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plus-iconTOD HANIYES LÖST ESKALATION IM NAHEN OSTEN AUS

Greift der Iran an? Bundeswehreinsatz für Israel gefordert

Russische Transportflugzeuge landen im Iran. Sie haben mutmaßlich Waffen an Bord. In Deutschland werden Forderungen nach dem Einsatz der Bundeswehr für Israel erhoben. Stehen Europa und der Nahe Osten am Rande eines großen Krieges?

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Lesedauer: 9 Min.


Nationale und internationale Nahost-Experten sind derzeit verwirrt, denn bisher zeigten sich weder der Iran noch Israel an einem Krieg gegeneinander interessiert. Wurden nun doch auf beiden Seiten rote Linien überschritten, die es zu einem Showdown zwischen beiden Staaten kommen lassen könnten?
Auf iranischen Flughäfen seien am Samstag und Sonntag IL-76-Transportflugzeuge aus Russland gelandet. „Eines nach dem anderen“, berichtete „Kanal 13“, einer der Hauptsender im israelischen Fernsehen, und mutmaßt, dass Russland Waffen nach Teheran schickt. Der irakische Premierminister Mohammed Shia‘ al-Sudani hat das Militär seines Landes in „höchste Alarmbereitschaft“ versetzt. Der Irak gilt aufgrund der schiitischen Mehrheit seiner Bevölkerung in einem Kriegsfall als enger Verbündeter des Iran.

Last-Minute-Diplomatie Jordaniens

Wie die amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press (AP) berichtete, sprach Jordaniens Außenminister Ayman Safadi am Sonntag überraschend in Teheran vor. Jordanien ist ein enger Verbündeter des Westens und war zum Beispiel daran beteiligt, im April zahlreiche Raketen und Drohnen abzufangen, die der Iran auf Israel abgefeuert hatte.
Seit der Tötung des politischen Führers der palästinensischen Terrorgruppe Hamas, Ismail Haniyeh, am 31. Juli mitten in Teheran, hat der Iran gedroht, an Israel Vergeltung für das Attentat zu üben. Safadi wurde nach dem Treffen mit seinem iranischen Amtskollegen Ali Bagheri Kani in einer Presseerklärung des jordanischen Außenministeriums mit den Worten zitiert: „Wir wollen, dass unsere Region in Sicherheit, Frieden und Stabilität lebt, und wir wollen, dass die Eskalation endet.“
Safadi fordere zudem „ein Ende des Krieges im Gazastreifen und eine Wiederaufnahme der Gespräche über einen palästinensischen Staat“.
Inwieweit diese seltene diplomatische Initiative des kleinen arabischen Landes beim muslimischen Erzfeind Iran – sie kommt einem Kotau gleich – von Erfolg gekrönt sein wird, kann nicht beurteilt werden, zeigt aber die tiefe Besorgnis der Region vor einer ernsthaften massiven Eskalation im Nahen Osten.
Saudi-Arabien, das ebenfalls mit dem Iran verfeindet ist, hat lediglich seine Bürger zum Verlassen des Libanon aufgerufen. Dort geben die vom Iran finanzierten und gesteuerten schiitischen Hisbollah-Milizen den Ton an.
Diese haben in der Nacht vom Samstag schon mal rund vierzig Raketen auf den Norden Israels abgefeuert. Allerdings sollte dieser feindliche Akt nicht überbewertet werden. Die Hisbollah-Milizen setzen seit Beginn des Gazakrieges im Oktober 2023 Israel täglich mit Scharmützeln und Raketenbeschuss unter Druck.

Verärgerter Joe Biden

Der amerikanische Präsident Joe Biden hingegen hat laut US-Medien den israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu mehrfach davor gewarnt, in der militärischen Eskalation „nicht zu weit zu gehen“, andernfalls würde Israel die Unterstützung der USA verlieren.
Danach sieht es derzeit jedoch nicht aus. Denn das amerikanische Verteidigungsministerium Pentagon kündigten am 2. August an, weitere Kriegsschiffe und Kampfjets zum Schutz eigener Kräfte und zur Verteidigung Israels in die Region zu entsenden.
Washington reagierte damit auf die Vergeltungsdrohungen des Iran gegen Israel nach den Tötungen von Haniya in Teheran sowie des Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr in der libanesischen Hauptstadt Beirut.

