„Nicht zeitgemäß“: Roth will Stiftung Preußischer Kulturbesitz umbenennen

Die Umbenennung von Straßenzügen vor allem im rotgrün-regierten Berlin ist nichts Neues. Nun will jedoch Kulturstaatsministerin Claudia Roth das Andenken an das preußische Erbe abschaffen. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn – zumindest was den Namen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz angeht.
Titelbild
Claudia Roth, Kulturstaatsministerin der Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP.Foto: Andreas Gora – Pool/Getty Images
Epoch Times26. Dezember 2022

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) will die Stiftung Preußischer Kulturbesitz umbenennen. „Was haben Andy Warhol und Joseph Beuys mit Preußen zu tun?“, sagte Roth dem „Spiegel“. Der aktuelle Name bringe nicht „die Weltläufigkeit der Kulturgüter zum Ausdruck“.

Bereits im November legte Roth das Papier für eine umfassende Strukturreform der Stiftung vor, mit der „komplizierte und nicht effiziente Strukturen“ aufgebrochen werden sollen. Nun soll im zweiten Schritt auch ein anderer „zukunftsgewandter Name“ gefunden werden. Der Bisherige sei nicht zeitgemäß, nicht cool, passt nicht, sagte die Grünen-Politikerin gegenüber dem Magazin. Das Wort „Preußen“ müsse in jedem Fall aus der Bezeichnung weichen.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist mit 1.900 Mitarbeitern, 17 Museen, Bibliotheken und sonstigen Kultureinrichtungen einer der größten Kulturverbände der Welt. Allerdings ist sie kürzlich wegen der bürokratischen Verfahren der Zentralverwaltung, die ein wirtschaftliches Betreiben der angegliederten Institutionen erschweren würden, in Kritik geraten.

Moderne Werke eher die Ausnahme als die Regel

Die meisten ausgestellten Kulturgüter, wie Gemälde, aber auch die Gebäude selbst, sind aus preußischer Zeit, so zum Beispiel der Park und das bekannte Schloss Sanssouci in Potsdam. Sie sind nur einige der bedeutenden kulturellen Errungenschaften von Friedrich dem Großen. Anders verhält es sich lediglich mit der Neuen Nationalgalerie, in der auch moderne Werke zu finden sind. Das ist auch, worauf sich Roth bei ihrer Kritik stützt.

Während Preußen in der jüngsten Debatte von Kritikern mit einem Militärstaat in Verbindung gebracht und in diesem Sinne beschuldigt wird, Wegbereiter des Nazi-Regimes gewesen zu sein, will Roth mit der Änderung des Namens nun einen Wandel im Denken einläuten. „Preußen ist ein wichtiges, aber nicht unser einziges Erbe, diese einseitige Priorisierung ist falsch, Deutschland ist viel mehr.“ Der Name sei nicht „vielfältig“ und schließe einen großen Teil Deutschlands aus.

Sie selbst könne als gebürtige Schwäbin mit Preußen sowieso wenig anfangen – außer mit der preußischen Tugend der Pünktlichkeit. Da lege sie sehr viel Wert drauf.

Auch der Präsident der Stiftung, Hermann Parzinger, sprach sich für einen anderen Namen aus. Insbesondere auf internationalen Konferenzen könne niemand etwas mit dem Namen „preußisch“ anfangen. „Wenn ich Stiftung Preußischer Kulturbesitz sage, muss ich fast immer erklären, welche Institution ich vertrete“, sagte er. Es sei nicht einfach, einen neuen Namen zu finden, gute Vorschläge nehme er gern entgegen.

Grünen betreiben „Geschichtsbereinigung“

Kritik an den Umbenennungsplänen übte dagegen der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Der SPD-Politiker sah laut „Spiegel“ darin einen „Versuch, sich von geschichtlichen Lasten zu befreien“, einen „neuen deutschen Sonderweg“. Nirgendwo in Europa würde Vergleichbares passieren.

Millionen Deutsche hätten begeistert die Beerdigung der britischen Königin Elisabeth II. verfolgt. Er könne das Bedürfnis vieler Menschen nach historischer Verwurzelung verstehen, so Thierse.

Thierse warf den Grünen vor, „mit moralischem Furor Geschichtsbereinigung“ zu betreiben. Er halte das für grüne Identitätspolitik, wahrscheinlich, weil die Partei „schmerzliche Kompromisse [hätte] machen müssen, die im Widerspruch zu ihren Utopien stehen“. Daher würden sie „wohl umso heftiger Ersatzhandlungen benötigen.“

Überall würden sich die Menschen darüber freuen, dass Zerstörtes wieder aufgebaut werde, sagt Thierse in Anspielung auf das Berliner Stadtschloss, für das er sich maßgeblich im Bundestag eingesetzt hatte. Dies sei einer der beeindruckendsten barocken Säkularbauten gewesen. „Dass wir es wieder aufgebaut haben, hat nichts mit Preußensehnsucht zu tun.“ (nh)

(Mit Material von Nachrichtenagenturen)



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