Nasrallah „vorläufig“ geheim beigesetzt – Angriffe auf Hauptquartier des Hisbollah-Geheimdienstes

Israel flog in der Nacht neue Luftangriffe auf den Süden von Beirut – auf das Hauptquartier des Geheimdienstes der Hisbollah. Die südlichen Vororte gelten als Hochburgen der pro-iranischen Miliz.
Titelbild
Nach einem israelischen Luftangriff auf das Geheimdienst-Hauptquartier der Hisbollah sowie ihr Medienbüro am 3. Oktober 2024 in Beirut, Libanon, steigt Rauch auf.Foto: Daniel Carde/Getty Images
Epoch Times4. Oktober 2024

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Israel hat in der Nacht zum Freitag neue Luftangriffe auf den Süden von Beirut geflogen. Die israelische Armee habe elf Mal in Folge die südlichen Vororte der libanesischen Hauptstadt angegriffen, hieß es aus dem Umfeld der Hisbollah.

Die Vororte gelten als Hochburgen der pro-iranischen Miliz. Angesichts wachsender Befürchtungen vor einem großen regionalen Krieg im Nahen Osten sagte US-Präsident Joe Biden, ein umfassender Krieg sei noch vermeidbar.

Irans oberster geistlicher Führer, Ayatollah Ali Chamenei, hat den iranischen Raketenangriff auf Israel gerechtfertigt. „Der Einsatz unserer Streitkräfte vor ein paar Nächten war vollkommen legal und legitim“, sagte Chamenei am Freitag in einer Predigt während des Freitagsgebets in Teheran.

Der Raketenangriff sei die „Mindeststrafe“ für Israel gewesen. Bei dem seltenen Ereignis – es ist seine erste Freitagspredigt seit fast fünf Jahren – hatte Chamenei ein Gewehr neben sich.

Angriff auf das Hauptquartier des Geheimdienstes der Hisbollah

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von „mehr als zehn aufeinanderfolgenden Angriffen“ bei „einem der schwersten Angriffe auf die südlichen Vororte seit Beginn des israelischen Krieges gegen den Libanon“.

Bei ihren Angriffen in der Region Beirut traf die israelische Armee nach eigenen Angaben am Donnerstag das Hauptquartier des Geheimdienstes der Hisbollah.

Israelische Kampfflugzeuge hätten am Nachmittag „Ziele angegriffen, die zum Geheimdienst-Hauptquartier der Hisbollah in Beirut gehören“, erklärte die israelische Armee.

Wer agiert wie im Nahost-Konflikt? Zum Vergrößern bitte anklicken. Grafik: mk/ks/Epoch Times

Darunter seien auch Mittel zur Informationssammlung, Kommandozentren und andere Infrastruktur gewesen. Die Armee veröffentlichte dazu ein Video, das die Zerstörung eines Gebäudes offenbar auf einem Hügel zeigt.

Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP hörten laute Detonationen in Beirut. AFP-Aufnahmen zeigten Feuerbälle und dichten Rauch am Angriffsort. Die Angriffe seien bis in die Bergregionen außerhalb Beiruts zu hören gewesen, meldete NNA.

Hisbollah-Chef „vorläufig“ geheim beigesetzt

Der bei einem israelischen Luftangriff vor einer Woche getötete Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah ist an einem geheimen Ort „vorläufig“ beigesetzt worden.

Sein Leichnam solle so lange in dem vorläufigen Grab bleiben, bis eine öffentliche Trauerfeier möglich sei, hieß es in Kreisen der Hisbollah. Grund seien Befürchtungen, dass Israel während seiner Beisetzung angreifen könne.

Nasrallah und weitere hochrangige Vertreter der vom Iran unterstützten Miliz waren am Freitag vergangener Woche bei einem israelischen Luftangriff im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet worden.

Auch die Hisbollah griff gestern Israel weiter an. Eigenen Angaben zufolge feuerte sie Raketen auf die  nordisraelische Stadt Tiberias ab.

