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„Der Enthusiasmus entscheidet“: Trump-Kampagne mobilisiert Spendenrekord und Publikumsinteresse

An seinem gestrigen Geburtstag konnte sich US-Präsident Donald Trump über einen neuen Spendenrekord für den Wahlkampf freuen. Allein 14 Millionen US-Dollar kamen am Sonntag über Online-Spenden zusammen. Trumps große Chance bei den US-Wahlen könnte der Enthusiasmus seiner Anhänger sein.

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Unterstützer von US-Präsident Donald Trump bei einer „Make America Great Again“-Kundgebung auf dem Regionalflughafen Elko in Elko, Nevada (2018).

Foto: NICHOLAS KAMM/AFP über Getty Images

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Lesedauer: 6 Min.

Deutsche Medien gehen überwiegend jetzt schon von einer deutlichen Niederlage des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump bei den bevorstehenden US-Wahlen am 3. November gegen seinen designierten demokratischen Herausforderer Joe Biden aus. Dazu zitieren sie Umfragen, die Biden im landesweiten Popular Vote deutlich führend sehen, und verweisen auf die Unruhen, die derzeit Teile des Landes erschüttern.
US-Medien sind in ihren Prognosen vorsichtiger. Zum einen hatte schon 2016 eine deutliche Mehrheit von drei Millionen Stimmen im landesweiten Ergebnis Hillary Clintons Niederlage im Wahlmännerkollegium nicht verhindern können. Zum anderen entfalten Präsidentschaftswahlen in den USA regelmäßig eine starke Eigendynamik.

Mehrfach ausverkaufte Veranstaltungen

Am gestrigen Sonntag (14.6.) fielen nicht nur der Tag der US-amerikanischen Flagge und der Geburtstag des Präsidenten zusammen. Wie „Fox News“ berichtet, gelang dem Republikanischen Nationalkomitee (RNC) mit einem Spendenaufkommen von 14 Millionen US-Dollar ein neuer Sammelrekord. Insgesamt verfügen die Republikaner damit derzeit bereits über einen Wahlkampfetat von etwa 255 Millionen US-Dollar, die Demokraten über 100 Millionen.
Noch wichtiger als eine prall gefüllte Wahlkampfschatulle ist jedoch erfahrungsgemäß in US-Wahlkämpfen die Fähigkeit, die eigene Basis und deren Enthusiasmus zu mobilisieren. Und auch was das anbelangt, kann Amtsinhaber Donald Trump zuversichtlich sein.
Wie „PJ Media“ berichtet, wird der Präsident schon bald wieder öffentliche Wahlkampfkundgebungen abhalten und auf diese Weise Gegenöffentlichkeit mobilisieren. Wie Wahlkampfmanager Brad Parscale auf Twitter mitteilt, soll die geplante Veranstaltung in Tulsa, Oklahoma, bereits jetzt mehrfach ausverkauft sein. Es soll nun für alle, die nicht in die 19.000 Zuschauer fassende Halle kommen, ein Public Viewing organisiert werden.

Data Mining bleibt bedeutsamer Faktor

Es geht der Trump-Wahlkampfzentrale jedoch nicht nur darum, in – ohnehin sicher republikanischen – Bundesstaaten Hallen und Plätze zu füllen. Ein Schwerpunkt des Wahlkampfs liegt in der Wähleransprache und im Vorfeld dazu der Identifikation potenzieller Wähler. Und diese läuft laut Parscale genau nach Plan – auch in Swing States und demokratischen Hochburgen.
Die Datensammelkampagne dient dem Zweck, Personen, die sich für eine Wahlkampfveranstaltung interessieren, aber noch nicht als Wähler eingetragen sind, zu registrieren. Auf diese Weise kann man sie auch im späteren Verlauf des Wahlkampfs noch mit Informationen, Fundraising-Bemühungen und Erinnerungen an den Wahltag und an Briefwahlmöglichkeiten erreichen.
In der Zeit vor der Corona-Krise war es Parscale zufolge etwa gelungen, allein in New Jersey an die Daten von 92.841 Personen zu kommen, die 158.632 Tickets nachfragten. Von 73.482 identifizierten Wählern hatten sich 10,4 Prozent 2016 nicht an der Wahl beteiligt. Dazu seien 26,3 Prozent registrierte Demokraten, die durch ihr Interesse an der Teilnahme an Trump-Veranstaltungen, für die Eintritt verlangt wird, ihr Interesse und ihre Ansprechbarkeit bekunden.

Trumps Kampagne zehrt von Dynamik

In Hershey, Pennsylvania, wurden 23.207 Wähler identifiziert, davon 82,5 Prozent aus dem Bundesstaat selbst, der als Swing State gilt. Von diesen hatten 20 Prozent nur an einer der vergangenen vier Wahlen im Bundesstaat teilgenommen, neun Prozent an gar keiner, 20,3 Prozent waren für die Demokraten registriert und 18 Prozent Nichtweiße.
Auch Dave Weigel von der „Washington Post“ bescheinigt der Trump-Kampagne mehr Aktivität, mehr Enthusiasmus, mehr Präsenz und mehr Dynamik als jener von Joe Biden. Dessen Bemühungen hätten bisher wenig von dem, was 2012 Barack Obama ausgezeichnet hatte – etwa ein professionelles und reaktionsschnelles Team, das Botschaften an den Wähler bringt.
Während der Clip der Biden-Kampagne zum Cinco de Mayo 7.000 Klicks auf YouTube und 180.000 auf Facebook bekam, kam der von Trump auf 11.000 bzw. 900.000. Die Zahl der Follower der Trump-Kampagne auf Facebook beläuft sich auf etwa 29 Millionen, Biden kommt lediglich auf knapp zwei Millionen.

Biden droht Romney-Schicksal: Er gilt als bloßer Verhinderungskandidat

Die schlechteste Nachricht für Biden kommt jedoch von einer jüngst veröffentlichten „CNN“-Umfrage. Diese verriet über die wahrscheinlichen Trump-Wähler, dass von ihnen 70 Prozent vor allem im Sinne hätten, für Trump zu stimmen – und nicht in erster Linie, um Biden zu verhindern. Im Gegensatz dazu wollen 60 Prozent der erklärten Biden-Wähler mit ihrer Stimme gegen Trump votieren, nur 38 Prozent wollen Biden selbst damit unterstützen.
Eine ähnliche Motivlage zeigten 2012 Wähler von Mitt Romney – und 2004 jene von John Kerry. Sowohl Obama als auch G.W. Bush konnten ihre Wiederwahl jeweils durch starke Mobilisierung eigener Anhänger sicherstellen.
Die Quintessenz: Trump kann im Wahlkampf auf ein hohes Maß an Enthusiasmus zugunsten seiner Person zählen, Biden ist vor allem ein Trump-Verhinderungskandidat, der jedoch selbst kaum Begeisterung auslöst. Im Laufe einer mehrmonatigen Kampagne gilt in der Politik jedoch ähnliches wie in der Wirtschaft: Positive Botschaften wirken nachhaltiger als negative.
Eine Vorentscheidung bedeutet dies nicht. Auch ist nicht absehbar, wie schnell sich die Wirtschaft von der Corona-Krise erholen wird und welche Auswirkungen die Krawalle nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd haben werden.
Die Szenen aus der „Autonomen Zone Chapel Hill“ oder der Umstand, dass Krawalle und Aufmärsche unter offenkundiger Missachtung von Pandemiemaßnahmen vonstatten gehen, dürfte Trumps Wahlkampfteam jedoch als Wasser auf seine Mühlen betrachten und im Wahlkampf verwenden.

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