Laos macht Schritte in die globalisierte Welt

Verbündeter auf diesem Weg ist für Vientiane allerdings Peking
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Foto: Liu Jin/AFP/Getty Images
Von 19. Januar 2010

Das langsame Erwachen von Laos, einst bekannt als Brackwasser des französischen Indochina, erfährt seit dem Ende des Vietnam-Krieges eine rasante Beschleunigung. Größtenteils unterstützt von China hat Laos ein wichtiges internationales Ereignis veranstaltet und integriert auch die regionale Wirtschaft immer mehr. Poster über die Südostasien-Spiele, so groß wie Werbetafeln, zieren die einst so schläfrige Stadt Vientiane, Internet-Cafes und Mobilfunktürme signalisieren, dass auch Laos in der globalen Welt angekommen ist. Für Laos beginnt diese Welt mit China, aber für Peking bedeutet Laos nur einen weiteren Meilenstein für seine steigende Macht.

Die Südostasien-Spiele bringen elf Länder der Region zu einem halbjährlich stattfindenden sportlichen Ereignis zusammen. Sie können vielleicht nicht mit den Olympischen Spielen oder dem Fußballweltcup verglichen werden. Aber das von anderen Ländern eingeschlossene Laos, das lange eines der ärmsten Länder der Welt war, stellt sich voller Stolz und Begeisterung auf das Ereignis ein. Die Nachrichten über die letzten Vorbereitungen der Spiele übersteigen die gewöhnlich tristen Meldungen der Lao Nachrichtenagentur, einer staatlichen Einrichtung in diesem noch immer kommunistischen Land in Südostasien.

Die Spiele finden gerade in einer Zeit statt, in der Laos sich mehr als jemals zuvor für die Geschäfte und die Entwicklung im Ausland interessiert. Die Weltbank bekundete in einem Bericht in diesem Jahr, dass Laos „die globale Finanzkrise besser wegsteckt als viele seiner Nachbarn.“ Obwohl man von einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Höhe von fünf Prozent ausgeht und das weniger als die sieben Prozent des Jahres 2008 sind, stellen sie immer noch eine eindrucksvolle Leistung dar. Stromexporte in marktschwache Länder der Region, Bergbau – und jetzt Tourismus – gelten nun als Motoren für dieses Wachstum. Neue Gebäude werden in Vientiane und außerhalb gebaut. Die einst durchlöcherten, staubigen Straßen wurden auf Vordermann gebracht. Internet und Mobiltelefone sind keine Neuheiten mehr.

Abhängig von China

All das hat jedoch seinen Preis. Ein ausländischer Beobachter beschrieb Laos einst nicht als „von anderen Ländern eingeschlossen, sondern mit anderen Ländern verbunden“, mit verschiedenen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Einflüssen aus allen Richtungen. Ein Bericht der monatlich erscheinenden Indochina Issues mit Sitz in Washington D.C., USA, aus dem Jahr 1982 besagt, dass „Laos strategische Position verbunden mit dem chaotischen Terrain, ethnischer Komplexität und wirtschaftlicher Rückständigkeit die Führer Laos überzeugt habe, dass das Land zwei Möglichkeiten hat: entweder Verwirrung oder die Abhängigkeit von einem mächtigen Verbündeten. Eine Generation später bewahrheitet sich dies. Der Verbündete heißt China.

Für China ist Laos sowohl wegen seiner Bodenschätze als auch wegen seiner strategischen Position als Tor nach Südostasien attraktiv. Obwohl das Holzfällen ausschließlich von den staatlichen Behörden kontrolliert sein sollte, beobachteten Besucher in der nördlichen Provinz von Phong Saly LKW-Konvois mit frisch geschlagenem Bauholz, die die Grenze zu China passierten. In anderen Gebieten im Norden sind riesige Waldflächen gerodet worden, um Platz für die für den chinesischen Markt erforderlichen Gummiplantagen zu machen. Die Chinesen haben Laos beim Straßenbau, bei der Entwicklung von Wasserkraftwerken und dem Mineralienabbau unterstützt. Außerdem hat China den Bau von Geschäftsgebäuden in der Hauptstadt finanziert. Das erste in Vientiane war ein riesiges „Kulturzentrum“ – und jetzt, kaum überraschend, auch noch das Stadion für die Südostasien-Spiele.
Obwohl China nicht unter den elf teilnehmenden Ländern ist, hätte der Austragungsort der Spiele ohne Pekings Hilfe nicht einmal annähernd so sensationell ausgesehen. Um nicht übertroffen zu werden entschied sich Laos alter Verbündeter Vietnam dazu, den Bau des Dorfes für die Athleten zu finanzieren.

