Israel: Hisbollah hat mit tödlichem Angriff auf Kinder „alle roten Linien überschritten“

Zuspitzung in Nahost: Mit dem tödlichen Raketenbeschuss aus dem Libanon auf eine drusische Ortschaft auf den Golanhöhen hat die vom Iran unterstützte Hisbollah aus Israels Sicht „alle roten Linien überschritten“.
Titelbild
Rotes Absperrband sperrt den Fußballplatz ab, nachdem am 28. Juli 2024 im Dorf Majdal Shams im israelisch annektierten Golan-Gebiet hier eine Rakete eingeschlagen ist. Nach Angaben des israelischen Militärs feuerte die Hisbollah die Rakete aus dem Libanon ab.Foto: Menahem Kahana/AFP via Getty Images
Epoch Times28. Juli 2024

„Das Massaker vom Samstag stellt die Überschreitung aller roten Linien durch die Hisbollah dar“, erklärte das israelische Außenministerium am Sonntag. Die pro-iranische Schiitenmiliz bestreitet die Verantwortung für den tödlichen Angriff, bei dem nach israelischen Angaben mindestens zwölf Kinder und Jugendliche während eines Fußballspiels getötet wurden.

Es handele sich bei der Hisbollah „nicht um eine Armee, die gegen eine andere Armee kämpft, sondern um eine Terrororganisation, die absichtlich auf Zivilisten schießt“, hieß es in der Erklärung des Ministeriums weiter.

Die Hisbollah hatte zuvor angegeben, insgesamt neun Angriffe innerhalb von zwei Stunden auf israelische Ziele als Reaktion auf die Tötung von vier ihrer Kämpfer verübt zu haben.

Eine Rakete iranischer Bauart

Das vom Libanon aus abgefeuerte Geschoss schlug am Samstag auf dem Fußballfeld des von Drusen bewohnten Dorfes Madschdal Schams ein.

Israels Armeesprecher Daniel Hagari sprach vom „tödlichsten Angriff gegen israelische Zivilisten seit dem 7. Oktober“. Nach Angaben des israelischen Rettungsdiensts Magen David Adom wurden 30 weitere Jugendliche bei dem Angriff verletzt, einige von ihnen schwer.

Hagari erklärte in der Nacht zu Sonntag, bei dem Geschoss handele es sich um eine Falak-1-Rakete iranischer Bauart mit einem 50 Kilogramm schweren Sprengkopf. Dieses Modell befinde sich „ausschließlich im Eigentum der Hisbollah“.

Israel kündigte harte Antwort an

Zuvor hatte die israelische Regierung eine harte militärische Antwort angekündigt. Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte laut einer Erklärung seines Büros zu einem örtlichen Gemeindesprecher, Israel werde den „mörderischen Angriff nicht unbeantwortet lassen“, die Hisbollah werde dafür einen „Preis“ zahlen, den sie „noch nie zuvor gezahlt hat“.

Unterdessen warnte der Iran Israel vor den Folgen eines neuen militärischen „Abenteuers“ im Libanon. Israel werde für „die unvorhergesehenen Konsequenzen und Reaktionen auf solch dummes Verhalten“ verantwortlich sein, sagte Außenministeriumssprecher Nasser Kanani am Sonntag.

„Jegliche Aktion (…) des zionistischen Regimes kann zu einer Verschärfung der Instabilität, Unsicherheit und Krieg in der Region führen“, sagte Kanani. Der Iran erkennt Israels Existenzrecht nicht an und will das Land zerstören.

Netanjahu brach seinen Besuch in den USA vorzeitig ab und reiste zu einer Sitzung seines Sicherheitskabinetts zurück nach Israel.

Drohnen, Raketen – fast täglich Angriffe der Hisbollah

Bereits wenige Stunden nach dem Angriff hatte nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen eine israelische Drohne zwei Raketen auf das Dorf Taraijja im Osten des Libanon abgefeuert. Dabei wurden demnach ein Hangar und ein Wohnhaus getroffen, Menschen seien nicht zu Schaden gekommen.

