Nach Nizza-Anschlag: Höchste Terrorwarnung ausgerufen – Frankreichs Glocken läuten
Premierminister Castex informiert die Öffentlichkeit über die Ausrufung der höchsten Terrorwarnstufe. Frankreichs Glocken läuteten um 15 Uhr für die Opfer von Nizza. Auch in Avignon wurde ein Mann von der Polizei erschossen und in Lyon ein Afghane mit Messer verhaftet, bevor etwas passieren konnte. Vor der französischen Botschaft in Dschidda wurde ein Wachmann mit einem Messer angegriffen und verletzt. Ein ereignisreicher Donnerstag für Frankreich.
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Französische Fahnen während der Live-Übertragung einer nationalen Hommage am 21. Oktober 2020 auf der Place de la Sorbonne in Paris für den ermordeten Französischlehrer Samuel Paty.
Frankreich hat am heutigen Donnerstag nach mehreren islamistischen Attacken die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen, wie Premierminister Jean Castex am Nachmittag mitteilte.
Nizza, 29. Oktober, 9 Uhr
Heute Morgen tötete ein islamistischer Attentäter drei Menschen in Nizza und verletzte weitere. Die Messer-Attacke erfolgte in der Basilika Notre Dame im Stadtzentrum der Hafenstadt an der Côte d’Azur. Der Täter, ein 21-jähriger Tunesier, der im September über Lampedusa nach Frankreich kam, enthauptete dabei eine 70-jährige Frau und schnitt dem Küster der Kirche die Kehle durch. Ein weiteres Opfer, eine Frau, flüchtete nach mehreren Messerstichen in ein Café und verstarb dort an ihren schweren Verletzungen, berichteten französische Medien.
Der Islamist wurde von der Polizei angeschossen und überwältigt. Noch auf der Krankentrage schrie der Verletzte fortwährend „Allahu Akbar“. Mit diesem Schlachtruf tötete er auch in der Kirche.
„Genug ist genug … wir müssen diesen Islamo-Faschismus aus unserem Territorium entfernen“, sagte der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, nach dem Angriff, berichtet der Guardian.
Um 15 Uhr läuteten die Glocken Frankreichs für die Opfer von Nizza.
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Avignon, 29. Oktober, 11:15 Uhr
Nur Stunden später in Avignon, Südfrankreich: Eine alarmierte Spezialeinheit der französischen Nationalpolizei eröffnete um 11:15 Uhr das Feuer auf einen Mann, der Passanten im Stadtbezirk Montfavet mit einer Handfeuerwaffe bedrohte.
Nachdem der Bewaffnete auf den Einsatz von Elektroschockern nicht reagierte und weiter auf die Polizisten der BAC (Brigade anti-criminalité) losging, wurde er aus wenigen Metern Entfernung erschossen.
Laut dem französischen Radiosender Europe 1 soll der Mann während der Auseinandersetzung „Allahu Akbar“ geschrien haben, was später revidiert wurde. „Wir haben es mehr mit der Geste eines Unausgeglichenen zu tun“, erklärte Staatsanwalt Philippe Guémas dem Sender.
Lyon: Afghane festgenommen
In Lyon wurde am Donnerstagmorgen ein mit einem Messer bewaffneter Afghane laut Staatsanwaltschaft wegen „Tragens einer verbotenen Waffe und Drohungen mit einer Waffe“ festgenommen. Der 26-jährige Mann trug traditionelle Kleidung und ging die Rue Victor-Hugo im Zentrum Lyons entlang, erklärte die Staatsanwaltschaft weiter. Die Ermittlungen zu seinen Motivationen, seiner Persönlichkeit und seinem Profil laufen, so die Behörde.
Nach Angaben von „Le Parisian“ erklärte der Bürgermeister des 2. Bezirks von Lyon, Pierre Oliver, der Mann „trug ein 30-Zentimeter-Messer und schien bereit zu sein, Maßnahmen zu ergreifen“.
Angriff vor Frankreich-Konsulat
Ein weiterer Angriff auf Frankreich erfolgte ebenfalls am Donnerstag in Dschidda, Saudi-Arabien. Hier wurde ein Wachmann vor dem französischen Konsulat mit einem „scharfen Werkzeug“ angegriffen und verletzt, meldete die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA. Der etwa 40-jährige Angreifer wurde festgenommen,
Nach Angaben der französischen Botschaft in der Hauptstadt Riad handelte es sich bei der Tatwaffe um ein Messer. Das Opfer ist Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma.
Die Botschaft erklärte, man habe Vertrauen in die saudischen Behörden, die französische Gemeinde im Land zu schützen. Dennoch wurden die Franzosen im Land zu „höchster Wachsamkeit“ aufgerufen.
ISIS rief zu Attentaten auf
Laut „Independent“ verurteilte ein Vertreter des französischen Rates für den muslimischen Glauben den Angriff auf die Kirche von Nizza scharf: „Als Zeichen der Trauer und der Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen rufe ich alle Muslime in Frankreich auf, alle Feierlichkeiten zum Mawlid-Fest abzusagen.“
Das Fest feiert den Geburtstag des islamischen Propheten Mohammed und fällt in diesem Jahr auf die Zeit von Mittwochabend, 28. Oktober, bis Donnerstagabend, 29. Oktober.
Am 18. Oktober veröffentlichte ISIS die Rede des Sprechers der Terrorgruppe, der dazu aufrief, einsame Angriffe auf „Kreuzfahrer“ in der ganzen Welt zu verüben.
Auch die Enthauptung des Lehrers Samuel Paty in Paris wurde später in der Propaganda-Wochenzeitung der ISIS gelobt, der Mörder als Märtyrer bezeichnet. Zudem wurde zu weiteren Attentaten aufgerufen. (sm)
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