Nach Abzug der Nato-Truppen: Taliban in Afghanistan auf Vormarsch

Nach Deutschland hat auch Australien und die USA den vollständigen Abzug seiner Soldaten aus Afghanistan verkündet. Der Einsatz, der nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 begonnen hatte, sei nun beendet.
Titelbild
Soldaten der U.S. Army am Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan.Foto: Joe Raedle/Getty Images
Epoch Times11. Juli 2021

Nach Deutschland hat auch Australien den vollständigen Abzug seiner Soldaten aus Afghanistan verkündet. Die letzten 80 australische Kräfte am Hindukusch hätten das Land in den vergangenen Wochen verlassen, sagte der australische Verteidigungsminister Peter Dutton am Sonntag dem Sender Sky News.

Dies bedeute aber nicht, dass Australien seine Einsätze an der Seite der USA beendeten, wo dies „in unserem nationalen Interesse oder im Interesse unserer Verbündeten“ sei, hob Dutton hervor. „Vorerst“ sei der Afghanistan-Einsatz nun aber „zu einem Ende gekommen“.

Die letzten in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten waren Ende Juni nach Deutschland zurückgekehrt. Der Haupttruppensteller USA will seinen Abzug bis Ende August abschließen und damit den Einsatz beenden, der nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 begonnen hatte.

Hohe Suizidrate bei australischen Afghanistan-Veteranen

Im April hatte Australien den Abzug seiner restlichen Soldaten in Afghanistan bis September angekündigt.

Das Land hatte in den vergangenen 20 Jahren im Rahmen der Nato- und US-geführten Einsätze gegen die radikalislamischen Taliban und andere extremistische Gruppen 39.000 Soldaten nach Afghanistan geschickt.

Die Einsätze hatten Australien Milliardensummen gekostet, außerdem wurden 41 australische Soldaten getötet.

2013 hatte Australien seine Kampftruppen aus Afghanistan abgezogen und seitdem dort nur noch ein kleines Truppenkontingent unterhalten. Dennoch führte der Einsatz daheim weiter zu Diskussionen.

So verlangten Veteranenverbände von der Regierung, eine formelle Untersuchung der hohen Zahl von Suiziden bei Afghanistan-Veteranen einzuleiten.

Außerdem gehen Armee und Polizei Vorwürfen nach, dass australische Elite-Luftwaffensoldaten in Afghanistan Kriegsverbrechen begangen haben.

Nach Abzug der Nato-Truppen: Taliban übernehmen die Macht

Beobachter befürchten, dass die Taliban nach dem vollständigen Abzug der USA und ihrer Nato-Partner aus Afghanistan wieder die Macht in dem Land übernehmen könnten.

Die Islamisten stoßen bei ihrem Vormarsch teilweise kaum auf Gegenwehr. An anderen Orten gibt es heftige Kämpfe, wie derzeit um die Provinzhauptstadt Kala-i-Naw im Nordwesten des Landes.

Die Taliban haben nach eigenen Angaben bereits 85 Prozent des Landes erobert, darunter auch mehrere Grenzübergänge. Sie kontrollieren demnach rund 250 der knapp 400 Bezirke in Afghanistan – eine Behauptung, die nicht unabhängig überprüft werden kann und von der Regierung in Kabul bestritten wird.

Trotz des Vormarsches der Taliban hatte US-Präsident Joe Biden am Donnerstag (8. Juli) seine Entscheidung für einen raschen Truppenabzug aus Afghanistan verteidigt.

Die USA hätten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ihre Ziele im Anti-Terror-Kampf am Hindukusch „erfüllt“, sagte er. Biden hat angekündigt, bis spätestens Ende August alle US-Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. (afp/nw)



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