Putins Waffen für den Iran

Den jetzigen mutmaßlichen Waffenlieferungen Russlands an die Mullahs in Teheran gingen längst schon weitere Waffendeals voraus. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezug auf die iranische Nachrichtenagentur Tanim bereits Ende November 2023 berichtet hatte, habe der Iran mit Moskau einen Vertrag über die Lieferung russischer Suchoi SU-35-Kampfflugzeuge, Mi-28-Kampfhubschrauber sowie Transportflugzeuge für die iranische Armee abgeschlossen.
Die iranische Luftwaffe verfüge laut Reuters „nur über ein paar Dutzend Kampfflugzeuge“, darunter russischer und amerikanischer Bauart aus der Zeit vor 1979. Umgekehrt hat Putin für seinen Krieg in der Ukraine iranische Kamikazedrohnen vom Typ Shahed-136 in Teheran eingekauft.
Sollte die Lage im Nahen Osten eskalieren, ist nicht damit zu rechnen, dass sich Russland über Waffenlieferungen an Teheran hinaus dort einbringen würde. Dazu ist die Gefahr einer direkten Konfrontation mit den USA und eventuell mit europäischen NATO-Partnern, die Israel beispringen könnten, für Russland zu groß.

Ruf nach Bundeswehr für Israel

Dass dies keine Hypothese ist, zeigen die Rufe nach einem Einsatz der Bundeswehr an der Seite Israels vom Wochenende. Sowohl der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, der Diplomat Dr. Felix Klein, als auch der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter halten eine militärische Unterstützung Deutschlands für „gerechtfertigt“.
„Falls es zu einem Angriff des Iran auf Israel kommt und die israelische Regierung eine Bitte um militärische Unterstützung an Deutschland richtet, sollten wir uns dieser nicht verschließen“, erklärte Klein gegenüber der „FUNKE Mediengruppe“. Bei einem Angriff durch einen „staatlichen Akteur“ sei ein Eingreifen der Bundeswehr völkerrechtlich gedeckt.
„Angesicht der drohenden iranischen Attacke muss die Bundesregierung endlich aufwachen und Israel auch militärischen Beistand zur Abwehr anbieten“, forderte der CDU-Politiker Kiesewetter am Sonntag gegenüber dem „Spiegel“ und berief sich dabei auf die „deutsche Staatsraison“, wonach Israels Sicherheit durch Deutschland garantiert werden soll.

Merkels Versprechen

Hierzu ist anzumerken, dass der Begriff Staatsraison die Auslegung Roderichs eigentlich nicht hergibt. Der CDU-Politiker bezieht sich bei seiner Forderung an die Bundesregierung offensichtlich auf die Rede der vormaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel vor der Knesset am 18. März 2008 in Jerusalem.
Dort gab sie – schon damals in Hinblick auf den Iran – folgendes Versprechen ab: „Jede Bundesregierung und jeder Bundeskanzler vor mir waren der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels verpflichtet. Diese historische Verantwortung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes. Das heißt, die Sicherheit Israels ist für mich als deutsche Bundeskanzlerin niemals verhandelbar. Und wenn das so ist, dann dürfen das in der Stunde der Bewährung keine leeren Worte bleiben.“
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der am Sonntag auf den fernen Philippinen einen militärischen Kooperationsvertrag abschloss, meldete von Manila aus, dass er „zumindest für den Moment“ einen Einsatz der Bundeswehr ausschließe. Vielmehr bereite sich die Bundeswehr auf Evakuierungsmaßnahmen für deutsche Bürger in der Region vor.

