„Auch der Mond könnte auf die Erde fallen“
Dänemark: Bürger erhalten ab Oktober ihre Freiheiten zurück
Trotz steigender Inzidenzzahlen zum Ende des Sommers hin, werden die Dänen ab Oktober ihre Freiheiten zurückerhalten. In Deutschland wird derweil der Druck auf die nicht geimpften Bürger erhöht.

Zwei Länder, zwei Wege. Während Dänemark die Corona-Maßnahmen fallen lässt, verschärft Deutschland diese gerade stark.
Foto: Carsten Rehder/dpa/dpa
In Dänemark sieht die Corona-Situation ähnlich aus wie in anderen europäischen Ländern. Doch in einem Punkt unterscheidet sich die dänische Corona-Politik von der deutschen. Mehrere Virologen empfehlen, die bisher im Zaum gehaltene Pandemie „von der Leine zu lassen“ und als Grippe zu betrachten.
Während in Deutschland ohne irgendwelche Nachweise die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben kaum mehr möglich ist, hat das Parlament in Kopenhagen entschieden, dass sämtliche Corona-Maßnahmen per 1. Oktober beendet werden sollen. Konkret heißt das: Die Maskenpflicht wird aufgehoben, es müssen keine negativen Tests mehr vorgelegt werden und auch keine Nachweise darüber, ob jemand geimpft oder ungeimpft ist.
Regierung stellt Maßnahmen trotz steigender Inzidenzzahlen ein
Seit Anfang Juli ist der Inzidenzwert in Dänemark von 31 auf 107 angestiegen. Die Einstellung sämtlicher Corona-Maßnahmen erfolgt unabhängig davon, schreibt „RT Deutsch“. Die Obergrenzen des Corona-Indikators werden stark erhöht; in Gemeinden darf es einen Inzidenzwert bis zu 500, in Städten bis zu 1.000 geben. Diese Werte bleiben, solange die Krankenhäuser die „mutmaßlich zu erwartenden“ zukünftigen COVID-19-Patienten während der Herbst- und Wintermonate problemlos behandeln können.
Die Experten sind sich sicher: Durch die Impfungen wird die Epidemie in Dänemark eingedämmt. Mehr als 90 Prozent der gefährdeten Bevölkerungsgruppe sind bereits geimpft worden. Søren Riis Paludan, Professor für Virologie an der Universität Aarhus, sagt gegenüber der Zeitung „Politiken“: „Mehr als 90 Prozent der gefährdeten Bevölkerung sind geimpft. Deshalb ist es keine Katastrophe, wenn Schulkinder infiziert werden. Sie können ihre inzwischen immunen Großeltern nicht mehr anstecken, sie können nicht länger schwer erkranken.“
Schulbetrieb soll normal weiterlaufen
Es sei auch nicht länger verhältnismäßig, wenn ganze Klassen heimgeschickt würden, nur weil ein einziger Schüler positiv getestet wurde. Es ist ganz einfach fast niemand mehr da, der noch ernsthaft schwer an COVID-19 erkranken könnte, erklärte der Professor.
Im Weiteren plädierte er dafür, von der Fixierung auf Inzidenzzahlen loszulassen. Er ist sich sicher, dass die Gefahr neuer Virusvarianten überschätzt wird. Gegenüber der Zeitung „Politiken“ sagte er: „Das ist alles rein hypothetisch; auch der Mond könnte auf die Erde fallen. Fakt ist, dass es bisher keine Mutation gegeben hat, die den Effekt der Impfung stark beeinträchtigt hätte. Lasst die Pandemie laufen und betrachtet sie wie eine Grippe“, fordert er.
Der Virologe glaubt, das Virus hat bald ausgespielt. „Ich tippe darauf, das es bald alle seine Möglichkeiten ausgeschöpft hat“. Mit dieser Meinung ist der Experte nicht alleine. Auch andere, wie zum Beispiel Lone Simonsen, Professorin an der Universität Roskilde, schätzt die Situation ähnlich wie Paludan ein.
Die Landes-Impfquote von Dänemark beträgt derzeit 58 Prozent. Die meisten Impfdosen wurden an vulnerable Menschen verabreicht, die nun durch die Impfung von einem schweren Krankheitsverlauf geschützt sind. In Deutschland liegt der Wert bei 54, 5 Prozent, also nur leicht darunter. (nw)
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