Teil des ursprünglichen Handels mit China war, dass sogar 50.000 chinesische Arbeiter samt ihrer Familien Teil des neuen Stadtgebietes um das Stadion herum werden sollten. Aber Laos, wo gewöhnlich wenige wagen, die Politik zu kritisieren, stellte sich dagegen, und sogar die Nationalversammlung des Landes legte sich quer. Jetzt wird es ein viel kleineres „Chinatown“ geben, aber der Trend ist eindeutig. Kürzlich angekommene chinesische Einwanderer haben Shops in Vientiane und Umgebung eröffnet und andere Geschäfte ins Leben gerufen.

Die sich wandelnde Natur von Laos internationalen Verbindungen wird vielleicht am Beispiel der 3er Wohnblocksiedlung an der Straße zum Wattay Flughafen in Vientiane deutlich. Vollendet in den 1960er Jahren als operative Zentrale für Mitarbeiter des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA und anderer amerikanischer Berater, wurden die Gebäude von sowjetischen Experten und Technikern übernommen, als 1975 die kommunistische Gruppe Pathet Lao an die Macht kam. Heute nennt man sie Mekong Hotel und Appartements und ist hauptsächlich auf chinesische Kundschaft eingerichtet. Eine komplette Etage des Hauses wird vom „Peking-Restaurant“ eingenommen, mit Schriftzeichen auf chinesisch, in Lao und in romanischer Schrift, sowie von einem chinesischen Nachtklub mit einer Karaoke-Bar. Die Straße vom Flughafen zur Innenstadt ist ebenfalls gesäumt mit neuen Firmenbüros, Geschäften und Restaurants, auf denen die Firmennamen in chinesischen Schriftzeichen zu lesen sind.

China und Laos – gekommen um zu bleiben

Im Oktober wurden die Verbindungen zwischen China und Laos –
und darüber hinaus – in einer Abmachung zementiert, eine neue vierte Brücke über den Mekong-Fluss zu bauen. Diese vierte Brücke über den Mekong-Fluss wird die Städte Ban Houei Xai in Laos und Chiang Khong in Thailand miteinander verbinden, die noch vorhandene, langsame und beschwerliche Fährverbindung zwischen den zwei Städten wird ersetzt. Eine neue Allwetterautobahn verbindet bereits Ban Houei Xai mit der Stadt Boten an Laos Grenze zu China. Die neue Brücke wird die erste,direkte Straßenverbindung zwischen China und Südostasien sein.

Die Behörden von Laos erwarten, dass der Bau der 480 Meter langen Brücke innerhalb von 30 Monaten beendet wird. Die Kosten tragen Thailand und Laos zu gleichen Teilen. Laos Anteil des Projektes in Höhe von 20 Millionen Dollar wird von China bezahlt.

Chinas wachsender Einfluss in Laos ist aufgrund seiner langfristigen Konkurrenz mit Vietnam von besonderer Bedeutung. Während des französischen Kolonialzeitalters bis 1953 gab es viele führende vietnamesische Beamte. Viele von ihnen sind als Geschäftleute und private Unternehmer geblieben. Die neuen angekommenen Vietnamesen haben oft Verwandte in den Talstädten wie Vientiane entlang des Mekong. So kommen sie leichter an Ausweisdokumente und erhalten nach einer Weile die Staatsbürgerschaft. Der Einfluss der Vietnamesen auf die Wirtschaft und die Investitionen ist im Süden besonders deutlich.

Aber sogar dort herrscht an lokalen Märkten Überfluss an preiswerten chinesischen Konsumgütern, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Chinas Unternehmer dort ebenfalls stärker etablieren. Ein sicherer Ausgangspunkt im Süden von Laos wäre für China der direkte Zugang zu Kambodscha – ein weiteres Land, das in den letzten Jahren näher an China herangerückt ist – und Zugang zu verhältnismäßig wohlhabenden städtischen Gebieten im nordöstlichen Thailand. Aber trotz des jüngsten wirtschaftlichen Erfolges wird Laos niedrige Population allein niemals die Nachfrage nach chinesischen Waren bieten können, die sich Peking wünscht.

Am 23. Oktober gab es in Peking ein Treffen des chinesischen Präsidenten Hu Jintao mit seinem laotischen Kollegen, Choummaly Sayasone, in dem sie ihre herzliche Beziehung zueinander nochmals bestätigten. Zwar verschleiert durch die traditionelle kommunistische Rhetorik, war die Botschaft jedoch klar: China ist nach Laos gekommen um zu bleiben – für weitaus mehr als nur die Asien-Spiele. Und wenn die vierte Brücke über den Mekong-Fluss einmal gebaut ist, könnte sich dieser Einfluss Chinas noch verstärken und auch die Geopolitik der Region verändern.

 

Bertil Lintner ist ein schwedischer Journalist in Thailand und Autor etlicher Werke über Asien. Nachdruck mit Erlaubnis von YaleGlobal Online.

Originalartikel auf Englisch: Laos Steps into the Globalized World

Foto: Liu Jin/AFP/Getty Images



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