Eurostat: Europa erlebt schwersten Einbruch der Wirtschaft seit Jahrzehnten
Die europäische Statistikbehörde belegt mit ihren Zahlen, dass die von den meisten EU-Mitgliedsländern eingesetzten Corona-Maßnahmen die europäische Wirtschaft in eine beispiellose Rezession gestürzt haben.

Laut Statistikamt Eurostat ist die EU von der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten betroffen.
Foto: Uli Deck/dpa/dpa
Die Corona-Krise hat Europas Wirtschaft den schwersten Einbruch seit Jahrzehnten beschert. Wie die Statistikbehörde Eurostat am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte, schrumpfte die Wirtschaftsleistung in der Eurozone aus 19 Staaten in den ersten drei Monaten des Jahres um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. In der gesamten EU betrug das Minus 3,5 Prozent. Experten sahen Europa auf dem Weg in eine beispiellose Rezession.
Sowohl für Eurozone als auch EU seien die Konjunkturzahlen im ersten Quartal die stärksten Rückgänge seit Beginn der Erfassung im Jahr 1995, erklärte Eurostat. Die Statistiker verwiesen darauf, dass die Mitgliedstaaten im März begonnen hatten, Einschränkungen in der Corona-Krise zu verordnen.
Corona-Maßnahmen lähmten die Wirtschaft
Dadurch sind weite Teile der europäischen Wirtschaft zum Erliegen gekommen. Fabriken schickten ihre Mitarbeiter nach Hause, Geschäfte und Restaurants mussten schließen. Allein in Deutschland beantragten Unternehmen für mehr als zehn Millionen Menschen Kurzarbeit.
Die Eurostat-Daten zeigten, „dass Europa einen wirtschaftlichen Schock erlebt, der in modernen Zeiten beispiellos ist“, erklärte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Nötig sei deshalb ein europäisches Konjunkturprogramm, das an den am stärksten getroffenen Volkswirtschaften und Branchen ausgerichtet sei.
Euro-Währungszone sehr stark betroffen
„Die Eurozone gerät in eine beispiellose Rezession“, schrieben die Analysten der ING-Bank. Demnach ist der Einbruch in der Eurozone im ersten Quartal „der schlimmste für den Wirtschaftsblock seit mindestens dem Beginn der 70er Jahre“. Im zweiten Quartal werde die Wirtschaft wegen der Corona-Beschränkungen „noch schwächer“ sein, auch wenn nun begonnen werde, die Maßnahmen zu lockern.
national teils deutlich höhere Schäden
Gleichzeitig veröffentliche Schätzungen nationaler Statistikbehörden zeigten teils deutlich höhere Einbrüche. In Frankreich ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5,8 Prozent zurück. Dies ist laut der Statistikbehörde Insee der stärkste Einbruch seit Beginn der statistischen Erhebungen im Jahr 1949.
Im besonders stark beroffenen Spanien schrumpfte die Wirtschaft zu Jahresbeginn um 5,2 Prozent. Spaniens Notenbank geht für das Gesamtjahr von einer tiefen Rezession aus. Ihr zufolge könnte die Wirtschaftsleistung 2020 zwischen 6,6 und 13,6 Prozent einbrechen.
Belgien verzeichnete nach einer ersten Schätzung im ersten Quartal einen Einbruch von 3,9 Prozent. Deutschland legt seine Daten für die ersten drei Monate erst Mitte Mai vor.
Im letzten Quartal vor der Corona-Krise Ende 2019 hatte die Wirtschaft in der Eurozone noch einen leichten Zuwachs um 0,1 Prozent verzeichnet. In der gesamten EU waren es 0,2 Prozent.
Arbeitsmarktzahlen noch gut
Auf die europäischen Arbeitsmarktstatistik wirkte sich die Corona-Krise bisher nur geringfügig aus. Eurostat zufolge stieg die Erwerbslosenquote im März in der EU um 0,1 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent. In der Eurozone lag der Wert bei 7,4 Prozent, was gleichfalls einer Erhöhung um 0,1 Prozentpunkte entsprach. Analysten verwiesen darauf, dass die schwersten Einschränkungen in der Corona-Krise erst in der zweiten März-Hälfte verhängt wurden. (afp)
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