Frankreichs Regierung verschärft Corona-Maßnahmen – Unter Bürgermeistern und Gastronomen wächst der Unmut

Frankreichs Regierung verschärft seine Corona-Maßnahmen. Dies führt nicht nur unter den Geschäfteinhabern, sondern auch in den Rathäusern zu wachsendem Unmut.
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Der französische Gesundheitsminister Olivier Veran spricht am 23. September 2020 im Gesundheitsministerium in Paris vor Medienvertretern während einer Pressekonferenz über die Situation der neuartigen Coronavirus (Covid-19)-Pandemie in Frankreich.Foto: ELIOT BLONDET/AFP über Getty Images
Epoch Times25. September 2020

Einen Tag nach der weiteren Verschärfung der Corona-Maßnahmen in Frankreich ist dort ein neuer Rekord bei den Infektionsfällen verzeichnet worden. Binnen 24 Stunden wurden weitere 16.096 Menschen positiv getestet, wie die zentrale Gesundheitsbehörde am Donnerstagabend mitteilte. Das sind nochmals rund 3.400 positive Ergebnisse mehr als beim bisherigen Höchststand vom vergangenen Samstag. Die Zahl der Menschen die an COVID-19 verstorben sein soll stieg binnen eines Tages um 52. Die neuen Corona-Maßnahmen stoßen gleichwohl auf breite Kritik.

Der starke Anstieg an positiv Getesteten sorgte bei der Regierung für wachsende Alarmstimmung. Sie verschärfte deshalb am Mittwoch die Maßnahmen vor allem in den Großstädten.

Experten weisen jedoch darauf hin, dass die Zahlen an positiv Getesteten zu Beginn der ersten Corona-Welle im März und April wegen der niedrigen Testkapazitäten nur einen Bruchteil der tatsächlichen Ansteckungen erfasst hatten und sich deshalb nicht mit den Zahlen seit Start der großflächigen Tests vergleichen lassen. Inzwischen werden mehr als 1,2 Millionen Tests wöchentlich gemacht. Im Frühjahr standen hingegen nur wenige Tests zur Verfügung.

Bürgermeister und Gastronomen kritisieren scharf die neuen Corona-Maßnahmen

Die neuen Corona-Restriktionen werden von Stadtoberhäuptern und Gastronomen scharf kritisiert. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo teilte mit, sie habe dagegen formellen Einspruch eingelegt. Sie kritisierte insbesondere, dass Fitnessstudios und Sporthallen geschlossen bleiben müssen. Sport trage dazu dazu bei, dass die Menschen ein „starkes Immunsystem“ hätten, merkte sie im Fernsehsender France 3 an.

Die Bürgermeisterin von Marseille, Michèle Rubirola, sagte in einem Radiointerview, sie sei „wütend“, weil sie nicht vorab zu den neuen Corona-Maßnahmen konsultiert worden sei. Betroffene Gastronomen kündigten unterdessen Protestaktionen an. So drohte eine Reihe von Restaurantinhabern damit, die Schließungsanordnungen zu missachten.

Regierungschef Jean Castex versuchte, die Wogen zu glätten. Er appellierte an die gemeinsame „Verantwortung“ der Franzosen. „Eine Epidemie lässt nicht mit sich spielen“, warnte Castex im Sender France 2. Auf keinen Fall wolle er zu den rigorosen Ausgangsbeschränkungen zurückkehren müssen, wie sie zwischen März und Mai gegolten hatten.

Castex kündigte auch neue Unterstützungsmaßnahmen für betroffene Betriebe an. So solle es Entlastungen bei deren Sozialabgaben geben. Die Kurzarbeitregelungen sollen nach Angaben des Premierministers bis zum Ende der Corona-Maßnahmen verlängert werden.

In Marseille müssen ab Samstag alle Bars und Restaurants schließen

Die neuen Regelungen betreffen vor allem die Großstädte. So müssen in dem am stärksten von der neuen Virus-Ausbreitung betroffenen Marseille ab Samstag alle Bars und Restaurants schließen. In Paris und anderen Städten müssen sie früher schließen als bisher. Zudem wurden Versammlungen von mehr als zehn Menschen etwa in Parks und auf Plätzen untersagt.

Ziel der Regierung sei es vor allem, eine Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden, sagte Castex. Tatsächlich ist der Druck auf die Intensivstationen infolge der seit Wochen steigenden Corona-Zahlen inzwischen so groß, dass die Pariser Krankenhäuser erneut nicht zwingend notwendige Operationen absagen müssen. Ab kommendem Wochenende werden zunächst 20 Prozent der geplanten Operationen verschoben, wie die öffentliche Krankenhaus-Gesellschaft Assistance publique-Hôpitaux de Paris mitteilte.

Castex räumte im Übrigen ein, dass er die Corona-App seiner eigenen Regierung bislang nicht heruntergeladen hat. „Ja, ich dränge die Franzosen dazu, sie zu benutzen, aber ich selber tue es nicht“, sagte er. Der Premierminister begründete dies damit, dass er seit seinem Amtsantritt im Juli nur noch wenigen direkten Kontakt mit anderen Menschen habe und zum Beispiel die Metro nicht mehr benutze. (afp)



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