Leitfaden der EU hält Weihnachten und Maria für diskriminierend

Die EU-Kommission erarbeitete den Sprachleitfaden „United in Diversity“ – und stieß in Italien auf Proteste. Es war unter anderem die Rede von einer in Teilen „antireligiösen Voreingenommenheit“.
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Die EU-Kommissarin für Gleichstellung, Helena Dalli, bei einer Rede im Europäischen Parlament in Straßburg.Foto: JOHANNA GERON/POOL/AFP via Getty Images
Von 9. Dezember 2021
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Im Zuge der kulturellen Veränderungen in Europa veröffentlichte die Europäische Union einen internen Sprachleitfaden für die Mitarbeiter der Kommission zur inklusiven Kommunikation. Nach Kritik an dem Leitfaden, unter anderem aus dem Vatikan, soll dieser nun nochmal überarbeitet werden. Offenbar hatte alles mit einem Artikel der italienischen Tageszeitung „Il Giornale“ vom 28. November angefangen.

Diskussionen um „Weihnachten“ und „Maria“

Der Autor des Berichts in der italienischen Zeitung, Professor Francesco Giubilei von der Fernuni Università Giustino Fortunato di Benevento in Süditalien, übte schwere Kritik an dem EU-Leitfaden für „inklusive Kommunikation“ und nannte ihn „unglaublich“.

In seinem Beitrag mit dem Titel „In Europa ist es verboten, ‚Weihnachten‘ zu sagen und sich selbst Maria zu nennen“ erwähnte der Journalist und Buchautor insbesondere eines: Giubilei fand, dass die Europäische Kommission betonen wolle, dass „nicht jeder Christ ist“ und daher auch „nicht jeder die Weihnachtsfeiertage feiert (…)“, zitiert er aus dem Leitlinientext. Für Giubilei stehe hinter der Neudefinition der Sprache der Wille, die europäische Gesellschaft, ihre Bräuche und Traditionen zu verändern.

Die Europäische Kommission gehe im Namen der Inklusivität sogar so weit, Weihnachten abzusagen, indem sie dazu einlade, nicht den Satz zu verwenden: „Die Weihnachtszeit kann stressig sein.“ Dafür solle man sagen: „Die Feiertage können stressig sein.“ Außerdem wurde laut den EU-Leitlinien vorgeschlagen, anstelle von „christlichen Namen“ generische zu verwenden. Prof. Giubilei sieht darin „den Wunsch, das Christentum zu beseitigen“.

Vatikan warnt vor Verdrängung der christlichen Realität

Auch die „Neue Zürcher Zeitung“ berichtet von der Debatte und widerspricht dem italienischen Professor. Der NZZ nach sei es in der Europäischen Union nicht verboten, Maria zu heißen oder sich so zu nennen. Zudem sei für die Verwendung des Begriffes „Weihnachten“ noch niemand bestraft worden. Es sei auch kein Gesetz der EU-Kommission in Planung, das eine derartige Regelung vorsehe.

Den Angaben nach hatten einige Medien und Politiker, bis hin zu EU-Abgeordneten, die Debatte aufgenommen und Kritik an der EU geübt bzw. Anfragen gestartet. Ein Sprecher aus Brüssel habe daraufhin klargestellt, dass die Kommission keinesfalls plane, den Gebrauch des Wortes „Weihnachten“ zu verbieten. Allerdings habe man eine Pflicht zu Neutralität in Bezug auf religiöse Angelegenheiten.

Schließlich schaltete sich auch der Vatikan ein. Der zweite Mann im Vatikanstaat, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, kritisierte gegenüber „Vatikan News“ die EU-Richtlinie, „Weihnachten“ und „Maria“ zu meiden: „Das ist nicht der richtige Weg, um Diskriminierung zu bekämpfen.“

Parolin beklagte zudem die Tendenz, „alles zu vereinheitlichen, ohne die berechtigten Unterschiede zu respektieren“. Der führende Kardinal warnte vor der Verdrängung der Realität. Wer sich gegen diese stelle, begebe sich in große Gefahr. Er erinnerte daran, dass die Existenz und Identität Europas eng mit dem Christentum verbunden ist. Die Abkehr von „unseren Wurzeln“, den christlichen Festen und der christlichen Dimension Europas, die Zerstörung des Unterschieds und der Wurzeln bedeute letztlich die Zerstörung der Person, mahnte Parolin.

Auch von der EU-Bischofskommission COMECE gab es Kritik. Einige Passagen des Dokuments seien von einer „antireligiösen Voreingenommenheit geprägt“, hieß es.

EU-Kommission reagiert

Schließlich teilte die EU-Gleichstellungskommissarin Dalli auf Twitter mit, dass die Leitlinien nochmal überarbeitet würden. „Wir gehen diesen Bedenken nach, um sie in einer aktualisierten Version der Leitlinien auszuräumen.“

Die Bischofskommission begrüßte den Schritt. „Neutralität kann nicht bedeuten, dass Religion in den privaten Bereich verbannt wird“, kommentierte COMECE-Präsident S. Em. Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ die Entscheidung.  „Die Achtung der religiösen Vielfalt kann nicht zu der paradoxen Konsequenz führen, das religiöse Element aus dem öffentlichen Diskurs zu verdrängen.“



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