Den Horizont erweitern oder ausländische Einflussnahme und Untergrabung der akademischen Freiheit: Die chinesischen Konfuzius-Institute stehen immer wieder in der Kritik.
Es gibt sie weltweit und sie bieten vorgeblich nur Kurse in chinesischer Sprache und Kultur an. Hier und da werden sie aber nun geschlossen oder eingeschränkt. Ein weitverbreiteter Vorwurf ist, dass diese angeblich unpolitischen Bildungseinrichtungen als Teil von Chinas Soft Power-Strategie dazu dienen, das Narrativ der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) dezent ins westliche Bildungswesen zu transportieren.
Australien baut Konfuzius-Institute ab
In Australien, so ein aktueller Bericht der öffentlich-rechtlichen Rundfunkgesellschaft „Australian Broadcasting Corporation“ (ABC), sind mittlerweile fast die Hälfte aller Konfuzius-Institute geschlossen. Ein Sprecher des Außen- und Handelsministeriums wird zitiert: „Die Außenministerin hat dem Universitätssektor klar ihre Erwartung übermittelt, dass australische Universitäten keine neuen Konfuzius-Institute gründen sollten.“
Die Regierung ist besorgt, Peking könne die Institute zur Überwachung chinesischer Studenten nutzen, so der Sender.
Oppositionspolitiker James Paterson hat den Universitäten geraten, sie sollten „sorgfältig prüfen“, ob die Konfuzius-Institute „mit ihren Werten im Einklang“ stünden.
Noch sechs von 13 – Tendenz fallend
Derzeit haben die Universitäten von Melbourne, Queensland, New South Wales und Western Australia ihre entsprechenden Verträge mit chinesischen Universitäten nicht mehr verlängert. Das Royal Melbourne Institute of Technology schloss sein Konfuzius-Institut schon im Jahr 2021.
ABC geht aufgrund von Informationen auf der Website der University of Adelaide davon aus, dass auch dort das einstige Konfuzius-Institut „möglicherweise schon seit geraumer Zeit inaktiv war“. Eine Bestätigung dafür vermied die Universität aber offenbar.
Als Gründe für die Entscheidungen wurden laut ABC unter anderem die Auswirkungen der Pandemie angeführt, aber auch die Bedenken der australischen Regierung hinsichtlich ausländischer Einmischung.
Weiterhin betrieben werden die Konfuzius-Institute der Universitäten Sydney, Newcastle und Victoria als auch der La Trobe University und der Griffith University.
Die Konfuzius-Institute in Australien werden in der Regel in Partnerschaft mit chinesischen Universitäten auf dem Campus von australischen Hochschulen betrieben, so ABC.
„Parteikultur“ statt traditioneller Kultur
Doch über Oberflächlichkeiten geht das nicht hinaus. Chinas herrschende Partei versucht mit den Instituten das Bild eines friedlich-kulturellen Angebots zu vermitteln, welches angebliche „Missverständnisse“ über China – oder genauer gesagt über das kommunistische Regime und dessen Ideologie – abbauen soll.
Dabei verwendet man positiv besetzte Begrifflichkeiten wie „Freundschaft zwischen den Völkern“ und „gegenseitiges Verständnis“, während man für Peking unangenehme Themen wie Tibet, Taiwan, Hongkong, Falun Gong oder Tiananmen systematisch vermeidet – oder wenn, dann im Sinne der KPCh-Ideologie darstellt. Kritische Diskurse? Fehlanzeige.
Geschichtlich belegt und allgemein bekannt ist, dass die Partei schon während der Kulturrevolution (1966–1976) große Teile der traditionellen Kultur zerstört und Gelehrte verfolgt hatte. Auch die spirituellen Grundlagen der chinesischen Kultur, Buddhismus, Daoismus und auch Konfuzianismus wurden als „feudalistisch“ bekämpft.
USA konsequent, Deutschland … im Bilde
In den USA gibt es derzeit weniger als
fünf von ehemals 100 Konfuzius-Instituten im Jahr 2023. Vor einigen Wochen legten zudem Abgeordnete des Repräsentantenhauses in Schreiben an Universitäten den Hochschulen nahe,
auf China-Kooperationen ganz zu verzichten – der nationalen Sicherheit wegen.
Im
Bundesverfassungsschutzbericht vom Juni 2024 heißt es: „Im Bereich von Bildung und Forschung drohen Chinas Aktivitäten und Kooperationsformate, die akademische Freiheit zu unterminieren. Die chinesischen Konfuzius-Institute dienen innerhalb der Einflussnahmestrategie der KPCh auch dazu, ein makelloses Chinabild zu verbreiten und regimekritische Veranstaltungen oder Forschung zu verhindern.“
Bereits im Jahr 2022 hatte die CDU auf ihrem Parteitag die
Abschaffung aller Konfuzius-Institute in Deutschland beschlossen. Doch auch heute gibt es noch immer 19 Konfuzius-Institute in Deutschland.
Im Jahr 2023 gab es laut „China Observers in Central and Eastern Europe“ weltweit
496 Konfuzius-Institute
in über 160 Ländern. Das ist ein Rückgang von 548 Instituten im Jahr 2018. Geleitet und finanziert werden sie durch Hanban, das Amt des Internationalen Chinesischen Sprachrats, eine Abteilung des chinesischen Bildungsministeriums mit direkter Anbindung an die KPCh.