Mutmaßliches Duo hinter QAnon durch Künstliche Intelligenz enttarnt

Die mutmaßlichen Urheber der QAnon-Bewegung sind offenbar identifiziert worden. Zwei Linguistik-Expertenteams seien unabhängig voneinander mithilfe Künstlicher Intelligenz auf zwei Personen gestoßen, die in Südafrika beziehungsweise im US-Bundesstaat Arizona leben.
Titelbild
Ein Mann mit einem QAnon-Symbol.Foto: Rick Loomis/Getty Images
Von 23. Februar 2022

In einem Spezialreport berichtete die „New York Times“ am Samstag (19.2.), dass die mutmaßlichen Urheber der QAnon-Bewegung wahrscheinlich identifiziert werden konnten. Zwei Teams forensischer Linguistikexperten aus der Schweiz und aus Frankreich seien mithilfe Künstlicher Intelligenz übereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen, dass sich hinter dem vermeintlichen Insider „Q“ zwei Personen verbergen: der südafrikanische Softwareentwickler Paul Furber und der republikanische Kongresskandidat Ron Watkins aus dem US-Bundesstaat Arizona.

Künstliche Intelligenz stützt forensische Linguistik

Wie die Zeitung berichtete, arbeiteten die Teams unabhängig voneinander an der Aufdeckung der Identität von „Q“. Das Schweizer Team bestand aus zwei Forschern von OrphAnalytics und verwendete eine spezielle Software, um identifizierbare „Variationen“ in Texten zu erkennen.

Dieser als Stilometrie bekannte Ansatz beruht auf einem mathematischen Algorithmus. Die verwendete Software zerlegte die Texte von „Q“ in Muster von Drei-Zeichen-Sequenzen und verfolgte anschließend, wie häufig sich die jeweils möglichen Kombinationen bestimmter Sequenzen wiederholen. Das Team spricht von einer Genauigkeit von 93 Prozent, mit der charakteristische Merkmale erkannt und zugeordnet werden hätten können.

„Unabomber“ auf ähnliche Weise enttarnt

Das französische Team erklärt in seiner Studie Ron Watkins mit 99 Prozent Sicherheit und Paul Furber mit 98 Prozent korrekt als Urheber der „Q“-Texte identifiziert zu haben. Ihre KI sei darauf trainiert gewesen, nach Mustern in den Texten von „Q“ zu suchen.

Beide Teams verwendeten stilometrische Verfahren. Dieses Verfahren hatte beispielsweise dem FBI geholfen, in den 1990er-Jahren den ökoterroristischen „Unabomber“ Ted Kaczinsky zu überführen. Auch in mehreren Strafverfahren ohne politischen Bezug half die Stilometrie, Tatverdächtige anhand der Identifikation von Textcharakteristika zu überführen.

Im Fall von QAnon seien mehr als 100.000 Wörter von „Q“ und etwa 12.000 Wörter von 13 ähnlichen Autoren analysiert worden. David Hoover, ein Englischprofessor an der New York University und Experte für Autorenidentifizierung, nennt die Ergebnisse der Studien „ziemlich überzeugend“. Zudem, so die „New York Times“, hätten diese auch noch weiteren Peer Reviews standgehalten.

Furber und Watkins bestreiten, hinter den Botschaften von „Q“ zu stehen. Furber behauptet, sein eigener Schreibstil sei von „Q“ beeinflusst worden.

QAnon rekrutierte trotz unzutreffender Vorhersagen Zehntausende Anhänger

„Q“ trat erstmals 2017 als angeblicher Insider mit höchster Sicherheitsfreigabe aus dem Umfeld des damaligen Präsidenten Donald Trump auf. Der Umstand, dass wenige Tage, nachdem „Q“ einen angeblich bevorstehenden Putschversuch des „Tiefen Staates“ gegen den Präsidenten vorhergesagt hatte, tatsächlich FBI-Ermittlungen im Umfeld von Trump begannen, wurde von zahlreichen Menschen als Beweis für die Authentizität von „Q“ angesehen.

In späterer Folge ließ „Q“ regelmäßig sogenannte „Drops“ in einschlägigen Internetforen fallen. Darin wurden unter anderem Politiker der Demokraten mit satanistischen Bestrebungen, Kindermorden oder Menschenhandel in Verbindung gebracht. In einigen Fällen kündigte „Q“ angeblich unmittelbar bevorstehende Verhaftungen von ranghohen Persönlichkeiten aus Politik und öffentlichem Leben an.

Auch im Zusammenhang mit den Ausschreitungen vom 6. Januar 2021 in Washington, DC spielten Darstellungen von „Q“ eine tragende Rolle. Obwohl sich mit Fortdauer der Zeit immer mehr Angaben und Vorhersagen der angeblichen Insider als unzutreffend erwiesen, konnte QAnon mehrere Zehntausend Anhänger für sich gewinnen – und sich im Kontext der Corona-Krise auch in Deutschland etablieren.

Fachblogger warnt vor Ende der Anonymität

Mit Sorge reagierte das Blog „Unherd“ auf die Ergebnisse der Studie. In einem Beitrag warnte Gavin Haynes davor, dass forensische Linguistiktools, die mit Künstlicher Intelligenz arbeiten, die Anonymität im Internet infrage stellen könnten.

Im Beitrag mit dem Titel „Wenn sie Q identifizieren können, können sie auch dich identifizieren“ wird darauf Bezug genommen, dass es damit auch möglich werde, die Verfasser von anonymen Texten mithilfe einzelner älterer Publikationen zu enttarnen. Haynes schreibt:

„Glauben Sie nicht, dass dies nur für die Zukunft gelten würde. Genauso wie das Aufkommen der DNA-Sequenzierung zu einer Reihe von Verurteilungen in historischen Fällen geführt hat, wird die Fähigkeit, aus Ihrem beiläufigen Missbrauch des Oxford-Kommas Schlüsse zu ziehen, für Historiker, Arbeitgeber und polizeiliche ‚Anti-Hass‘-Kommandos gleichermaßen ein gefundenes Fressen sein. Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie schreiben.“



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