Indien: Aus für 2.000-Rupien-Schein nach nur sieben Jahren
Mitte Mai hat die Zentralbank in Indien einen weiteren potenziell schwerwiegenden Schritt in Sachen Bargeld verkündet. Nach nur sieben Jahren will man die 2.000-Rupien-Banknote schon wieder aus dem Verkehr ziehen.
Der Schein verkörpert einen Wert von umgerechnet 22,65 Euro. Er ist seit 2016 in Verwendung. Damals hatte die Regierung unter Premierminister Narendra Modi über Nacht 86 Prozent der im Umlauf befindlichen Banknoten des Landes eingezogen.
Weniger Schockwirkungen für Indien befürchtet als 2016
Wie die Plattform „Zawya“ berichtet, bleibt die Banknote zwar gesetzliches Zahlungsmittel. Die Bürger sind jedoch aufgefordert, die Scheine bis zum 30. September entweder einzuzahlen oder umzutauschen. Anders als vor sieben Jahren ist diesmal nicht mit Schockwirkungen und Panikreaktionen zu rechnen, da die Übergangsfrist länger bemessen ist.
Dennoch ist in einigen Bereichen mit Unwägbarkeiten zu rechnen. Dies betrifft insbesondere kleine Unternehmen oder bargeldorientierte Sektoren wie die Landwirtschaft oder das Baugewerbe. Dies erklärte die Ökonomin Yuvika Singhal von QuantEco Research gegenüber der Plattform.
Die Maßnahme könnte auch die Nachfrage nach Gold befeuern. Viele potenziell Betroffene könnten es bevorzugen, ihre Transaktionen in Edelmetallen abzuwickeln, statt ihr Geld auf Bankkonten zu deponieren.
Scheine tragen zu 10,8 Prozent zu Bargeldumlauf in Indien bei
Die Zentralbank selbst rechnet nicht mit signifikanten Erschütterungen. Die Stückelung werde „nicht häufig für Transaktionen verwendet“, heißt es in einer Mitteilung. Mit der Einführung der 2.000-Rupien-Note wollte die Notenbank den Bargeldumlauf in Indien nach der Demonetisierung des Jahres 2016 wieder auffüllen. Mittlerweile will sie jedoch den Umlauf von „großen Scheinen“ reduzieren.
Allerdings kommt es zu keiner gleichzeitigen Wiedereinführung der 1.000-Rupien-Note, die vor sieben Jahren aus dem Alltag verschwunden war. Rupa Rege Nitsure, Group Chief Economist bei L&T Finance Holdings, spricht dennoch von einer „klugen Entscheidung“. Lediglich Menschen, die Bargeld zu Hause als Wertaufbewahrungsmittel gehortet hätten, würden unter Druck geraten.
Kleinere Scheine seien in ausreichendem Maße im Umlauf, zudem habe sich der Umfang digitaler Transaktionen und des elektronischen Geschäftsverkehrs erheblich erweitert. Derzeit tragen die 2.000-Rupien-Scheine zu 10,8 Prozent zum Bargeldumlauf in Indien bei. Das entspricht in etwa 3,62 Billionen Rupien (ca. 41,0 Mrd. Euro).
Indien ist Teil der „Better Than Cash Alliance“
Beobachter sehen in den Experimenten rund ums Bargeld in Indien einen Zusammenhang mit der Agenda der sogenannten „Better Than Cash Alliance“
. Diesem 2012 unter dem Dach des United Nations Capital Development Fund (UNCDF) gegründeten Zusammenschluss gehören derzeit 80 Länder an. Unter diesen befindet sich auch Deutschland. Zudem haben sich auch Unternehmen wie Mastercard und internationale Organisationen dieser angeschlossen.
Ziel ist es eigenen Angaben zufolge, den „Übergang vom Bargeld zu verantwortlichen digitalen Zahlungssystemen zu beschleunigen“. Auf diese Weise möchte man dazu beitragen, die „Nachhaltigkeitsziele“ zu erreichen.
Zu den Unterstützern der „Better Than Cash Alliance“ gehören unter anderem auch die Bill & Melinda Gates Foundation und die Clinton Global Initiative.
Bekannte Argumente gegen das Bargeld
Die Argumente für die Bargeldexperimente in Indien ähneln jenen, die auch hier von der Debatte bekannt sind. Die indische Regierung will auf diese Weise die Schattenwirtschaft eindämmen und Korruption bekämpfen.
Dazu kommt die Vorstellung, dass die Verwendung digitaler Zahlungsmethoden die Effizienz des Finanzsystems steigern und finanzielle Transaktionen transparenter machen würde. Außerdem will man Bevölkerungsteile, die bislang kaum Zugang zu Finanzdienstleistungen hatten, auf diese Weise in das formelle Finanzsystem einbinden.
Tatsächlich hatte die radikale Reform des Jahres 2016 jedoch vor allem zu Engpässen und Störungen in mehreren Sektoren geführt. Vor allem in ländlichen Gebieten hatten Menschen Schwierigkeiten, an grundlegende Bedürfnisse wie Lebensmittel und Medikamente zu gelangen. Zudem ist es insbesondere für ältere Menschen und Menschen mit geringer technologischer Affinität schwierig, sich an die neuen Systeme anzupassen.
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