Der drittmächtigste Kirchenvertreter des Vatikans George Prell wurde in Australien wegen Kindesmissbrauchs verurteilt
Einer der ranghöchsten katholischen Geistlichen wurde am Dienstag, den 11. Dezember, wegen sexuellen Kindesmissbrauchs von einem Geschworenengericht in Australien verurteilt, doch in den Medien hörte man tagelang nichts.
Das australische Gericht verhängte nach dem Urteil gegen den australischen Kardinal George Prell eine Nachrichtensperre für Medien, um das Geschworenengericht vor einem zweiten Verfahren im März nicht durch Medienberichterstattung zu beeinflussen.
Am 4. Februar soll nun laut „Katholisch.de“ das Strafmaß vom ersten Verfahren festgelegt werden. In Australien verjähren Missbrauchsfälle gegen Kinder und Jugendliche nicht und können mit bis zu 25 Jahre Haft bestraft werden.
Der 77-jährige Australier wurde 2014 von Papst Franziskus zum Leiter des Wirtschafts- und Finanzsekretariats im Vatikan ernannt und gehörte seitdem nach Pietro Parolin, dem Chefdiplomaten des Kirchenstaats, und dem Papst selbst zu den drei mächtigsten Männern der Weltkirche.
Prell zwang Chorknaben zu Oralsex
Nach Angaben der katholischen Zeitung soll Prell 1996 zwei Chorknaben in der Sakristei der Kathedrale von Melbourne zum Oralverkehr gezwungen zu haben. Eins der Opfer, ein Zeremonienmeister und ein Organist sagten gegen den Kardinal aus. Nach reichlichen Beratungen befand das Geschworenengericht Prell einstimmig für schuldig.
Weiterhin wird Prell vorgeworfen, in seiner Amtszeit als Priester vor 40 Jahren in Ballarat mehrere männliche Jugendliche in einem Schwimmbad öffentlich sexuell belästigt zu haben. Nach Beginn des Verfahrens im Mai 2018 ist der Kardinal seit Juni von allen amtlichen Verpflichtungen freigestellt.
Da die Vorwürfe gegen ihn zum einen aus den 70er Jahren und zum anderen aus den 90er Jahren stammen, entschied sich die Richterin Sue Pullen für zwei getrennte Verfahren. Im März werden laut „Katholisch.de“ die Anschuldigungen aus den 70er Jahren behandelt.
Seines Amts enthoben
Nur einen Tag nachdem das Urteil gefallen war, verkündete Papst Franziskus Prells Entlassung. Wie die „Welt“ berichtete, habe sich der Papst bereits Ende Oktober schriftlich bei Pell und zwei weiteren Kardinälen für deren Arbeit bedankt und sie sozusagen in den Ruhestand versetzt.
Als Grund für das Ausscheiden der drei Kardinäle führte der Papst-Sprecher Greg Burke unter anderem ihr „fortgeschrittenes Alter“ an. (nh)
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