Madrid richtet UN-Klimakonferenz für Chile aus
Die UN-Klimakonferenz findet in Madrid statt. Diese Entscheidung gab das Klimasekretariat der Vereinten Nationen (UNFCCC) am Freitag an seinem in Bonn bekannt. Die Konferenz werde wie geplant in der Zeit vom 2. bis 13. Dezember abgehalten, hieß es weiter. Eigentlich war Chile als Gastgeberland für die diesjährige UN-Klimakonferenz vorgesehen.
Zur 25. UN-Klimakonferenz wurden 25.000 Delegierte in Santiago erwartet, unter ihnen auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Chile wird seit dem 18. Oktober von schweren politischen Unruhen erschüttert.
Tausende Vertreter von NGOs und Regierungen in aller Welt hatte die Nachricht zuvor wie ein Blitz getroffen: Wegen der Unruhen in seinem Land sagte Chiles Staatschef Sebastián Piñera am Mittwoch die UN-Klimakonferenz in der Hauptstadt Santiago ab – knapp fünf Wochen vor dem geplanten Beginn der Mega-Konferenz. Damit warf er monatelange Vorbereitungen über den Haufen. Es wurde fieberhaft nach einem Ausweichquartier gesucht. Heißer Kandidat für die Ausrichtung der sogenannten COP25 war als Sitz des Klimasekretariats der Vereinten Nationen (UNFCCC) das nordrhein-westfälische Bonn.
Absage ohne Vorwarnung
„Keiner war vorgewarnt“, sagt Sabine Minninger, Klima-Referentin der Entwicklungsorganisation Brot für die Welt, über die plötzliche Absage der UN-Klimakonferenz. Minninger wird seit Monaten von den Vorbereitungen für die Klimakonferenz in Santiago de Chile in Beschlag genommen, sie hat für rund 40 Vertreter von Partnerorganisationen Flüge und Hotels gebucht und bei Visaanträgen geholfen. Wie tausende andere Experten, Regierungs- und Medienvertreter fragt sie sich, wie es nun weiter geht.
Als „äußerst schmerzvolle Entscheidung“ bezeichnete Piñera es, die für den 2. bis 13. Dezember vorgesehene UN-Klimakonferenz wie auch den für November geplanten Apec-Gipfel wegen der beispiellosen Proteste in seinem Land abzusagen. Chile hatte sich zuvor relativ kurzfristig bereit erklärt, die 25. UN-Klimakonferenz mit mehreren zehntausend Teilnehmern auszurichten – nachdem der eigentlich vorgesehene Gastgeber Brasilien Ende November 2018 abgesprungen war.
Es musste umgeplant werden und diese Aufgabe kam zuvorderst dem UNFCCC zu. UN-Klimasekretärin Patricia Espinosa veröffentlichte zunächst eine aus nur zwei Sätzen bestehende Erklärung: Sie sei darüber informiert worden, dass Chile die COP wegen der gegenwärtigen „schwierigen Situation“ nicht ausrichten könne. „Wir prüfen derzeit alternative Gastgeber-Optionen.“
UN-Standort Bonn im Gespräch
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatte den Standort Bonn ins Spiel und Deutschland für erfolgreiche Verhandlungen zur Bekämpfung der Erderwärmung gleich mit in die Pflicht genommen. „Jetzt muss die Bundesregierung einspringen und die Klimakonferenz am UN-Standort Bonn ausrichten“, forderte BUND-Klimaexpertin Ann-Kathrin Schneider.
Das Bundesumweltministerium hob allerdings hervor, dass es einen solchen Fall „in der Geschichte von UNFCCC bisher nicht gegeben“ habe. Es sei daher „zu früh, um zu mutmaßen“, wie es weitergehe.
Stadt signalisiert Bereitschaft
Die Sprecherin der Stadt Bonn, Monika Hörig, sagte der Nachrichtenagentur AFP, ihre Stadt sei „immer gerne Gastgeber für internationale Konferenzen“ und stehe bereits „im engsten Austausch mit dem UNFCCC“. Ob und, wenn ja, wann die Konferenz in Bonn stattfinde, entscheide aber das UN-Klimasekretariat.
Die Stadt drängte sich auf, weil hier das UN-Klimasekretariat seinen Sitz hat und in dessen Verfahrensregeln steht, dass die Klimakonferenzen in Bonn stattfinden, wenn die Konferenzstaaten und das UNFCCC keinen anderen Ort bestimmen. Nun hat Madrid das Rennen gemacht. (afp/sua)
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