Mallorca: Deutsche Abiturientinnen und spanische Jugendliche ohne Positiv-Test in Zwangsquarantäne

Nach einem Corona-Ausbruch unter Schülern auf Mallorca entschied ein spanischer Richter, dass zumindest die negativ Getesteten aus der Zwangsquarantäne freigelassen werden müssen. Rechtsanwalt Markus Haintz berichtet nun von drei deutschen Touristinnen, die trotz Negativ-Test ebenfalls festgehalten werden.
Titelbild
Im Hotel "Palma Bellver" auf Mallorca wurden spanische Jugendliche und deutsche Abiturientinnen ohne Positiv-Test in Zwangsquarantäne festgehalten.Foto: Privat
Epoch Times4. Juli 2021

Nach einem Corona-Ausbruch unter Schülern auf Mallorca sind viele der von Quarantäne-Maßnahmen betroffenen Jugendlichen zurück ans spanische Festland gebracht worden.

Sie wurden aus der Zwangsquarantäne entlassen nachdem ein spanisches Verwaltungsgericht am Mittwoch entschieden hat, dass eine pauschale Quarantäne für negativ getestete Personen unzulässig ist. Ein Strafgericht hatte zuvor die Zuständigkeit abgelehnt, auch die lokale Polizei hatte sich zunächst geweigert, die offensichtlich rechtswidrige Quarantäne umzusetzen.

Ein Fährboot mit 118 Jugendlichen an Bord lief am Donnerstagvormittag im Hafen von Palma aus. Sie wurden auf der Fähre in einem abgeschotteten Bereich untergebracht, um Ansteckungen anderer Reisender zu vermeiden.

Jugendlichen und ihre Eltern protestieren vehement gegen die Zwangsmaßnahme

Zuvor hatten die spanischen Behörden rund 250 Schüler im Hotel „Palma Bellver“ unter Quarantäne gestellt. Weitere Hotels der Ferieninsel waren zu Isolierstationen umfunktioniert worden. Nachdem junge Menschen aus ganz Spanien auf Mallorca ihre Schulabschlüsse gefeiert hatten, war es dort zu positiven Testergebnissen gekommen. Die daraufhin ebenfalls isolierten Jugendlichen mit negativen Testergebnissen und ihre Eltern protestieren vehement gegen die Zwangsmaßnahme.

Die Fähre mit den Jugendlichen an Bord wurde später am Donnerstag im Hafen von Valencia erwartet. Beamte der Gesundheitsbehörden ihrer Heimatregionen sollten die Jugendlichen dort in Empfang nehmen und eventuell erneut testen.

Der Protest der frustrierten Jugendlichen auf den Balkonen des „Hotel Covid“ getauften Gasthauses in Palma hatte in Spanien für Schlagzeilen gesorgt. Mehrere Eltern wandten sich an die Justiz. Beschwerden von Nachbarn über laute Musik und über auf die Straße geworfene Gegenstände lösten zudem mehrere Polizeieinsätze aus.

Deutsche Touristinnen trotz Negativ-Test im Krankenhaus festgehalten

Doch nicht nur gegen Einheimische, bei denen kein positives Testergebnis vorliegt, gehen offenbar die spanischen Behörden rigide vor. Auch Touristen sind betroffen. So berichtet Rechtsanwalt Markus Haintz aus Mallorca von vier deutschen Abiturientinnen. Sie hätten ihn am Freitag als Touristinnen auf der spanischen Urlaubsinsel kontaktiert und anscheinend um Rechtsbeistand gebeten.

Ihr Rückflug nach Deutschland sollte am Samstag (3.7.) stattfinden. Jedoch wurde eine Person in der Gruppe mit einem Antigentest positiv auf Corona getestet, die drei anderen waren „negativ“.

Daraufhin brachten Mitarbeiter des Gesundheitswesens die gesamte Gruppe in ein Krankenhaus, indem sie mehrere Stunden festgehalten wurden, berichtet Haintz. In dem Krankenhaus wurde ihnen über mehrere Stunden und trotz einiger Hinweise kein Wasser gebracht, erklärt der Rechtsanwalt. Später wurde die Gruppe dann in ein anderes Krankenhaus gebracht, um dort die Nacht zu verbringen.

Anwälte durften ihre Mandanten nicht persönlich sprechen

Am Samstagmorgen wurde die Gruppe erneut getestet (PCR-Test), wobei das Ergebnis noch aussteht. Unabhängig vom Testergebnis hieß es, so Haintz, dass die Gruppe bei Vorliegen der Ergebnisse in das Hotel „Palma Bellver“ gebracht wird, um dort zehn Tage in Quarantäne zu verbringen.

Haintz besuchte seine deutschen Mandanten am Samstag (3.7.) im Krankenhaus zusammen mit einem spanischen Anwaltskollegen und wollte mit ihnen persönlich sprechen.

Ein Chefarzt gestattete dies zunächst, anschließend machte er einen Rückzieher und es hieß es sei verboten. Der Chefarzt äußerte gegenüber dem spanischen Rechtsanwalt, laut Haintz, sinngemäß: „Recht zähle hier nicht, es gehe um Infektionsschutz.“

Kurz nach Verlassen des Hospitals teilten die vier deutschen Touristinnen Haintz mit, dass das Krankenhaus entschieden hätte, dass sie doch nicht ins Hotel „Palma Bellver“ verlegt werden würden, sondern die 10 Tage Quarantäne im Krankenhaus verbringen müssten.

Haintz: Man wollte mediale Aufmerksamkeit vermeiden

Für Haintz liegt nahe, dass die Entscheidung getroffen wurde, um mediale Aufmerksamkeit zu verhindern. Denn ein Gerichtsbeschluss für die Quarantäne läge ebenso wenig vor wie eine schriftliche Anordnung einer Gesundheitsbehörde.

Entsprechend der Aussage von Haintz hätte man seiner Mandantschaft lediglich mitgeteilt, dass man sich nicht zu entfernen habe, Krankenhauspersonal und private Sicherheitsdienste würden dies überwachen.

Haintz sieht offenkundig Willkür im Verhalten der Behörden. Wurde doch erst am Mittwoch im Falle der unter Zwangsquarantäne gestellten spanischen Schüler durch einen Richter entschieden, dass eine pauschale Quarantäne von negativ Getesteten unzulässig ist.

Deutsche Botschaft kontaktiert

Laut Haintz sei die deutsche Botschaft über den Vorgang informiert, wie auch das Auswärtige Amt.

Ein Staatsanwalt vor Ort hätte ihm bereits mitgeteilt, dass die Festsetzung rechtswidrig sei und seine Mandantschaft das Krankenhaus jederzeit verlassen dürfe. Jedoch, so der REchtsanwalt, würde dies seiner Mandantschaft untersagt. (afp/er)



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