Reaktionen aus Italien und Brasilien: Battisti in Bolivien festgenommen
Der wegen vier Morden in den 70er Jahren von Italien gesuchte Ex-Linksextremist Cesare Battisti ist in Bolivien gefasst worden. Die Festnahme sei in Zusammenarbeit italienischer und bolivianischer Beamter erfolgt, teilten die italienischen Behörden am Sonntag mit. Italien entsendete umgehend ein Flugzeug in das südamerikanische Land; Innenminister Matteo Salvini sagte, „Mittel und Männer“ zur Rückholung Battistis seien unterwegs.
Battisti hatte sich zuletzt jahrelang in Brasilien unter dem Schutz linksgerichteter Präsidenten einer Auslieferung nach Italien entzogen. Brasiliens neuer rechtsradikaler Präsident Jair Bolsonaro hatte Italien aber bereits vor seiner Wahl Ende Oktober die Auslieferung Battistis in Aussicht gestellt. Mitte Dezember wurde in Brasilien Haftbefehl gegen Battisti erlassen, seither fehlte von ihm jede Spur.
Brasilianische Medien berichteten unter Berufung auf brasilianische Polizeikreise, der 64-Jährige sei am späten Samstagabend in der bolivianischen Stadt Santa Cruz de la Sierra gestellt worden.
Bolivien bestätigte die Festnahme. Bolivianische Beamte der internationalen Polizeibehörde Interpol hätten Battisti „auf der Straße festgenommen“, verlautete aus bolivianischen Regierungskreisen. Die italienische Polizei erklärte, die Festnahme sei in Zusammenarbeit italienischer und bolivianischer Beamter mit Unterstützung der italienischen Terrorabwehr erfolgt.
Aus italienischen Regierungskreisen hieß es, Battisti sei bereits „mit Sicherheit“ in der vergangenen Woche in Santa Cruz gesichtet worden. Die italienische Zeitung „Corriere de la Sera“ berichtete, Battisti habe einen falschen Bart getragen und sei von einem Spezialkommando von Interpol festgenommen worden. Demnach hatten die Ermittler ihre Suche bereits vor Weihnachten auf Santa Cruz fokussiert und Battisti zunehmend eingekesselt.
Italiens rechtsgerichteter Innenminister Matteo Salvini dankte den beteiligten Beamten für die Festnahme „eines Verbrechers, der das angenehme Leben am Strand nicht verdient und der den Rest seiner Tage im Gefängnis verbringen sollte“. Der italienische Botschafter in Brasilien, Antonio Bernadini, twitterte: „Battisti ist festgenommen! Die Demokratie ist stärker als der Terrorismus!“
Bolsonaro gratulierte „den Verantwortlichen“ per Twitter „für die Festnahme des Terroristen Cesare Battisti“. Bolsonaros Sohn, der Abgeordnete Eduardo Bolsonaro, twitterte auf italienisch mit einem Foto Battistis: „Brasilien ist nicht mehr das Land von Banditen. Matteo Salvini, das ‚kleine Geschenk‘ ist unterwegs.“ Ein Berater Bolsonaros sagte am Sonntag, Battisti werde in Kürze nach Brasilien überstellt und von dort aus vermutlich an Italien ausgeliefert.
Die italienischen Behörden entsandten nach der Festnahme umgehend ein Flugzeug mit Vertretern von Polizei und Geheimdiensten an Bord, wie das Innenministerium mitteilte. Es müsse nun erwogen werden, ob Battisti „einen Zwischenstopp in Brasilien“ einlege „oder ob er sofort nach Italien gebracht wird“, verlautete aus Kreisen des Innenministeriums in Rom.
Der Nachrichtenagentur AFP hatte Battisti vor einiger Zeit in einem Interview gesagt, ihm drohten bei einer Rückkehr nach Italien „Folter“ und Tod.
Nach einer Verurteilung im Jahr 1979 wegen Mitgliedschaft in der verbotenen Gruppe Bewaffnete Proletarier für den Kommunismus war Battisti aus einem italienischen Gefängnis ausgebrochen. 1993 wurde er in Italien in Abwesenheit wegen vierfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Ende der 70er Jahre verübten Morde werden der linksextremistischen Gruppe angelastet, deren Mitgründer Battisti war. Battisti gibt seine Mitgliedschaft in der Gruppe zu, bestreitet aber die Mordvorwürfe.
Später war Battisti jahrelang in Mexiko und Frankreich auf der Flucht, bevor er 2004 nach Brasilien floh. Dort lebte er zunächst im Verborgenen, bis er 2007 in Rio de Janeiro gefasst wurde. Nach jahrelanger Haft erließ der linksgerichtete brasilianische Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ein Dekret, in dem er eine Auslieferung an Italien verweigerte. Battisti wurde zum Ärger Italiens freigelassen.
(afp)
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