Türkei und Syrien – Erdbeben war bis Israel zu spüren

Am frühen Montagmorgen wurden Teile der Türkei und Syriens von einem Erdbeben der Stärke 7,8 heimgesucht. Der Schwerpunkt lag in der Region Kahramanmaraş.
Titelbild
Auf der Suche nach Überlebenden in Diyarbakir, 6. Februar 2023.Foto: ILYAS AKENGIN/AFP via Getty Images
Von 6. Februar 2023

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

Bei dem Erdbeben der Stärke 7,8 im türkisch-syrischen Grenzgebiet sind nach vorläufigen Angaben mehr als 1.500 Menschen (Stand 13 Uhr MEZ) ums Leben gekommen, zahlreiche weitere waren noch verschüttet. Stunden später erschütterte ein zweites Beben der Stärke 7,5 die Region. Ganze Viertel in den türkischen Grenzstädten sind betroffen; über 2.800 Gebäude wurden laut Erdogan zerstört. Allein in der Türkei wurden nach Angaben von Präsident Recep Tayyip Erdogan bis zum Vormittag über 900 Tote und knapp 5.400 Verletzte gemeldet.

Wie „Hürriyet Daily News“ berichtet, rechnet die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD mit steigenden Zahlen bei Toten und Verletzten. Laut AFAD lag das Zentrum des Bebens im Bezirk Pazarcık in der Provinz Kahramanmaraş. Betroffen seien auch mehrere türkische Provinzen wie Malatya und Diyarbakır. Die Regierung hat Rettungsteams aus dem ganzen Land mobilisiert. Es soll bereits mindestens sechs Nachbeben gegeben haben.

Der Bürgermeister der Stadt Adana, Zeydan Karalar, sagte dem Fernsehsender TRT, zwei 17- und 14-stöckige Gebäude seien vollkommen zerstört. Der Gouverneur von Kahramanmaras wollte angesichts der zahlreichen zerstörten Gebäude zunächst keine Opferzahl nennen. In der Provinz Maltaya wurde eine berühmte Moschee aus dem 13. Jahrhundert zerstört. In Gaziantep traf es eine Festung aus der Römerzeit, wie aus Bildern im Internet hervorging.

Erdbeben traf auch mehrere syrische Provinzen

In den von Damaskus kontrollierten Gebieten im Norden Syriens starben laut der amtlichen Nachrichtenagentur Sana gut 370 Menschen, knapp 1.100 weitere wurden verletzt. Die an den Bergungsarbeiten beteiligten Weißhelme meldeten in den von Rebellen gehaltenen Gebieten im Nordwesten Syriens über 220 Tote und knapp 420 Verletzte. Weitere Todesopfer gab es auch von pro-türkischen Kräften im Norden des Landes. Unzählige Menschen waren noch unter den Trümmern verschüttet.

In Syrien sind den Angaben des staatlichen Fernsehens zufolge mindestens 230 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Verletzten schätzt der stellvertretende Gesundheitsminister Ahmed Dhamirijeh auf mehr als 600. Der Nachrichtenagentur SANA zufolge handelt es sich um das stärkste Beben im Land seit 1995. Besonders stark betroffen seien die Provinzen Aleppo, Latakia, Hama und Tartus.

Hilfsangebote aus aller Welt

Aus der ganzen Welt trafen Beileidsbekundungen und Hilfsangebote ein, darunter von der EU, den USA, Russland, Frankreich, dem Iran, Indien sowie von Ankaras Rivalen Griechenland. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte Ankara „alle Unterstützung“ zu. Außenminister Dmytro Kuleba sprach von der Entsendung einer „großen Zahl von Rettungskräften“.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprachen den Opfern ihre Anteilnahme aus und versprachen rasche Hilfe. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte erste Soforthilfen über das Technische Hilfswerk an.

Schneestürme erschweren den Rettungseinsatz

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan teilte auf Twitter mit, dass die Regierung unverzüglich Such- und Rettungsteams in die vom Beben betroffenen Gebiete entsandt habe. Weiter schrieb er:

Wir hoffen, dass wir diese Katastrophe gemeinsam so schnell wie möglich und mit möglichst geringen Schäden überstehen werden.“

Innenminister Süleyman Soylu rief die Menschen dazu auf, beschädigte Gebäude wegen der Risiken nicht zu betreten. Er betonte:

Unsere Priorität ist es, Menschen, die unter zerstörten Gebäuden eingeschlossen sind, herauszuholen und in Krankenhäuser zu bringen.“

Ein massiver Wintereinbruch mit Schneestürmen, der derzeit den Nahen Osten trifft, erschwert den Rettungseinsatz. Dieser soll nach Einschätzung von Meteorologen noch bis Donnerstag anhalten.

Das Erdbeben mit dem Epizentrum in Kahramanmaraş wurde zunächst mit einer Stärke von 7,4 registriert. Das hätte jener des Bebens von Izmit mit mehr als 17.000 Toten im Jahr 1999 entsprochen. In Gaziantep gab es ein Nachbeben, bei dem man zunächst von Stärke 6,6 ausging. Das Geoforschungszentrum Potsdam gab in einer aktualisierten Einschätzung die Stärke mit 7,8 und 6,7 an.

Türkei aufgrund der Plattentektonik beständig von Erdbeben bedroht

Die Türkei gilt insgesamt als seismisch sensibles Gebiet. Grund dafür ist das Aufeinandertreffen der afrikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte. Allein in den vergangenen 25 Jahren hatte es mehrere Erdbeben mit schwerwiegenden Folgen gegeben. Zu den schwersten Beben in der Türkei in den vergangenen Jahren gehören:

– Das Erdbeben von Izmit am 17. August 1999: Ein starkes Beben der Stärke 7,4 auf der Richterskala verursachte schwere Schäden in der Region um Izmit und führte zu über 17.000 Todesfällen.
– Das Erdbeben von Düzce am 12. November 1999: Ein weiteres schweres Beben der Stärke 7,2 verursachte Schäden in der Region um Düzce und führte zu über 800 Todesfällen.

– Das Erdbeben von Bingöl am 1. Mai 2003: Nach Erdstößen der Stärke 6,4 starben 177 Menschen.
– Das Erdbeben von Van am 23. Oktober 2011: Ein Beben der Stärke 7,1 verursachte schwere Schäden in der Region um Van und führte zu über 500 Todesfällen.
– Das Erdbeben von Elâzığ und Malatya am 24. Januar 2020: Ein starkes Beben der Stärke 6,7 verursachte Schäden in der Region um Erdek und führte zu 41 Todesfällen.

Experten sehen auch die Metropole Istanbul als latent gefährdet und erwarten für die nahe Zukunft ein entsprechendes Ereignis. Zuletzt hatte es 2019 dort ein Erdbeben gegeben. Die historisch folgenschwersten Beben in der Stadt waren jene der Jahre 1509 und 1766.

(Mit Material von dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion