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11.000 Asylbewerber auf der Insel

Moria 2.0 auf Gran Canaria? 1.200 Asylbewerber fordern Transfer zum Festland

Auf Gran Canaria und Teneriffa befindet sich mittlerweile eine fünfstellige Anzahl an Asylbewerbern, Tendenz steigend. Viele von ihnen campieren illegal in Wäldern. In San Cristóbal de La Laguna demonstrierten jüngst 1.200 Personen für eine Verbringung aufs Festland.

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Migranten auf Gran Canaria. Dan Kitwood/Getty Images

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Etwas weniger im Fokus des medialen Interesses als die Situation in griechischen Migrantenlagern steht die Entwicklung vor der Küste Spaniens. Auf Teneriffa und Gran Canaria waren jedoch allein im Vorjahr dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zufolge 23.000 Schutzsuchende auf den Kanarischen Inseln angekommen.
Seit Beginn des Jahres sollen weitere 2.341 Asylbewerber die Inselgruppe erreicht haben – mehr als doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Derzeit noch mindestens 11.000 Asylbewerber aus Flüchtlingsbooten auf der Insel

Wie „Info Migrants“ unter Berufung auf eine Reportage von „El Pais“ berichtet, sollen sich noch etwa 9.000 Erwachsene und 2.000 unbegleitete Minderjährige auf den Inseln befinden, die im Vorjahr als Bootsflüchtlinge angekommen waren.
Im Vorjahr hatten 400 Personen den Versuch nicht überlebt, die mehr als 100 Kilometer Seeweg zu überqueren, der von Marokko aus bis zu den Kanaren zu bewältigen ist.
Auch am vergangenen Wochenende sollen allein 107 Migranten von der Spanischen Küstenwache entlang der Route aufgegriffen worden sein. „AFP“ zufolge sollen am Samstag vor Teneriffa 15 und vor Gran Canaria 41 Männer, allesamt aus Subsahara-Afrika, von kaum noch seetüchtigen Booten geholt worden sein. Am Sonntag wurden 51 weitere Schutzsuchende, darunter zwei Frauen, vor Gran Canaria aufgegriffen.
Am Wochenende demonstrierten auch etwa 1.200 Personen, hauptsächlich Asylbewerber, in San Cristóbal de La Laguna auf Teneriffa für ihre Verbringung auf das spanische Festland.

Regierung hält Geflüchtete auf Distanz

Wie die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) berichtet, marschierten die Teilnehmer und einige Unterstützer „friedlich, aber ohne den obligatorischen Corona-Mindestabstand“ ins Zentrum der Stadt und trugen Plakate mit sich, auf denen sie unterstrichen, „keine Kriminellen“ zu sein und „nichts weiter als arbeiten“ zu wollen.
Die linke spanische Regierung unter Ministerpräsident Pedro Sanchez verweigert den Asylbewerbern die Weiterreise aufs Festland – mit Ausnahme kranker und behandlungsbedürftiger Personen. Auch bei diesen lasse man sich mehr Zeit als nötig, beklagen Hilfsorganisationen.
Die Regierung geht davon aus, dass kaum einer von den Asylsuchenden reale Chancen auf eine Anerkennung habe. Die meisten von ihnen waren mithilfe von Schleppern auf die Inseln gekommen und hätten dafür zwischen 1.500 und 4.000 Euro bezahlt.

Wildes Campieren in den Wäldern von Gran Canaria

Es gibt auf den Kanarischen Inseln zwei offizielle Migrantenlager, Las Raíces mit einem maximalen Aufnahmepotenzial von 2.400 Personen und Las Canteras, wo 1.600 Personen Platz finden können.
Die Bedingungen in den Lagern sind schwierig, immer wieder gibt es Berichte über Zusammenstöße und Revolten. Klagen über Kälte, Qualität von Essen und Unterbringung und Konflikte zwischen ethnischen Gruppen seien die Hauptauslöser.
Vier Bürger aus Maghreb-Staaten wurden Anfang des Monats wegen des Verdachts der Gruppenvergewaltigung einer 36-jährigen Frau festgenommen. Nachrichten wie diese verstärken auch den Widerstand lokaler Anwohner gegen die Unterbringung.
Einige von ihnen unterstützen die Forderung nach einer Verbringung auf das Festland, um nicht mehr mit der momentanen Situation konfrontiert zu sein, in der eine unbekannte Anzahl an Asylsuchenden wild in den Eukalyptuswäldern der Inseln campiert.
In den Lagern zu leben ist für viele von ihnen keine Option – neben den schlechten Bedingungen ist es die Angst vor der Abschiebung, die sie von dieser Möglichkeit Abstand nehmen lässt.

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