Experten halten „totalen Krieg“ für unwahrscheinlich

Experten des weltweit führenden britischen Forschungsinstituts für Militärpolitik „International Institute for Strategic Studies“ (IISS) halten in einer jüngst erschienenen Studie die Möglichkeit eines „totalen Krieges“ zwischen Israel und den Iran zwar für „denkbar“, kommen aber zu dem Schluss, dass es trotz der jüngsten Eskalation „erhebliche Einschränkungen für die Fähigkeit Irans und Israels, den Konflikt noch weiter zu eskalieren“ gebe.
Keine Seite verfüge „über ausreichende militärische Fähigkeiten, um einen dauerhaften und direkten Konflikt mit der anderen zu bekämpfen“, glauben die Beobachter aus London.
Beiden Staaten hätten ihre Streitkräfte in erster Linie darauf ausgerichtet, „keinen Krieg gegeneinander zu führen, sondern umfassendere strategische Ziele zu verfolgen: Israels Aufgabe ist es, sein Territorium und seine Grenzen vor feindlichen Nachbarn zu verteidigen, während Irans Aufgabe darin besteht, seine Regierung zu schützen“ und seine Macht in asymmetrische Konflikte zu projizieren.
Über den Autor:
Tom Goeller ist Journalist, Amerikanist und Politologe. Als Korrespondent hat er in Washington, D.C. und in Berlin gearbeitet, unter anderem für die amerikanische Hauptstadtzeitung „The Washington Times“. Seit April 2024 schreibt er unter anderem für die Epoch Times.

Kommentare

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Sabinevor 9 Monaten

Immer wieder dieses Pulverfass Nahost. Sunniten, Juden und Schiiten gegeneinander.

Und warum das Ganze wieder seit dem 7.10. ?

Israelische Überwachungssoldatinnen hatten Wochen und Monate vorher immer wieder Bewegungen an und hinter der Grenze zum Gaza-Streifen gemeldet und die Behörden gewarnt.

Die hatten die Warnungen leider ignoriert.

Die FAZ hat schon gemutmasst, dass sie ignoriert wurden, weil Frauen auch in Israel nicht so ernst genommen werden.

Das Judentum ist vom Frauenbild her auch nicht fortschrittlicher als der Islam. Die orthodoxen Juden haben bereits wieder die Einführung der Geschlechtertrennung in Israel gefordert.

markusvor 9 Monaten

Ajatollah Ali Chamenei wird seinen angekündigten und versprochenen „Gegenschlag“ direkt und mittels Proxies auf ganz Israel richten und damit den entfachten Flächenbrand in dieser Region weiterhin verschlimmern.

Wie naiv leider viele Deutsche darüber denken ist erschreckend. Irans Proxies dürften dann auch in Deutschland von der Leine gelassen werden.

„Geäußerter Antisemitismus“ schlägt wohlmöglich dann über in handfesten Juden- und Israelhass.

Wohlgemerkt, letzter Auslöser war eine gezielte Operation des Staates Israels, bei der 2 Anführer terroristischer Vereinigungen ausgeschaltet wurden, die unzählige Todesopfer zu verantworten haben und zum militärischen Arm gehörten.

Jede Unterstützung Israels kann dann auch als Feindseligkeit gegenüber der Islamischen Republik Islam gedeutet werden, sollte sich hier über Nacht der Kriegsstatus einstellen.

Kiesewetter sollte vielleicht erst mal daran denken hierzulande Sicherheit, notfalls mit Hilfe der Bundeswehr, gewähren zu können, bevor er laut über Auslandseinsätze nachdenkt.

Sollten wir von Israel um Hilfe gebeten werden, ist es hoffentlich keine Frage ob sondern wie schnell wir diese bereitstellen.

Martin Blumentrittvor 9 Monaten

Genau genommen findet der Krieg bereits - auch auf unseren Straßen - statt, wenn wir von asymmetrischer Kriegsführung als Prinzip ausgehen. Die einseitig antiisraelische Berichterstattung von Jahrzehnten zeitigt ihre Früchte. Absurd genug ist, dass oft noch versucht wird Israel wegen Kriegsverbrechen anzuklagen, die beim Pogrom des 7. Oktober nur deswegen nicht angeklagt werden können, weil es keinen Staat Palästina gibt, gab möglicherweise auch nie geben wird. Asymmetrische Kriegsführung ist im internationalen Recht noch nicht angemessen berücksichtigt. Exakt genommen wird auch auf deutschen Straßen der völkerrechtswidrige Angriffskrieg gegen Israel als außerhalb des Kriegsrechts leider nicht justiziabel gar nicht wahrgenommen. Die öffentliche Befürwortung von Straftaten, wie die fortwährenden Angriffe gegen Israel, wird ja nur in geringfügigen Maße verfolgt, das Skandieren von "From the River to the Sea" ist im Grunde wegen Aufforderung zum Genozid strafbar.

