Gericht weist Klage gegen Bayer wegen Entlaubungsmittel „Agent Orange“ ab
Ein französisches Gericht hat eine Klage gegen den deutschen Bayer-Konzern und andere internationale Chemieriesen im Zusammenhang mit dem Einsatz von Entlaubungsmitteln im Vietnamkrieg abgewiesen.
Das Gericht in Evry südlich von Paris erklärte die Klage einer 79-jährigen Französin vietnamesischer Herkunft am Montag für unzulässig. Die Klägerin warf dem zu Bayer gehörenden US-Unternehmen Monsanto vor, das hochgiftige Entlaubungsmittel „Agent Orange“ geliefert zu haben. Darauf führt sie unter anderem ihre unheilbare Krebserkrankung und den Tod einer Tochter zurück.
Das Gericht erklärte sich für den Fall nicht zuständig. Die Chemieunternehmen hätten im Vietnamkrieg „auf Anweisung“ der US-Regierung gehandelt, die souverän über den Einsatz des Entlaubungsmittels entschieden habe. Die Konzerne könnten sich deshalb auf juristische Immunität berufen.
Der Bayer-Konzern begrüßte die Entscheidung. Die Unternehmen seien „nicht verantwortlich für angebliche Schäden“ durch Agent Orange, betonte der Leverkusener Konzern.
Die Klägerin Tran To Nga will die Entscheidung anfechten, wie ihre Anwälte mitteilten. Die 1942 geborene Frau war in jungen Jahren im Vietnamkrieg mit „Agent Orange“ in Berührung gekommen, als US-Flugzeuge das Herbizid versprühten. Sie unterrichtete damals Kinder im Auftrag vietnamesischer Freiheitskämpfer und berichtete später als Journalistin über den Vietnamkrieg, der bis 1975 dauerte.
Nga lebt heute in Frankreich und hatte sich mit ihrer Zivilklage gegen insgesamt 14 internationale Chemiekonzerne an das Gericht in ihrem Wohnort Evry gewandt. Die 79-Jährige wurde von einer Reihe von Organisationen unterstützt, die damit das Delikt des „Ökozids“ – also einer schwerwiegenden Umweltschädigung – erstmals international anerkennen lassen wollten.
Die Vereinigten Staaten hatten Agent Orange zwischen 1962 und 1971 großflächig im Kampf gegen kommunistische Guerillakämpfer in Vietnam und in Nachbarstaaten eingesetzt. Sie entlaubten damit die Wälder, in denen sich die Partisanen versteckten.
Nach Schätzungen kamen rund vier Millionen Menschen in Vietnam, Laos und Kambodscha in Kontakt mit dem Gift, von dem die USA 79 Millionen Liter versprühten. Es wird unter anderem für Krebs und schwere Fehlbildungen bei rund 150.000 Kindern verantwortlich gemacht.
Die Chemiekonzerne hatten der Klägerin eine Entschädigung angeboten. Doch Nga betonte, es gehe ihr nicht um Geld, sondern um Gerechtigkeit. Die 79-Jährige bezeichnete die Klage als „den letzten Kampf“ ihres Lebens, da ein Krebsspezialist ihr 2017 noch fünf Lebensjahre vorausgesagt habe.
„Ich kämpfe nicht für mich selbst, sondern für meine Kinder und Millionen von Opfern“, hatte sie vor dem Prozessbeginn im Januar betont. Eine ihrer Töchter starb an einer Fehlbildung des Herzens, eine weitere leidet ebenfalls unter Herzproblemen. (afp)
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