„Bedrohung vorbei“: Landesweiter Luftalarm in der Ukraine aufgehoben

Zwei Stunden dauerte der Luftalarm in der Ukraine. Die Gefahr waren Tupolew-Langstreckenbomber, die im Norden Russlands starteten. In der Nacht setzte ein ukrainischer Drohnentreffer ein großes Treibstofflager in der russischen Region Kursk in Brand. Wie ist die Lage?
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD, 2.v.l), sein französischer Amtskollege Sébastien Lecornu (2.v.r) sowie weitere Ministerinnen und Minister unterzeichnen im Brüsseler Nato-Hauptquartier ein Dokument für eine Koalition, die die Ukraine beim Ausbau ihrer Luftverteidigungsfähigkeiten unterstützen soll.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD, 2.v.l), sein französischer Amtskollege Sébastien Lecornu (2.v.r) sowie weitere Ministerinnen und Minister unterzeichnen im Brüsseler Nato-Hauptquartier ein Dokument für eine Koalition, die die Ukraine beim Ausbau ihrer Luftverteidigungsfähigkeiten unterstützen soll.Foto: Ansgar Haase/dpa
Epoch Times15. Februar 2024

In der Ukraine war am frühen Donnerstag ein landesweiter Luftalarm ausgerufen worden. Wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte, waren zuvor mehrere Tupolew-Langstreckenbomber vom Typ Tu-95MS vom Flugfeld Olenja im Norden Russlands gestartet. Später hob die Luftwaffe den Alarm mit einer Botschaft im Onlinedienst Telegram wieder auf, wonach die „Bedrohung vorbei“ sei.

Aus den Regionen Kiew, Saporischschja, Lwiw und Poltawa wurden Explosionen gemeldet. Kiews Verwaltung erklärte, der Luftalarm habe für mehr als zwei Stunden gegolten, die Flugabwehr habe aber „alle feindlichen Geschosse zerstört“. Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt, Vitali Klitschko, erklärte im Onlinedienst Telegram: „Explosionen in der Stadt. Die Luftabwehr funktioniert.“

Der Gouverneur der ostukrainischen Region Saporischschja erklärte, eine Person sei verletzt und ein „Infrastrukturziel“ getroffen worden.

Die Ukraine hatte in den vergangenen Wochen bereits zweimal den Start der Tupolew-Kampfflugzeuge gemeldet, die noch aus der Sowjetära stammen. Ende Dezember setzte Russland die Flugzeuge bei einer Reihe von Angriffen auf ukrainische Städte ein, darunter auch die Hauptstadt, bei denen 39 Menschen getötet wurden.

Russisches Treibstofflager in Brand geschossen

In der Nacht setzte ein ukrainischer Drohnentreffer ein Treibstofflager in der grenznahen russischen Region Kursk in Brand, wie russische Behörden mitteilten. Verletzte habe es nicht gegeben.  

Die Ukraine greift seit Wochen Anlagen der russischen Öl- und Gasindustrie an, mit den Exporteinnahmen finanziere Russland den Krieg. In den vergangenen Wochen waren Anlagen in Ust-Luga und St. Petersburg an der Ostsee sowie Tuapse am Schwarzen Meer getroffen worden.

Hoffen auf den Kampfjet F16

Die Ukraine hofft auf mehr Flugabwehrwaffen, Artilleriemunition, Drohnen und erste westliche Kampfflugzeuge. Das teilte der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow auf Facebook mit.

Bei der Einführung des US-Kampfjets F-16 in der Ukraine liege man „im Zeitplan“, teilte Umjerow ohne nähere Details mit. Derzeit werden ukrainische Piloten und die Bodenmannschaften für das Flugzeug ausgebildet.

Die Niederlande und Dänemark werden Jets an die Ukraine abgeben, die in diesem Jahr dort erwartet werden. Umjerow berichtete auch von einer Allianz zur Lieferung von Drohnen, geführt von Lettland, und einer Allianz für Minenräumung, geführt von Litauen.

Berlin und Paris leiten Allianz für Luftverteidigung

Eine weitere sogenannte Fähigkeitskoalition führen Deutschland und Frankreich, und zwar für Luftverteidigung. Pistorius und sein französischer Kollege Sébastien Lecornu unterschrieben in Brüssel die Gründungsdokumente. Das Bündnis soll langfristig eine effiziente Unterstützung für die Ukraine im Bereich der bodengestützten Luftverteidigung sicherstellen.

Nach der Soforthilfe gehe es jetzt um Langzeitfähigkeiten, erklärte Pistorius. Luftverteidigung sei eine Grundvoraussetzung für den Erfolg der ukrainischen Streitkräfte in deren Kampf gegen den russischen Aggressor.

Deutschland wird Pistorius zufolge auch eine geplante Koalition für gepanzerte Gefechtsfahrzeuge mitleiten – dieses Mal nicht an der Seite von Frankreich, sondern an der von Polen. Weiter will Deutschland bei Bündnissen für Artillerie, maritime Sicherheit, Entminung und Drohnen mitmachen.

Drohnen vom Typ Orlan seien „die Augen für die russische Artillerie und Kampfdrohnen“, schrieb Selenskyj auf dem Portal X (früher Twitter). Die Ukraine könne solche Drohnen technisch blind machen. Nötig sei aber ein systematischer Ansatz von der Identifikation der feindlichen Drohnen bis zum Einsatz elektronischer Kriegsführung gegen sie und ihrer Vernichtung.

Russland sieht sich im Krieg gegen den gesammelten Westen

Fast zwei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sieht sich Moskau nach Worten von Kremlsprecher Dmitri Peskow in einem Krieg mit der gesamten westlichen Welt. Das sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin russischen Agenturberichten zufolge.

„Die militärische Spezialoperation hat als Operation gegen die Ukraine begonnen“, wurde Peskow zitiert. „Mit der Zeit hat sie die Form eines Krieges gegen den kollektiven Westen angenommen.“ Dies bedeute aber auch, dass diese länger dauern werde als erwartet.

„Aber es ändert am Lauf der Dinge nichts“, sagte Peskow den Angaben nach. Auch Putin deutet seinen Ukraine-Krieg oft als Konflikt, in dem Russland sich gegen die westliche Welt verteidigen müsse.

Pistorius: Münchner Sicherheitskonferenz soll helfen

Die Münchner Sicherheitskonferenz ab kommenden Freitag soll nach dem Willen von Verteidigungsminister Boris Pistorius einen Impuls setzen für „die Geschlossenheit der freien, demokratischen Welt, sich weiter für die Unterstützung der Ukraine einzusetzen“.

Dies wäre das „wichtigste Signal“, das von dem Treffen ausgehen könne, sagte der SPD-Politiker dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Der Krieg Russlands gegen das Nachbarland gehe alle an. „Denn es würde Autokraten und Diktatoren dieser Welt ermuntern, Ähnliches zu tun, wenn Putin damit durchkäme.“

Die Verteidigungsminister der NATO-Staaten beraten heute über die weitere Zusammenarbeit mit der Ukraine und den laufenden Ausbau der Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten des Bündnisses.

Nach tagelangen Blockaden mehrerer Grenzübergänge zwischen Polen und der Ukraine durch polnische Bauern wollen ukrainische Lkw-Fahrer einen Übergang für polnische Lastwagen sperren. (afp/dpa/red)



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