Die Gotteskrieger sind keine Feinde Russlands mehr

Hastig räumen viele Länder ihre Botschaften in Kabul und ziehen ihre Mitarbeiter aus Afghanistan ab. Russische Vertreter hingegen bleiben vor Ort. Vergessen sind die Zeiten, als Moskau die Gotteskrieger als "Feinde" betrachtete. Denn Russland hat sich schon länger auf die Ankunft der Taliban in Kabul eingestellt.
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Russlands Außenminister Sergej Lawrow wirft deutschen Behörden die Vertuschung wahrer Umstände vor.Foto: YURI KADOBNOV/AFP/Getty Images
Epoch Times17. August 2021

Der russische Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete es am Dienstag als „positives Signal“, dass die radikalislamischen Taliban Garantien zur Freiheit der Meinungsäußerung abgegeben hätten. Lawrow begrüßte auch die Idee eines „nationalen Dialogs unter Beteiligung aller politischen, ethnischen und religiösen Kräfte“ am Hindukusch und sah „hoffnungsvolle Signale vonseiten der Taliban“.

Am Montag, als auf dem Flughafen von Kabul das blanke Chaos herrschte, begrüßte das Außenministerium in Moskau, dass sich die Lage in Kabul stabilisiere und die Taliban dabei seien, die „öffentliche Ordnung“ wiederherzustellen. Russlands Botschafter Dmitri Schirnow verwies darauf, dass die Taliban Garantien für die Sicherheit der russischen Botschaft abgegeben und versichert hätten, dass keinem seiner Diplomaten „ein Haar gekrümmt“ werde.

Das steht in scharfem Kontrast zu den Ereignissen im Jahr 1992. Damals musste Moskau hart darum kämpfen, seine Botschaft nach einem verlustreichen, zehn Jahre währenden Krieg zu räumen. Doch drei Jahrzehnte später hat der Kreml den Taliban zu erhöhter internationaler Glaubwürdigkeit verholfen, indem er für drei Runden von Gesprächen in Moskau die Schirmherrschaft übernahm – obwohl die Gruppe in Russland als terroristische Organisation verboten ist.

Bei den Moskauer Verhandlungen ging es nach Angaben von Experten darum, eine Ausweitung des Konflikts auf Nachbarländer zu verhindern. Außerdem sollen terroristische Aktivitäten in zentralasiatischen Ländern verhindert werden, in denen Russland Militärstützpunkte unterhält.

„Wenn wir in Zentralasien Frieden haben wollen, müssen wir mit den Taliban sprechen“, sagte Nikolai Bordjuscha, der frühere Generalsekretär der Organisation des Vertrags über die Kollektive Sicherheit. Er sprach sich dafür aus, die Botschaft in Kabul geöffnet zu lassen.

Das russische Außenministerium hat allerdings auch klar gemacht, dass es keine allzu enge Beziehung zu einer Taliban-Regierung aufnehmen will. Erst kürzlich hielten zudem russische, usbekische und tadschikische Truppen gemeinsam Manöver an der afghanischen Grenze ab.

Bisweilen werden die Beziehungen zu den Taliban misstrauisch beäugt, denn die Radikalislamisten haben ihre Wurzeln in der anti-sowjetischen Bewegung der Mudschahedin aus den 1980er Jahren. Inzwischen hat sich allerdings eine pragmatische Herangehensweise durchgesetzt. Schon im Juli bezeichnete Lawrow die Taliban als „mächtige Gruppierung“ – und übte Kritik an der afghanischen Regierung.

„Es kommt nicht von ungefähr, dass wir mit den Taliban seit sieben Jahren Kontakte gepflegt haben“, sagt der Afghanistan-Gesandte des Kreml, Samir Kabulow, am Montag dem Radiosender Moskauer Echo. Alexander Baunow vom Carnegie Zentrum in Moskau ergänzt, dass die Taliban sich aus russischer Sicht seit ihrer letzten Herrschaft, während der sie dem Terrornetzwerk Al-Kaida Unterschlupf gewährten, verändert hätten. „Diese Art von Mudschahedin sieht Moskau nicht als seine Feinde.“ (afp)



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