EU-Staaten einigen sich offenbar auf Flüchtlings-Umverteilung

Frankreich will im EU-Streit um die Flüchtlingsaufnahme eine "Koalition der Willigen" schmieden. "Deutschland ist auf jeden Fall dabei", versprach Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).
Binnenflüchtlinge am Rand der somalischen Hauptstadt Mogadischu.
Binnenflüchtlinge am Rand der somalischen Hauptstadt Mogadischu.Foto: Mohamed Odowa/dpa
Epoch Times10. Juni 2022

Nach jahrelangem Streit zeichnet sich in der Europäischen Union ein Minimalkompromiss über die Flüchtlingsaufnahme ab: Der französische Innenminister Gérald Darmanin schrieb am Freitag nach Beratungen mit seinen EU-Kollegen auf Twitter, eine „große Mehrheit“ der Mitgliedsländer habe grundsätzlich einem neuen „Solidaritätsmechanismus“ zugestimmt. Damit sollen tausende Menschen in Europa umverteilt werden, die vor allem über das Mittelmeer nach Europa gekommen sind. Auch Deutschland will Flüchtlinge aufnehmen – wie viele, ist aber noch offen.

Darmanin hatte den in Luxemburg tagenden Innenministern eine sechsseitige Erklärung für den „freiwilligen Solidaritätsmechanismus“ vorgelegt. Der Kerngedanke: Eine „Koalition der Willigen“ nimmt besonders belasteten Ländern wie Italien oder Griechenland Migranten ab. Wer dazu nicht bereit ist, soll einen „finanziellen Beitrag“ an sie zahlen oder anderweitig einen Beitrag leisten. Binnen eines Jahres ist laut EU-Diplomaten so die Umverteilung von rund 10.000 Menschen in Europa vorgesehen.

„Deutschland ist auf jeden Fall dabei“

In den kommenden Tagen will der französische Ratsvorsitz gemeinsam mit der EU-Kommission eine Plattform organisieren. Dabei geht es darum, welches Land wie viele Flüchtlinge aufnimmt. Gut zehn der 27 EU-Länder hatten sich laut Darmanin aufnahmebereit gezeigt. Wer dazu zählt, verriet er nicht.

„Deutschland ist auf jeden Fall dabei“, hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in Luxemburg mit Blick auf diese „Koalition der Willigen“ versprochen. Auf eine konkrete Flüchtlingszahl legte sie sich nicht fest.

Der österreichische Innenminister Gerhard Karner sprach dagegen von einem „falschen Signal“ an Schlepper. Menschenhändler machten gezielt Werbung damit, dass Europa offen sei und weitere Menschen aufnehmen wolle, kritisierte er. Wichtig sei vielmehr „ein robuster, funktionierender Außengrenzschutz“, betonte Karner.

Dafür tritt auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ein. Es soll bei ankommenden Flüchtlingen nach dem französischen Vorschlag stärker geprüft werden, ob sie überhaupt Chancen auf Asyl haben. Zudem soll die gemeinsame Eurodac-Datenbank verbessert werden, in der biometrische Fingerabdrücke der Menschen gespeichert werden. Frankreich sitzt noch bis Ende Juni den EU-Staaten vor. Danach übernimmt Tschechien.

„Wenn wir Millionen Menschen in der Europäischen Union aufnehmen können aus der Ukraine, dann müssen wir auch einige Tausend aufnehmen, die nicht aus der Ukraine kommen“, mahnte der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn, der auch für Immigration zuständig ist.

Der griechische Migrationsminister Notis Mitarachi appellierte in Luxemburg an die europäischen Partnerländer, Solidarität mit den Erstaufnahmeländern zu zeigen. Hilfsorganisationen klagen schon seit langem über unhaltbare Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern. (afp/dl)



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