Noch ungeklärte Fälle
Wirbel um CIA-Bericht zu Havanna-Syndrom – Senatorin „überrascht“

Central Intelligence Agency CIA). Symbolbild.
Foto: SAUL LOEB/AFP via Getty Images
Ein Untersuchungsbericht der CIA zum sogenannten Havanna-Syndrom hat in den USA für Aufregung gesorgt. Ein hochrangiger Beamter des US-Auslandsgeheimdienstes sagte der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag:
„Wir haben festgestellt, dass es unwahrscheinlich ist, dass ein ausländischer Akteur, einschließlich Russland, eine anhaltende weltweite Kampagne durchführt, bei der US-Personal mit einer Waffe oder einem Mechanismus geschädigt wird“. Politiker und Opfervertreter in Washington reagierten skeptisch.
Die ersten Fälle des „Havanna-Syndroms“ waren 2016 bei Diplomaten in der kubanischen Hauptstadt aufgetaucht. Dutzende kanadische und US-Diplomaten sowie deren Angehörige in Havanna litten unter Gesundheitsproblemen wie Benommenheit, Müdigkeit und Kopfschmerzen sowie Hör- und Sehproblemen.
Die Angelegenheit kam erst ein Jahr später ans Licht, als der damalige US-Präsident Donald Trump als Reaktion auf die Vorfälle die meisten US-Diplomaten aus Havanna abberief.
Einige Fälle immer noch ungelöst
Nach dem ersten Auftreten auf Kuba wurden Fälle aus China, Deutschland, Australien, Russland, Österreich und sogar in Washington gemeldet. Die Behörden in Kanada und den USA hatten zunächst mysteriöse „Akustik-Attacken“ als Ursache vermutet, hinter denen Russland stecken könnte.
US-Außenminister Antony Blinken kündigte im November an, „Licht ins Dunkel“ zu bringen. Er betraute zwei erfahrene Diplomaten mit dem Fall.
Von den bis zu tausend untersuchten sogenannten anomalen Gesundheitsvorfällen bei US-Diplomaten und Geheimdienstlern im Ausland ließen sich nahezu alle durch bestehende oder zuvor nicht diagnostizierte Erkrankungen der Betroffenen oder durch Umweltfaktoren erklären, hieß es in dem Bericht.
Nur etwa zwei Dutzend Fälle können nicht erklärt werden und sind Gegenstand weiterer Untersuchungen. In diesen Fällen habe die CIA einen ausländischen Akteur als Ursache nicht ausgeschlossen, betonte der Beamte.
Anwalt: „Der CIA-Bericht ist eine Desinformation“
Zuvor hatten bereits mehrere US-Medien über den Zwischenbericht berichtet. CIA-Direktor William Burns erklärte, dass der US-Geheimdienst die Ermittlungen fortsetze und allen Beamten mit Gesundheitsproblemen unabhängig von der zugrunde liegenden Ursache Unterstützung und Betreuung zusichere.
„Wir verfolgen diese komplexe Angelegenheit mit analytischer Strenge, solider Handwerkskunst und Mitgefühl und haben dieser Herausforderung intensive Ressourcen gewidmet“, erklärte Burns. „Auch wenn die zugrundeliegenden Ursachen unterschiedlich sein mögen, leiden unsere Beamten unter realen Symptomen.“
Die Anwälte mutmaßlicher Opfer wiesen die Schlussfolgerungen der CIA zurück. Die CIA habe die Schlussfolgerungen veröffentlicht, um mit einer „Revolte innerhalb ihrer Belegschaft umzugehen, da die Offiziere nicht nach Übersee gehen wollen“, sagte der Anwalt Mark Zaid.
„Der CIA-Bericht ist eine Desinformation“, sagte er und wies darauf hin, dass andere Stellen in der US-Geheimdienstgemeinschaft dem Bericht nicht zustimmen.
Blinken will Untersuchungen fortsetzen
In einer Erklärung stellte US-Außenminister Antony Blinken die Schlussfolgerungen der CIA nicht infrage, erklärte aber, dass die Untersuchungen fortgesetzt würden. „Diese Ergebnisse stellen die Tatsache nicht infrage, dass unsere Kollegen über reale Erfahrungen berichten und unter realen Symptomen leiden“, sagte Blinken. „Ihr Schmerz ist real. Daran gibt es für mich keinen Zweifel.“
Die Mitglieder der Geheimdienstausschüsse des Senats und des Repräsentantenhauses, die am Mittwoch über die Ergebnisse des CIA-Berichts unterrichtet wurden, äußerten einige Vorbehalte gegenüber dem Bericht.
Die republikanische Senatorin Susan Collins erklärte, sie sei von den Schlussfolgerungen „überrascht“. „Es ist schwierig, die Ergebnisse der Experten-Taskforce der CIA mit anderen Beweisen und Aussagen in Einklang zu bringen“, teilte sie mit. (afp/dl)
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