Nordische Länder: Maskentragen während der Corona-Pandemie die Ausnahme
Selbst US-Präsident Donald Trump trägt inzwischen manchmal eine Maske. In vielen Ländern ist das Tragen von Mund-Nasen-Schutz zum Schutz vor dem neuen Coronavirus inzwischen Pflicht. Skandinavien aber macht eine Ausnahme.
Egal ob in Supermärkten, Bussen oder belebten Fußgängerzonen – in Stockholm, Kopenhagen, Oslo, Helsinki und Reykjavik tragen nur wenige Menschen Mundschutz. Viele von ihnen sind Touristen.
In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov gaben in den nordischen Ländern zwischen fünf und zehn Prozent der Befragten an, sich in der Öffentlichkeit mit einer Maske zu schützen. Dieser Anteil hat sich seit Beginn der Pandemie nicht verändert. In den meisten der anderen 20 Länder der Umfrage stieg der Prozentsatz der Maskenträger auf 70 bis 80 Prozent – unter anderem in den USA und Indien.
Camille Fornaroli war schockiert zu sehen, dass Masken in Stockholm die große Ausnahme sind. „Mein Eindruck ist, wenn die Regierung nicht klar sagt ‚Wir empfehlen Ihnen, eine Maske zu tragen‘, dann macht es auch keiner“, sagt die 21 Jahre alte Französin, die in Schweden studiert.
Auch die Schwedin Birgitta Wedel wünscht sich, die Behörden würden zu Masken raten – zumindest in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber solange sich die offizielle Maßgabe nicht ändere, gehe sie weiterhin ohne Maske aus dem Haus. „Ich trage keine, weil kein anderer das macht“, sagt die Rentnerin. Der 50-jährige Geschäftsmann Marten Sporrong sieht das genauso: „Wenn sie uns nicht sagen, dass wir Masken brauchen, dann tragen wir auch keine“.
In Schweden gab es keinen strengen Lockdown. Mit seinem Sonderweg in der Pandemie sorgte Stockholm weltweit für Aufsehen und wurde von den Nachbarländern gemieden.
Doch was Masken betrifft, scheinen sich die Nordeuropäer weitgehend einig. „Mit der Ausnahme von Schweden gibt es nur sehr wenige Fälle in diesen Ländern“, sagt der Epidemiologe KK Cheng von der englischen Universität Birmingham. „Deshalb mache ich ihnen keine Vorwürfe wegen der Masken, so lange sie vernünftig Abstand halten und die Kontakte gründlich verfolgen.“
Der schwedische Chefepidemiologe Anders Tegnell will Schutzmasken erst empfehlen, wenn es „irgendeinen Beweis gibt, dass sie wirksam sind“. „Das ist unverantwortlich und sturköpfig“, kritisiert Epidemiologe Cheng seinen schwedischen Kollegen. „Falls er sich irrt, kostet das Leben. Falls ich mich irre, wem schadet das schon?“
Nachdem die Weltgesundheitsorganisation ihre Richtlinie geändert hat, empfehlen die dänischen Behörden seit Anfang Juli zumindest in bestimmten Situationen Schutzmasken. Zum Beispiel bei der Rückkehr aus einem Risikogebiet oder auf dem Weg zum Corona-Test im Krankenhaus.
Am Freitag dehnten sie die Empfehlungen auf die öffentlichen Verkehrsmittel aus. Nach dem Ende der Ferien könnte es schwieriger werden, sich im Gedränge in den Bussen und Bahnen an die Abstandsregeln zu halten, erklärte die Gesundheitsbehörde. Deshalb rate sie allen, eine Maske in der Tasche zu haben, um sie notfalls aufsetzen zu können.
Auch in Norwegen und Finnland lehnen die Behörden Masken nicht grundsätzlich ab, halten sie aber wegen der wenigen Infektionen zur Zeit nicht für notwendig. „In naher Zukunft, wenn die Zahlen steigen, müssen wir das in Betracht ziehen“, sagt Are Stuwitz Berg, Arzt am norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit. (afp)
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