KP Chinas erkennt Machtübernahme der Taliban an und hofft auf Kooperation
China hat sich nach der Eroberung von Kabul durch die Taliban zu „freundlichen Beziehungen“ mit den neuen Machthabern in Afghanistan bereit erklärt. China respektiere „das Recht des afghanischen Volkes, unabhängig sein eigenes Schicksal zu bestimmen“, erklärte Außenamtssprecherin Hua Chunying am Montag.
Dies wurde international von manchen als eine Anerkennung des Taliban-Regimes seitens der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) gewertet. Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace erklärte aber, dass es „nicht der richtige Zeitpunkt“ sei die Islamisten anzuerkennen. Die Machtübernahme durch die Taliban bezeichnete er als „Versagen der internationalen Gemeinschaft“.
Die Positionierung Pekings kommt nicht unerwartet: Schon 1989 bildete das chinesische Militär mehrere Tausend Dschihadisten aus. Auch Al Kaida und verschiedene Taliban-Gruppen erhielten militärische und logistische Unterstützung aus Peking.
Am Tag der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA, unterzeichneten chinesische und Taliban-Vertreter sogar einen Vertrag zur Ausweitung der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Der amerikanische Geheimdienst fand später heraus, dass chinesische Geheimdienste Bin Laden bei der Beschaffung finanzieller Mittel unterstützt hatten.
Chinas Angst vor Terrorismus
Öffentlich hatte Peking zwar auf ein Friedensabkommen zwischen den Taliban und der von den USA unterstützten Zentralregierung in Afghanistan gedrängt. Doch wohl schon in Erwartung einer Machtverschiebung in der Region empfing das chinesische Regime vor drei Wochen eine Delegation der Taliban in Tianjin City.
Der chinesische Außenminister Wang Yi traf dabei mit dem ranghohen Taliban-Führer Mullah Abdul Ghani Baradar und acht weiteren Taliban-Vertretern zusammen und signalisierte damit Pekings Anerkennung der Gruppe als legitime politische Kraft.
Während des Treffens bat Wang um die Zusicherung, dass die Taliban keine islamischen Extremisten tolerieren, die Anschläge in Chinas westlicher Region Xinjiang verüben könnten. Baradar stimmte dem zu und erklärte, die Taliban würden das „niemals zulassen“.
Chinas Region Xinjiang teilt eine lediglich 76 Kilometer lange Grenze mit Afghanistan. Dennoch ist Peking seit Langem besorgt über einen möglichen, auch aus dem Ausland befeuerten, islamischen Aufstand in Xinjiang, wo 13 Millionen türkische Muslime – Uiguren und andere muslimische Minderheiten – leben.
Internationale Untersuchungen förderten im Dezember letzten Jahres zutage, dass über eine Million Uiguren in Internierungslagern festgehalten werden, wo sie Folter, Zwangsarbeit und politischer Indoktrination ausgesetzt sind. Außerhalb der Lager werden die muslimischen Einwohner durch ein Netz von Kontrollpunkten, KI-gestützten Überwachungskameras und biometrischer Erfassung ständig überwacht. Die Unterdrückung wurde von der US-Regierung und anderen westlichen Abgeordneten als Völkermord bezeichnet.
Wirtschaftliche Interessen Chinas
Peking verfolgt in Afghanistan angesichts der geostrategischen Lage des Landes auch wirtschaftliche Interessen.
Unter dem Dach der chinesischen „Belt and Road Initiative“ (Neue Seidenstraße) entsteht in den afghanischen Nachbarländern der „Chinesisch-Pakistanische Wirtschaftskorridor“ (CPEC). Das ist ein massives Infrastrukturprojekt, das die chinesische Region Xinjiang mit dem Hafen Gwadar an der pakistanischen Meeresküste verbinden soll. Von den Staatsmedien Pekings wurde der Hafen im Südwesten Pakistans aufgrund seiner geografischen Lage bereits als „Superlink“ zur CPEC bezeichnet.
Srdja Trifkovic, ein Dschihadismusexperte und Mitarbeiter des „Charlemagne Institute“ äußerte sich dazu gegenüber Epoch Times. Den Versuch, ein von den Taliban beherrschtes Afghanistan für das CPEC und andere Projekte zu gewinnen, hält er aus chinesischer Sicht sowohl für „klug als auch realisierbar“.
Die Taliban – ein unberechenbarer Akteur in der regionalen Politik
Voraussetzung für das Gelingen der Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher Ebene: Frieden und Stabilität.
Angesichts des enormen Geschäftspotenzials in der Region hält auch Azeem Qureshi, Dozent für die Beziehungen zwischen dem Nahen Osten und China an der COMSATS und der Quaid-i-Azam-Universität Islamabad, den Wunsch nach Frieden für eine treibende Kraft. Chinesische Unternehmen könnten über Afghanistan und Pakistans CPEC einen „einfacheren Weg zu den Zentralasiatischen Republiken finden“.
Qureshi glaubt, dass die Lücke, die die USA hinterlassen haben, von China gefüllt wird. Peking sei dabei aber auf Pakistan angewiesen, mit dem es bereits enge Beziehungen unterhält. „Die Chinesen verstehen Afghanistan nicht wirklich gut, was sie dazu veranlasst, nach Pakistan zu schauen“, erklärte Muhammad Shoaib, Assistenzprofessor für internationale Beziehungen an der National Defence University in Islamabad.
Während die US- und NATO-Truppen das Land verlassen, warnen Regionalexperten vor den Folgen, die entstehen, wenn man ein unruhiges, instabiles Afghanistan den politischen Kräften der Taliban überlässt. Pakistan hat bei seinen jüngsten diplomatischen Bemühungen mit den Taliban, einem unberechenbaren Akteur in der regionalen Politik, große Schwierigkeiten gehabt.
Mk mit Material von Epoch Times USA.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion