Logo Epoch Times
Scholz bleibt fern

Öl als „Geschenk Gottes“: Gastgeber überrascht Klimagipfel

Die Klimakonferenz im vergangenen Jahr sollte die Abkehr von Kohle, Öl und Gas besiegeln. Nun ist wieder Klimakonferenz – und die fossile Industrie ist auch präsent.

top-article-image

Staats- und Regierungschefs treffen sich auf dem Klimagipfel in Baku.

Foto: Peter Dejong/AP/dpa

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 3 Min.


Der Präsident des Weltklimagipfel-Gastgeberlandes Aserbaidschan, Ilham Aliyev, sieht die fossilen Energieträger als „Geschenk Gottes“.
Keinem Land sollte vorgeworfen werden, Öl und Gas zu haben und es auf den Markt zu bringen, betonte Aliyev vor der im Kampf gegen die Klimakrise versammelten Weltgemeinschaft. „Uns anzuklagen, dass wir Öl haben, ist so, als wenn man uns anklagt, dass Baku mehr als 250 Sonnentage im Jahr hat.“

Aussage zu Öl und Gas ein „Schlag ins Gesicht“

Der Chef von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, reagierte nach dieser Aussage entsetzt: „Sie ist ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen und der Länder, denen das Wasser bereits buchstäblich bis zum Hals steht.“
Auf der letztjährigen UN-Klimakonferenz in Dubai hatten sich alle Staaten erstmals grundsätzlich auf eine Abkehr von klimaschädlichen Energieträgern verpflichtet.

Scholz und Kollegen lassen Klimagipfel aus

Gleich mehrere Staats- und Regierungschefs fehlten auf der Bühne in Baku.
Neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fehlten auch US-Präsident Joe Biden, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Historische Förderung von Öl und Gas

Die gesteckten Ziele sind weit entfernt: Die Öl- und Gasproduktion der großen Förderunternehmen weltweit hat einer Analyse von Umweltorganisationen zufolge 2023 einen Höchststand erreicht. Das geht aus der „Global Oil & Gas Exit List“ hervor, die die Organisation Urgewald gemeinsam mit mehr als 30 Partnern jährlich aktualisiert.
Demnach förderten die erfassten Unternehmen – die 95 Prozent der weltweiten Öl- und Gasproduktion ausmachen – im vergangenen Jahr 55,5 Milliarden Barrel Öl-Äquivalent. Dies lag den Angaben zufolge über den bisherigen Höchstwerten, die vor der Corona-Pandemie erreicht wurden. 2019 entsprach dieser Wert 55,01 Milliarden Barrel Öl-Äquivalent. Mit der Einheit werden Energieträger vergleichbar gemacht: Es geht um die Energiemenge, die beim Verbrennen von einem Barrel Erdöl freigesetzt wird.

Shell gewinnt vor Gericht gegen Klimaschützer

Gestärkt wurde die Öl- und Gasindustrie auch durch einen Sieg vor Gericht, den der britische Konzern Shell gegen Klimaschützer erzielte: Der Konzern muss nach der Entscheidung der Richter seinen CO₂-Ausstoß doch nicht drastisch reduzieren. Ein Zivilgericht in Den Haag hob ein Urteil der ersten Instanz auf und wies die Klage von Umweltschützern ab. Das Verfahren in Den Haag hatte nach dem historischen Sieg der Klimaschützer in erster Instanz weltweit Aufmerksamkeit erregt. Eine neue Verurteilung von Shell hätte Folgen auch für andere Unternehmen haben können.
UN-Generalsekretär António Guterres nannte es parallel in Baku „absurd“, noch auf fossile Energie zu setzen. Der UN-Chef rief die Staaten der Welt dazu auf, ihre Versprechen einzulösen und aus den „klimaschädlichen fossilen Energien“ auszusteigen. Besonders die Industriestaaten der G20-Gruppe sieht er dabei in der Verantwortung. (dpa/red)

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.

Bitte einloggen, um einen Kommentar verfassen zu können