Dass nun in den Mainstream-Medien Trump einseitig polemisch bedacht wird, vergisst, dass Trump wenigstens die Sanktionen gegen den Terrorstaat Iran aufrechterhalten wollte, dieser Staat steht nur wenige Wochen vor der Atomrakete, vielleicht nur wenige Tage. Dass die Welt ohne Israel besser wäre, gilt nicht mal im islamischen Raum, der Krieg von Sunniten und Schiiten wäre als Nächstes zu erwarten. Der wahnwitzige - rein auf Illusionen beruhende - Kampf um Rückkehr ist der wesentliche Grund für den ganzen israelisch-arabischen Konflikt. Dass die Weltmächte aufhören, diesen zu fördern und zu unterstützen, ist allerdings nur ein Schritt - eine notwendige Bedingung - zu einem prospektiven Frieden, die innerislamischen Aggressionen sind auch in Augenschein zu nehmen. Als die UNO den Weg freigab für einen jüdischen Staat und einen arabisch-palästinensischen, ward die 2-Staaten-Lösung schon kreiert, die die Aggression gegen die jüdische Bevölkerung Palästinas, die vorher noch in halbwegs friedlichen Zusammenleben mit der arabischen Bevölkerung existierte, unterbinden sollte. Die jüdischen Flüchtlinge aus arabischen Gebieten seit 1948 dürfen nicht ignoriert werden, die sind allerdings im Gegensatz zu den seit den 60er Jahren als Palästinenser bezeichneten Flüchtlingen nur wenig im Gespräch. Ob die Israelis die Bundeswehr rufen würden, weiß ich nicht, die allzu guten Geschäftsbeziehungen mit dem Iran, die die Sanktionen gegen Iran konterkarieren, stehen möglicherweise dagegen.

Hannes Pflanzervor 9 Monaten

Netanyahu hat in einer Pressekonferenz zu Präsident Trumps Zeiten in einer power point Pressekonferenz darauf hingewiesen, dass Iran kurz vor der Fertigstellung einer Atombombe stehe.

Was schlicht gelogen war. Wie einst das statement eines G.W.Bush, Irak verfüge über Massenvernichtungswaffen.

Martin Blumentrittvor 9 Monaten

Nach Einschätzung von Außenminister Antony Blinken fehlen dem Iran nur noch "eine oder zwei Wochen", um spaltbares Material für Atomwaffen zu produzieren.

Andere Quelle

https://www.inss.org.il/publication/iran-nuclear/

Jetzt wird es wohl nicht mehr so leicht sein, dass der Iran per Atomabkommen die ganze zivilisierte Welt nasführt. Aber es wird ja nach meinen Informationen bereits zwischen den USA und Iran verhandelt.

"Nach aktuellen Schätzungen könnte das schiitische Regime, wenn es sich dazu entschlösse, innerhalb weniger Wochen genug atomwaffenfähiges Material für eine Bombe produzieren. Für die Herstellung einer fähigen Trägerrakete benötigte es noch einmal einige Monate bis zwei Jahre."

https://www.welt.de/politik/ausland/article245997146/Atom-Deal-Kurz-vor-der-Schwelle-zur-Atommacht-wird-der-Iran-gestoppt.html

Hannes Pflanzervor 9 Monaten

Das ist etwas zu kurz gegriffen. Der letzte Angriff Irans war die Reaktion auf die Bombardierung der Botschaft Irans in Syrien. Diplomatische Etikette bedeutet für Israel offenbar ein nullum.

huginvor 9 Monaten

Es gibt nicht mehr viele die DAS gehört haben:"....seit 5Uhr wird zurück geschossen...".

Das Ergebnis waren z.B.Tausende von Tonne Bomben auf Zivilbevölkerung und heute "die besondere Verantwortung Deutschlands".

Herrn K. selbst wird, so hoffen wir, nichts geschehen.

Thallwitzvor 9 Monaten

Herr K hat die zerstörten Städte nicht gesehen. Ich bin in Ruinen aufgewachsen und bis November barfuß gelaufen. Herr K ist in einen für meine Generation unvorstellbaren Wohlstand aufgewachsen.

Irzivor 9 Monaten

hieß es nicht:"seit 5,45 Uhr wird zurückgeschossen"?