Es geht um drei Fälle
MeToo-Affäre: Weinstein-Prozess wird in New York neu aufgerollt
Ab Dienstag beginnt die Auswahl der Geschworenen, danach erst der eigentliche Prozess gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein in New York. Wegen sexueller Übergriffe und Vergewaltigung war Weinstein 2020 ursprünglich zu 23 Jahren Haft verurteilt worden, nun wird der Prozess neu aufgerollt.

Ex-Filmproduzent Harvey Weinstein erscheint vor Gericht in Los Angeles.
Foto: Etienne Laurent/EPA Pool/AP/dpa
Weltweite Aufmerksamkeit ist ab Dienstag in New York garantiert. Dann wird der Prozess um die mutmaßlichen Sexualverbrechen des US-Filmproduzenten Harvey Weinstein neu aufgerollt.
Die MeToo-Bewegung um Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow und Ashley Judd hofft in dem Verfahren auf Gerechtigkeit. Der 73-jährige Weinstein dagegen pocht auf seine Unschuld.
Vor gut einem Jahr hob das höchste New Yorker Gericht ein Urteil gegen Weinstein wegen Verfahrensfehlern wieder auf und ordnete eine Neuverhandlung an. Wegen sexueller Übergriffe und Vergewaltigung war Weinstein 2020 ursprünglich zu 23 Jahren Haft verurteilt worden.
Fünf Tage für Auswahl der Geschworenen, danach beginnt Prozess
Nun die Neuauflage: Vor dem Strafgericht von Manhattan hat Richter Curtis Farber ab Dienstag zunächst fünf Tage für die Auswahl der Geschworenen angesetzt. Danach beginnt der eigentliche Prozess, der vier bis sechs Wochen dauern dürfte.
Weinstein selbst hofft auf einen „neuen Blick“ auf seinen Fall. Er beharrt darauf, alle seiner Sexualkontakte seien einvernehmlich gewesen. Bei einem Gerichtstermin diese Woche wirkte der 73-Jährige blass und wegen seiner Herzprobleme geschwächt. Er wurde im Rollstuhl in den Saal geschoben.
Weinsteins Anwalt Arthur Aidala will nach eigenen Worten einen Prozess „über die Fakten, nicht über MeToo“. Vor fünf Jahren habe es noch Demonstrationen gegeben, bei denen sein Mandant als „Vergewaltiger“ beschimpft wurde. „All das hat sich gelegt“, glaubt der Anwalt.
Das sehen die MeToo-Verfechterinnen natürlich anders. Für sie ist Weinsteins berüchtigte „Besetzungscouch“ weiterhin eine Mahnung an Frauen weltweit, für ihre Rechte einzutreten. Mehr als 80 Frauen sehen sich als Opfer. Weinstein habe Schauspielerinnen oder Assistentinnen zu sexuellen Handlungen genötigt oder sie vergewaltigt, meist in Hotelzimmern, meinen sie.
Es geht um drei Fälle
In dem New Yorker Verfahren geht es um drei Fälle. Erneut wird die mutmaßliche sexuelle Nötigung der ehemaligen Produktionsassistentin Miriam „Mimi“ Haley 2006 verhandelt sowie die mutmaßliche Vergewaltigung der aufstrebenden Schauspielerin Jessica Mann 2013. Dazu kommt eine dritte Klägerin, die Weinstein erzwungenen Oralsex vorwirft.
Weitere Frauen sollen in dem neu aufgerollten Prozess vorerst nicht aussagen. Denn das war einer der Gründe dafür, dass das New Yorker Berufungsgericht Weinsteins Verurteilung vor einem Jahr verwarf: Es entschied, es hätten nicht zahlreiche Zeuginnen erscheinen dürfen, deren Fälle gar nicht mitangeklagt waren.
Zu seinem neuen Prozess erscheint Weinstein dennoch nicht als freier Mann. Er ist weiterhin auf der Gefängnisinsel Rikers Island im East River von New York inhaftiert. Dort sitzt er eine 16-jährige Haftstrafe aus einem separaten Verfahren ab. In Los Angeles war er im Februar 2023 ebenfalls wegen Vorwürfen sexueller Gewalt verurteilt worden. (afp/red)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
Bitte einloggen, um einen Kommentar verfassen zu können
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.