Frankreich verlängert Laufzeit für seine ältesten Atomkraftwerke
Frankreichs Atomaufsicht hat grünes Licht für die Laufzeit-Verlängerung der ältesten Atomreaktoren auf bis zu 50 Jahre gegeben. Umweltschützer und die Bundesregierung sind besorgt. Ein Überblick:
In Frankreich sind derzeit 56 Atomreaktoren in Betrieb. Die Laufzeit der 32 ältesten Reaktoren kann nun von 40 auf bis zu 50 Jahre verlängert werden, wie die Atomsicherheitsbehörde entschied. Die Regierung hatte dafür bereits im April 2020 in einem Mehrjahres-Energieplan den Weg bereitet.
Zur Auflage macht die Atomaufsicht Nachbesserungen durch den mehrheitlich staatlichen Betreiber der Kernkraftwerke, den Energiekonzern EDF. Dadurch sollen die Meiler vor Nuklearunfällen und Angriffen besser geschützt werden.
Bundesregierung und Umweltschützer besorgt
Die Bundesregierung und Umweltschützer sind besorgt. Laufzeitverlängerungen seien „der falsche Weg“, erklärte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) unter Anspielung auf den deutschen Atomausstieg bis 2022. Die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne) warnte vor „einer drastischen Erhöhung des Unfallrisikos“ in Europa.
In Deutschland steigen die Stromimporte, weil der Anteil der inländischen Einspeisung aus grundlastfähigen, meist konventionell betriebenen Kraftwerken, die hauptsächlich mit Kohle, Kernenergie und Erdgas arbeiten, immer mehr abnimmt.
So stieg der Stromimport im 1. Halbjahr 2020 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2019 um 43,3 Prozent auf 25,7 Milliarden Kilowattstunden.
Insbesondere bei Windstille oder Dunkelheit wurde zur Deckung des Strombedarfs Strom importiert. Hauptimportland für Strom war Frankreich mit 8,7 Milliarden Kilowattstunden.
70 Prozent des produzierten Stroms aus Kernkraftwerken
In Frankreich kommen rund 70 Prozent des produzierten Stroms aus Kernkraftwerken, das ist mit Abstand der größte Anteil weltweit. Das hat vor allem strategische Gründe: Die Atommacht Frankreich will unabhängig von Energieimporten aus dem Ausland sein.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hält die Kernkraft für entscheidend beim Klimaschutz, da sie keine Treibhausgase erzeuge. Er sieht die Nuklearenergie als zentralen „Teil des Übergangs“ hin zu einem klimaneutralen Europa bis 2050.
Abschaltung von zwölf Atomreaktoren wurde um zehn Jahre verschoben
Im vergangenen Juni hat Frankreich erstmals ein Kernkraftwerk abgeschaltet: Das mit 43 Jahren älteste Akw im elsässischen Fessenheim nahe der deutschen Grenze, nach jahrelangem Druck aus Deutschland und der Schweiz.
Die Abschaltung von zwölf weiteren Atomreaktoren wurde dagegen um zehn Jahre auf 2035 verschoben. Damit soll der Atom-Anteil an der Stromerzeugung von derzeit rund 70 auf 50 Prozent sinken.
Rund ein Viertel der Energien aus Wind und Wasserkraft
Derzeit wird ein ein Druckwasserreaktor neuen Typs im nordfranzösischen Flamanville errichtet. Das einstige Prestigeprojekt gilt inzwischen als Debakel: Durch Pannen und Sicherheitsbedenken der Atomaufsicht haben sich die Kosten auf 12,4 Milliarden Euro fast vervierfacht. Der deutsche Siemens-Konzern stieg aus dem Projekt aus. Die Inbetriebnahme ist nun Ende 2022 geplant, zehn Jahre nach dem ursprünglich vorgesehenen Start.
Öko-Energieträger wie Wind und Wasserkraft konnten ihren Anteil am verbrauchten Strom in Frankreich 2020 auf rund ein Viertel steigern, wie Branchenverbände kürzlich mitteilten.
Das lag allerdings auch an dem durch die Corona-Pandemie deutlich gesunkenen Verbrauch. Über einen möglichen Ausbau erneuerbarer Energien will Frankreich erst nach der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr entscheiden. (afp/dts/er)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion