Iran schickt Rettungsteams und wirft Israel „Massenmord“ vor – Taiwanische Firma äußert sich zu Pagern

Nach der Explosion Hunderter Pager im Libanon kündigt der Iran schnelle Hilfe an. Auch Teherans Botschafter gehört zu den Verletzten. Wer hat die Pagers hergestellt, die in den Hisbollah-Hochburgen explodierten? Spuren führen nach Taiwan, Budapest und eine Störung in der Lieferkette.
Angeblich sollen israelische Agenten die im Libanon explodierten Pager präpariert haben.
Angeblich sollen israelische Agenten die im Libanon explodierten Pager präpariert haben.Foto: Matthias Bein/dpa
Epoch Times18. September 2024

Nach der Explosion von Pagern im Libanon mit mindestens neun Toten hat der Iran Israel „Massenmord“ vorgeworfen. Außenministeriumssprecher Nasser Kanani habe den „terroristischen Akt“, der auf libanesische Bürger gezielt habe, scharf als „ein Beispiel für Massenmord“ verurteilt, erklärte das iranische Außenministerium am Mittwoch.

Der Iran schickte erste Hilfsteams in das Mittelmeerland. Neben Ärzten und Krankenschwestern sei auch der Leiter der Roten Halbmond-Gesellschaft aufgebrochen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna.

In Videos von Überwachungskameras im Libanon war am Dienstag zu sehen, wie es etwa in Supermärkten zu kleineren Explosionen kam. Teilweises lagen Menschen danach am Boden. Bilder aus Krankenhäusern zeigten überfüllte Räume mit blutenden Patienten. Das Gesundheitssystem des Libanons ist überlastet.

Iranischer Botschafter im Libanon verletzt

Irans Botschafter im Libanon, Modschtaba Amani, wurde Medienberichten zufolge bei der Explosion eines Pagers ebenfalls verletzt. Dieser habe einem Leibwächter gehört, erklärte die iranische Nachrichtenagentur „Tasnim“. Die Hisbollah ist der wichtigste nichtstaatliche Verbündete des Iran.

Explosionen wurden vor allem aus den Hochburgen der Hisbollah im gesamten Land gemeldet. Die Hisbollah machte Israel für die Tat verantwortlich und kündigte Vergeltung an.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah kündigte für Donnerstag eine Ansprache an. Nach Informationen des US-Nachrichtenportals „Axios“ legten die Explosionen auch einen wesentlichen Teil des militärischen Kommando- und Kontrollsystems der Hisbollah lahm.

Arzt: Viele Augen-OPs

„Die meisten Verletzten haben schwere Augenverletzungen, andere Chirurgen mussten Arme amputieren“, sagte ein Augenarzt in einem der großen Krankenhäuser in Beirut. Wegen der großen Zahl an Verletzten hätten plastische und Zahnchirurgen am späten Abend und in der Nacht aushelfen müssen.

Der geschäftsführende libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad besuchte Opfer in mehreren Krankenhäusern und sagte, die Menschen hätten vor allem Verletzungen an Augen, anderen Teilen des Gesichts sowie Händen und Unterleib erlitten. Vermutlich hatten viele die Pager in der Hand oder in der Hosentasche, als sie explodierten.

„Die Krankenhäuser waren überwältigt“, sagte Sulaiman Harun, Leiter des Krankenhaus-Syndikats im Libanon, dpa. Die meisten der Verletzten müssten sofort operiert werden, einige hätten nach den Explosionen am Dienstagabend bis heute warten müssen. „Unseren Krankenhäusern fehlt es an Arzneimitteln wegen der fragilen Lage in unserem Gesundheitssystem.“

Der Irak schickte ein Flugzeug mit Arzneimitteln. Im Süden von Beirut bauten Helfer mehrere Zelte auf, um Blutspenden zu sammeln. Auch das Gesundheitsministerium rief die Libanesen auf, Blut zu spenden.

Die Straßen in Beirut waren am Tag nach den Explosionen weitgehend leer. In Gedenken an die Opfer und aus Protest blieben Schulen und Universitäten geschlossen. Auch einige Behörden und Regierungseinrichtungen blieben zu.

Hersteller aus Taiwan: Modell AR924 wurde manipuliert

Der „New York Times“ zufolge wurden etwa 3000 Pager bei der taiwanischen Firma Gold Apollo bestellt, hauptsächlich das Modell AR924. Das Unternehmen erklärte in einer Stellungnahme, dass das Modell AR924 von dem Unternehmen BAC hergestellt und verkauft werde.

Gold Apollo habe eine „langfristige Partnerschaft“ mit der in Budapest ansässigen BAC Consulting KFT aufgebaut, um seine Marke zu verwenden, erklärte Gold Apollo am Mittwoch. Das in den Medienberichten erwähnte Modell werde „von BAC hergestellt und verkauft“.

Die Pager seien von Israel manipuliert worden, bevor sie im Libanon ankamen, erklärte zudem die „New York Times“ unter Berufung auf anonyme US- und „andere“ Beamte.

„Wir erteilen lediglich die Genehmigung für das Markenzeichen und sind weder am Design noch an der Herstellung dieses Produkts beteiligt“, hieß es von Gold Apollo weiter. Der Chef von Gold Apollo, Hsu Ching Kuang, sagte vor Journalisten in Taipeh, die Pager seien „zu 100 Prozent“ nicht in Taiwan hergestellt worden. Sie stammten auch nicht von seinem Unternehmen. „Es sind nicht unsere Produkte, von Anfang bis Ende. Wie können wir Produkte herstellen, die nicht von uns sind?“

Batterie wäre viel zu klein für eine Explosion

Das taiwanische Wirtschaftsministerium erklärte seinerseits, dass die in Taiwan hergestellten Pager von Gold Apollo nur eine „Empfangsfunktion“ hätten. Die Kapazität der eingebauten Batterie entspreche „ungefähr der einer gewöhnlichen AA-Batterie, die nicht explodieren und Tod oder Verletzungen verursachen kann“.

Analysten zufolge hat Israel die Geräte vor der Auslieferung präpariert, so dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt explodieren konnten. Vermutet wird Plastiksprengstoff.

In den sozialen Medien wird darauf hingewiesen, dass die Hisbollah seit Monaten täglich Israel angreift, unter anderem mit Drohnen und Raketen. Nun sei klar, wer zur Hisbollah gehöre.

Mehrere westliche Länder, darunter die USA, Deutschland und Großbritannien, stufen die Hisbollah insgesamt oder zumindest ihren militärischen Flügel als Terrororganisation ein. (afp/red)



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