OECD: Coronavirus ist „größtes Wirtschaftsrisiko seit der Finanzkrise“
Die Niedrigzinspolitik der EZB und das billige Geld verleitet viele Unternehmen seit Jahren dazu günstige Kredite aufzunehmen. Der Schuldenberg ist so hoch wie nie zu vor. Das kann für jetzt für viele Banken und Unternehmen zum ernsthaften Problem werden.

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Foto: ERIC PIERMONT/AFP/Getty Images
Die weltweit grassierende Coronavirus-Epidemie weckt Angst vor einer Schuldenkrise. Seit der Finanzkrise 2008 sind die Schulden von Unternehmen massiv gestiegen.
Geraten sie nun durch die Corona-Krise in Schieflage, könnten sie Analysten zufolge den Zugang zum Kapitalmarkt verlieren – und damit vor dem Aus stehen. Auch Banken könnten in den Abwärtssog geraten.
Die Verschuldung von Unternehmen außerhalb des Finanzsektors ist enorm. Das Volumen der von ihnen ausgegebenen Anleihen habe Ende 2018 ein Rekordniveau von knapp 13 Billionen Dollar (10,6 Billionen Euro) erreicht, warnte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einem Ende Februar veröffentlichten Bericht.
Allein die Anleiheschulden chinesischer Konzerne, die hier bis 2008 noch keine Rolle spielten, sind gigantisch: Sie beliefen sich im Jahr 2016 auf 590 Milliarden Dollar.
Zusammengerechnet mit den bei Banken aufgenommenen Darlehen sind die Schulden von Unternehmen „so hoch wie nie zuvor“, erklärt das Wirtschaftsforschungsunternehmen Capital Economics. Befeuert durch die historisch niedrigen Zinsen belaufen sie sich demnach auf 94 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts.
Das günstige Geld verleitete auch Unternehmen zu höheren Schulden, deren Kreditwürdigkeit von Ratingagenturen mit der Note BBB eingestuft wird – eine Stufe, bevor die Schulden als „faul“ gelten würden.
Coronavirus „größtes Wirtschaftsrisiko seit der Finanzkrise“
Die OECD sieht das Coronavirus als „größtes Wirtschaftsrisiko seit der Finanzkrise“. Bei einem Abwärtsstrudel wie im Jahr 2008 geht die Organisation davon aus, dass 500 Milliarden Unternehmensanleihen binnen eines Jahres auf Ramschniveau heruntergestuft werden.
Viele Investoren müssten sich in einem solchen Fall zurückziehen. „Wir bleiben so weit wie möglich weg von Unternehmen und Branchen, die in jedem Fall fundamental betroffen sein werden“, sagt Vincent Marioni von Allianz Global Investors.
Florence Barjou von der Investmentgesellschaft Lyxor AM warnt, in den nächsten beiden Monaten müsse die Liquidität der Unternehmen gewahrt werden. Ansonsten drohe eine „Insolvenzkrise“.
Von der Europäischen Zentralbank (EZB) wird deshalb vor ihrer nächsten Ratssitzung an diesem Donnerstag gefordert, ihr Programm zu günstigen Langfristkrediten auf kleinere und mittlere Unternehmen auszuweiten. Doch die Geschäftsbanken müssen mitspielen, damit das Programm funktioniert.
Für die Banken werde der Coronavirus-Ausbruch ohne Zweifel negative Folgen für die Banken in Europa haben, meint Analyst Bernhard Held von Moody’s. Die Qualität ihrer schon vergebenen Kredite sinke angesichts der Auswirkungen des Virus auf den weltweiten Reiseverkehr und die Industrieproduktion.
Hoch verschuldete Unternehmen stehen deshalb unter hohem Druck, ihre Kosten zu senken, um zahlungsfähig zu bleiben. Dazu könnten auch Entlassungen und das Einfrieren der Gehälter gehören, erklärt Capital Economics.
Das Wirtschaftsforschungsunternehmen sieht aber dennoch nicht „den ganzen Privatsektor an dem Punkt, von seiner Schuldenlast erdrückt zu werden“. Es verweist darauf, dass die letzte Rezession durch eine massive Verschuldung von Unternehmen außerhalb des Finanzsektors schon Jahrzehnte zurückliegt – sie fand von 1882 bis 1885 in den USA statt.(afp)
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