Fischereistreit zwischen Frankreich und Großbritannien spitzt sich weiter zu
Im Fischereistreit sind Frankreich und Großbritannien weiter auf Konfrontationskurs: Nachdem die Regierung in London die Androhung von französischen Vergeltungsmaßnahmen scharf kritisiert hatte, bekräftigte die französische Fischereiministerin Annick Girardin am Donnerstag, dass die Regierung in Paris die Rechte der französischen Fischer „verteidigen“ werde. Frankreich droht damit, dass es ab Anfang November „systematische“ Kontrollen und massive Einschränkungen für britische Fischer gibt.
Hintergrund des sich seit Wochen zuspitzenden Streits ist, dass Großbritannien und die Europäische Union ein Fischereiabkommen für die Zeit nach dem Brexit geschlossen haben. Dieses Abkommen sieht vor, dass europäische Fischer in britischen Gewässern weiter auf Fang gehen dürfen – aber nur, wenn sie dafür eine Genehmigung erhalten.
Die Ausstellung der Genehmigung wiederum hängt davon ab, dass die Fischer nachweisen können, schon vorher in den fraglichen Gebieten gearbeitet zu haben. Paris beklagt, dass die britischen Behörden französischen Fischern nicht genügend Genehmigungen erteilen.
Am Mittwoch hatte die französische Regierung angekündigt, dass bei ausbleibender Einigung im Streit um die Fanglizenzen ab kommendem Dienstag erste Vergeltungsmaßnahmen verhängt werden sollten – darunter „systematische“ Zoll-, Gesundheits- und Sicherheitskontrollen nicht nur bei britischen Schiffen, sondern auch bei Lkw aus Großbritannien vor allem am wichtigen Ärmelkanalhafen Calais.
Außerdem droht Paris damit, dass britische Fischfangprodukte an sämtlichen französischen Häfen nicht mehr an Land gebracht werden dürfen. Eine zweite Sanktionswelle könnte demnach später folgen.
Auseinandersetzung ist „kein Krieg“, aber „ein Kampf“
Die britischen Fischer, die ihren Fang zu einem großen Teil in die Europäische Union exportieren, sind stark auf die französischen Häfen als Tor zur EU angewiesen. Entsprechend scharf kritisierte London die französischen Drohungen.
Diese seien „enttäuschend und unverhältnismäßig und nicht das, was man von einem engen Verbündeten und Partner erwarten würde“, erklärte ein Regierungssprecher am Mittwoch. Die britische Regierung werde auf französische Maßnahmen mit einer „angemessenen“ Reaktion antworten.
Frankreichs Fischereiministerin Girardin sagte am Donnerstag im Sender RTL, die Auseinandersetzung sei „kein Krieg“, aber „ein Kampf“. „Die französischen Fischer haben Rechte“, sagte sie. „Es wurde eine Vereinbarung unterzeichnet“, fügte sie hinzu und wies zugleich britische Angaben zurück, wonach 98 Prozent der von Fischern aus der EU verlangten Lizenzen erteilt worden seien.
Dies sei „falsch“, sagte Girardin. „Die Europäer haben 2127 Lizenzen gefordert, die Briten haben 1913 gegeben, das macht 90 Prozent.“ Und unter denjenigen, die keine Lizenz bekommen hätten, seien mit Ausnahme von ein oder zwei Fällen aus Belgien Franzosen, sagte die Ministerin.
Frankreich droht Stromversorgung zu drosseln
Im Zentrum des Streits steht besonders die sechs bis zwölf Meilen-Zone vor der britischen Küste Großbritanniens, die auch die zur britischen Krone gehörenden Kanalinseln umfasst. In den umstrittenen Gewässern haben die Behörden bislang 210 Fanglizenzen erteilt. Paris fordert mehr als 200 weitere und hat wiederholt damit gedroht, dass Frankreich die Stromversorgung der Kanal-Insel Jersey drosseln könnte.
Am Mittwoch verwarnte die französische Küstenwache zudem zwei britische Schiffe, die in der Seine-Bucht gefischt hatten, wie das für Meeresangelegenheiten zuständige Ministerium mitteilte. Eines davon hatte demnach keine Lizenz und wurde in die Hafenstadt Le Havre umgeleitet. (afp/dl)
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