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen, der am 7. Oktober durch den Großangriff der Hamas ausgelöst worden war, feuert die mit ihr verbündete Hisbollah aus dem Libanon fast täglich Raketen auf den Norden Israels ab. Seit Monaten können zehntausende Evakuierte nicht in ihre dortigen Häuser zurück.

Laut US-Außenminister Blinken deutet „alles darauf hin“, dass auch die Rakete am Samstag von der Hisbollah abgefeuert wurde. „Wir stehen zu Israels Recht, seine Bürger vor terroristischen Angriffen zu schützen“, sagte Blinken. Zuvor hatte die US-Regierung erklärt, ihre Unterstützung für die Sicherheit Israels sei „eisern und unerschütterlich“.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilte den tödlichen Raketenbeschuss.

„Dass dabei Kinder und Jugendliche getötet wurden, die einfach nur Fußball spielen wollten, ist entsetzlich“, erklärte Baerbock im Onlinedienst X. Sie forderte ein Ende der Hisbollah-Angriffe auf Israel. Mit Blick auf eine befürchtete Ausweitung des Konflikts in der Region mahnte sie, es gelte jetzt, „mit kühlem Verstand zu agieren“.

Feindschaft zu Israel ist Staatsdoktrin

Der Iran hat die Feindschaft gegenüber Israel als Staatsdoktrin in seiner Verfassung verankert – konkret die Nichtanerkennung des Existenzrechts Israels. Seit der Islamischen Revolution 1979 erkennt der Iran Israel nicht mehr als Staat an.

Der Kampf gegen Israel ist ein zentrales Element der Außenpolitik und Staatsideologie. In offiziellen Äußerungen und bei Demonstrationen wird regelmäßig die Parole „Tod Israel“ („Marg bar Israil“) verwendet.

Gruppierungen wie die Hisbollah und Hamas, die gegen Israel kämpfen, werden aktiv unterstützt. Jegliche Friedensbemühungen zwischen Israel und den Palästinensern werden vom Iran kategorisch abgelehnt.

Diese verfassungsmäßig verankerte Feindschaft steht im starken Kontrast zu den einst freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern vor 1979. Sie bildet die Grundlage für die anhaltenden Spannungen und Konflikte zwischen dem Iran und Israel in der Region.

Den Wendepunkt setzte Ayatollah Khomeini

Die Islamische Revolution von 1979 unter Führung von Ayatollah Khomeini markierte einen radikalen Wendepunkt. Khomeini bezeichnete Israel als „größte Bedrohung für die islamische Welt und die Muslime“ und legte damit den Grundstein für die heutige Feindschaft.

Chamenei, sein Nachfolger, ist seit 1989 der „Oberste Führer“ des Iran und damit das Staatsoberhaupt sowie die höchste geistliche Instanz des Landes. Chamenei ist bekannt für seine Gnadenlosigkeit und ideologische Härte. Er vertritt eine streng anti-westliche und insbesondere anti-israelische Haltung und war an der islamischen Revolution 1979 beteiligt.

1948 war der Iran eines der ersten Länder in der Region, das Israel offiziell anerkannte. In den 1950er und 1960er Jahren pflegten Iran und Israel eine strategische Partnerschaft, die sich gegen den pan-arabischen Nationalismus und sowjetischen Einfluss richtete. Israel unterstützte den Iran bei der militärischen Entwicklung und Modernisierung der Infrastruktur. Es gab einen regen Handel und Austausch zwischen beiden Ländern.

Nach dem Sechstagekrieg 1967 versorgte der Iran Israel mit Öl. Israel baute sogar 1968 die Eilat-Ashkelon Pipeline, durch die iranisches Öl nach Europa gelangte. Es gab eine enge Zusammenarbeit in militärischen Fragen. Damals bildeten israelische Fachleute auch iranische Sicherheitskräfte aus. (afp/red)



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