Nach einem israelischen Luftangriff auf ein Gebiet in einem südlichen Vorort von Beirut am späten Abend des 3. Oktober 2024 steigt Rauch auf. Foto: -/AFP via Getty Images

In der Nacht zum Dienstag startete Israel auch einen „begrenzten“ Bodeneinsatz im Süden des Libanon. Durch einen israelischen Luftangriff an der Grenze zwischen dem Libanon und Syrien ist nach Angaben der libanesischen Regierung die wichtigste Straßenverbindung zwischend den beiden Ländern blockiert worden.

Die Straße zu dem Grenzübergang, über den zuletzt tausende Menschen aus dem Libanon nach Syrien geflohen seien, sei „unterbrochen“, sagte Verkehrsminister Ali Hamieh.

Israel wirft der libanesischen Hisbollah-Miliz vor, auf dieser Route Waffen zu transportieren. Hunderttausende Menschen wurden innerhalb des Libanon vertrieben, mehr als 300.000 Menschen flohen nach libanesischen Angaben vor den Angriffen nach Syrien.

Ein Airbus A330-243MRRTT der niederländischen Luftwaffe, der am 3. Oktober 2024 auf dem Militärflugplatz Eindhoven in Eindhoven für die Rückführung von mehr als dreihundert niederländischen Staatsbürgern aus dem Libanon eingesetzt werden soll. Die erste Evakuierung ist für den 4. Oktober 2024 und eine zweite für den 5. Oktober 2024 geplant. Nach Angaben des Außenministeriums haben sich rund 300 Niederländer angemeldet. Foto: Jeffrey Groeneweg/ANP/AFP via Getty Images

USA und Israel beraten über möglichen Angriff auf Iran

Als Reaktion auf den massiven iranischen Raketenangriff erwägen Israel und die USA nach Angaben von US-Präsident Biden Angriffe auf die Ölinfrastruktur im Iran.

Es gebe Gespräche darüber, sagte er auf die Frage eines Journalisten, ob er israelischen Attacken auf iranische Ölanlagen zustimmen würde. Israel hatte Vergeltung für den Raketenangriff des Iran angekündigt. Biden erklärte, die USA würden einen israelischen Angriff auf Atomanlagen im Iran nicht unterstützen.

„Ich glaube nicht, dass es einen umfassenden Krieg geben wird. Ich denke, wir können ihn vermeiden“, versicherte der US-Präsident. Es gebe aber „noch viel zu tun“.

Experte: Israels Vorgehen im Libanon ähnelt Gaza-Taktik

Statt die Erfahrungen vorheriger Bodenoffensiven im Südlibanon von 1978 und 2006 zu wiederholen, die Israel keine dauerhaften Sicherheitsgewinne brachten, ähnele Israels aktueller Krieg im Libanon eher dem Vorgehen gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen, sagte Sanam Vakil, Leiter des Nahostprogramms der Londoner Denkfabrik Chatham House, der US-Zeitung.

„Ich gehe davon aus, dass sie, wie im Gazastreifen, die Drohung einer langfristigen Präsenz als Verhandlungsinstrument nutzen werden“, so Vakil.

Die Hisbollah hat sich bisher jedem israelischen Druck widersetzt, ihren Raketenbeschuss vom Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen zu entkoppeln. Sie will erst bei einer Waffenruhe in Gaza die Angriffe einstellen.

Die monatelangen Bemühungen der USA, Katars und Ägyptens um eine Waffenruhe im Gazastreifen sind bisher im Sande verlaufen. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter verteidigten Israels jüngste Angriffe im Libanon.

USA verteidigen Israels Vorgehen im Libanon

„Nichts, was wir bisher gesehen haben, lässt uns zu dem Schluss kommen, dass sie etwas anderes tun, als eine terroristische Organisation anzugreifen“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller.

Auf Fragen von Journalisten, ob Washington mit Blick auf die Gefährdung der Zivilbevölkerung das Vorgehen Israels im Libanon stillschweigend billige, entgegnete Miller: „Es ist nicht so, dass wir einzelne Angriffe genehmigen. Aber wir billigen das Recht der israelischen Regierung, sich gegen eine Terrororganisation zu verteidigen.“

(afp/dpa/red)



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