Beisetzung verschoben: Mindestens 32 Tote und 190 Verletzte bei Massenpanik – US-Streitkräfte als „Terroristen“ eingestuft
Massenpanik: Bei der Prozession in Soleimanis Heimatstadt Kerman kamen laut Rettungskräften mindestens 32 Menschen ums Leben, 190 weitere wurden verletzt. Die Beisetzung wurde "wegen der riesigen Menschenmenge" verschoben.

Iraner vor einem Informationsbüro eines Krankenhauses in der südöstlichen Stadt Kerman, um die Namen der Opfer zu erfragen, nachdem am 7. Januar 2020 bei der Beerdigung von Qasem Soleimani eine Massenpanik ausgebrochen war.
Foto: ATTA KENARE/AFP über Getty Images
Bei einer Massenpanik während des Trauerzugs für den iranischen General Ghassem Soleimani in der Stadt Kerman im Südosten des Landes sind mindestens 32 Menschen ums Leben gekommen, berichten Rettungskräfte. Es wurden 190 weitere verletzt. In einigen Medien wird von bis zu 56 Toten gesprochen.
Wegen der riesigen Menschenmenge musste die Beisetzung verschoben werden. Es bestehe keine Möglichkeit die Leiche zum Friedhof zu transportieren, hieß es zur Begründung. Die Straßen seien hoffnungslos „überfüllt“ gewesen, daher sei es zu dem Unglück gekommen, sagte der Leiter der nationalen Rettungsdienste, Pir Hossein Kuliwand, im Staatsfernsehen.
„Der Feind hat ihn zu Unrecht getötet“, rief der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, Hossein Salami, den Trauernden in Kerman zu. „Wir werden uns rächen“, fügte er an die „Feinde“ des Iran gerichtet hinzu. Sollte der Iran erneut angegriffen werden, „werden wir das, was sie lieben, in Brand setzen“. Aus der Menge erschallten Rufe nach dem „Tod Amerikas“ und dem „Tod Trumps“.
In Kerman hatten sich Hunderttausende Menschen versammelt, um den Trauerzug durch den Geburtsort Soleimanis zu begleiten. Der Marsch führte zum Märtyrer-Friedhof, wo Soleimani später beerdigt werden sollte.
Vor zwei Monaten prügelten sich im Iran noch Demonstranten und Anhänger des Regimes wegen der Erhöhung der Benzinpreise zu Tode, schreibt die „Tiroler Tageszeitung“. Nun stehen sie gemeinsam bei Kundgebungen zusammen. „Das hat mit Politik nichts zu mehr zu tun (…), es war ein Schlag gegen einen von uns“, wird der 26 Jahre alte Student Ehsan zitiert. Er habe mit dem islamischen Regime nichts am Hut, genauso wenig mit den Revolutionsgarden und der Quds-Einheit, der Soleimani vorstand. „Aber sowas regeln wir unter uns (…), die Amerikaner geht das nichts an“.
Live aus Kerman
Warnung vor Kriegstreiberei
Der Iran hat nach der Tötung von General Ghassem Soleimani bei einem US-Angriff vor einer „Kriegstreiberei“ der USA gewarnt und für eine konstruktive regionale Zusammenarbeit geworben.
„Die USA haben mit der Tötung eines hochrangigen iranischen Offiziers einen gefährliche Kurs eingeschlagen, der schon sehr bald die gesamte Region gefährden könnte“, sagte Außenminister Mohammed Dschwad Sarif. Die Behauptung der USA, Frieden und Sicherheit für die Region zu wollen, sei lediglich „eine große historische Lüge“, sagte Sarif.
Einstufung der US-Streitkräfte als „Terroristen“
Als Reaktion auf die gezielte Tötung des einflussreichen Generals Kassem Soleimani hat der Iran die US-Streitkräfte als „Terroristen“ eingestuft. Das Parlament in Teheran verabschiedete am Dienstag ein entsprechendes Gesetz. Es richtet sich gegen alle US-Soldaten, die Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums sowie die Verantwortlichen für den Drohnenangriff auf Soleimani.
Dem Gesetz zufolge wird fortan jegliche Unterstützung für die US-Truppen, sei es militärisch, finanziell oder logistisch, „als Beteiligung an einem terroristischen Akt“ gewertet.
Das Parlament verschärfte damit ein im vergangenen April beschlossenes Gesetz, mit dem die USA zum „staatlichen Förderer des Terrorismus“ und die US-Truppen in der Region zu „Terrorgruppen“ erklärt worden waren. Kurz zuvor hatte US-Präsident Donald Trump die iranischen Revolutionsgarden auf eine Schwarze Liste von „Terrororganisationen“ gesetzt.
Das iranische Parlament beschloss am Dienstag außerdem, das Budget der für Auslandseinsätze zuständigen Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden um umgerechnet 200 Millionen Euro zu erhöhen.
Dreitägige Staatstrauer ausgerufen
Tausende Iraner haben sich am Dienstag vor der Beisetzung des bei einem US-Drohnenangriff getöteten General Kassem Soleimani in dessen Heimatstadt Kerman versammelt. Auf einem Platz im Stadtzentrum waren zwei Särge mit den sterblichen Überresten Soleimanis und des ebenfalls getöteten Brigadegenerals Hossein Purdschafari aufgebahrt, wie ein AFP-Reporter berichtete.
„Der Märtyrer Kassem Soleimani ist mächtiger und lebendiger, jetzt wo er tot ist“, sagte der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, Hossein Salami. „Der Feind hat ihn zu Unrecht getötet.“ Aus der Menge erschallte der Ruf „Tod Amerika“. Nach Angaben der iranischen Staatsmedien soll Soleimani zwischen 11.30 Uhr und 13.30 Uhr beerdigt werden.
Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hatte nach dem Angriff auf Soleimani eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen und Vergeltung angekündigt.
(ks/afp/dpa)
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