positive Auswirkungen hat und haben wird; für China und die ganze Welt.“

Die Charta legt allerdings einen etwas direkteren und offeneren Ansatz nahe.

Sowohl ehemalige als auch aktive olympische Athleten, Trainer und sonstige Offizielle reagierten tief betroffen, als man sie auf die ständigen Verletzungen der Menschenrechte hinwies und ihnen zeigte, wie wenig China seine Versprechen einhält.

Im Augenblick werden die täglich stattfindenden schweren Menschenrechtsverletzungen in China ignoriert. Wir, David Matas, kanadischer Menschenrechtsanwalt und David Kilgour, ehemaliges Mitglied des Parlaments und Staatssekretär für den asiatischen und pazifischen Raum in der kanadischen Regierung, haben einen Bericht über Nachforschungen herausgegeben, in dem es unter anderem heißt:

„Bedauerlicherweise bestätigt sich unsere frühere Schlussfolgerung, dass die chinesische Regierung und ihre Abteilungen seit 1999 im größten Teil des Landes, speziell aber in Krankenhäusern, Haftanstalten und Volksgerichtshöfen, eine unbekannte, aber auf jeden Fall hohe Zahl inhaftierter Falun Gong – Anhänger hat töten lassen. Ihre lebenswichtigen Organe, Herzen, Nieren, Leber, aber auch Augenhornhäute wurden ihnen meist gleichzeitig, auf jeden Fall aber ohne ihre Zustimmung entnommen. Sie wurden zu hohen Preisen verkauft, teils auch an Ausländer, die in ihren Heimatländern oft lange Wartezeiten für freiwillig gespendete Organe haben.“

Wie werden das IOC und die Regierungen der Welt reagieren, nachdem man die Olympiateilnehmer über diese Unmenschlichkeiten in China informiert hat?

Werden die Athleten, Trainer und Offiziellen in einem Land antreten wollen, das sein eigenes Volk so grausam verfolgt?

Wir bedauern außerdem die Arretierung und den „Maulkorberlaß“ gegen den chinesischen Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng, dem von chinesischer Regierungsseite her untersagt wurde, vor Ende der Olympischen Spiele 2008 mit den Medien zu sprechen.

Amnesty International, Human Rights in China und Human Rights Watch haben einen zunehmenden Verfall der Menschenrechtssituation in China festgestellt. Wir sind überzeugt davon, dass das IOC die Spiele nicht an Peking vergeben hätte, wenn es über die Menschenrechtsverletzungen Bescheid gewusst hätte.

Bitte ziehen Sie folgendes in Betracht:

1) Wie sollen die Spiele den chinesischen Bürgern nützen, wenn sich das IOC nicht gegen die Verletzung der Menschenrechte in China ausspricht?
2) Kann das IOC Falun Gong-Anhängern oder Angehörigen anderer friedlicher Gruppen, die durch die chinesische Regierung unterdrückt werden, ihre Rechte und Sicherheit garantieren, wenn sie sich an den Spielen beteiligen möchten?
3) Werden Falun Gong-Anhänger aus dem Ausland ohne Repressalien nach China einreisen dürfen?

Wir bitten Sie dringend, sich bei den chinesischen Regierungsstellen dafür einzusetzen, die Verfolgung von Millionen unschuldiger Bürger in China zu beenden und hoffen darauf, dass die Olympischen Spiele 2008 die Prinzipien der olympischen Charta voll verkörpern werden.

Eine Antwort von Ihnen würden wir sehr schätzen.

Hochachtungsvoll

David Matas David Kilgour
(kanadischer Menschenrechtsanwalt) (ehemaliger Staatssekretär für Asien und Pazifik, Mitglied des
Parlaments 1979 – 2006)

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