Bulgariens löchrige Grenze: Im Fokus von Schleppern

Neben der Türkei liegt Bulgariens grüne Grenze, die verstärkt in den Fokus von Schleusern gerät.
Titelbild
Bulgarische Soldaten beim Grenzmanöver am 18. März.Foto: NIKOLAY DOYCHINOV/AFP/Getty Images
Epoch Times19. Mai 2016

Die Zeitung „Welt“ berichtete gestern von den Zuständen an Bulgariens Grenze. Diese ist nur löchrig geschützt. Mehr Zäune sollen erst noch gebaut werden. Migranten versuchen deshalb wenn nötig mehrmals, durch das Grenzgebiet zu kommen. Werden sie beim Einwandern erwischt, droht ihnen unsanfte Behandlung durch bulgarische Grenzpolizei.

Der Afghane Ajub Khan beschrieb, das er verprügelt und wie ein Hund zurückgejagt wurde, als er das erste Mal über die bulgarische Grenze kam. Die bulgarischen Grenzschützer "schlugen uns, klauten unser Geld, die Telefone, sogar das Essen, die Kleider, und jagten uns zurück", zitierte ihn die „Welt“. Viermal wurde Khan erwischt, bevor sein fünfter Versuch klappte, von der Türkei aus über die grüne Grenze zu schlüpfen.

Der Migrant berichtet, dass Schlepper anboten, ihn für 1.000 Euro von Istanbul über Bulgarien nach Belgrad zu bringen. Dort biete man ihm nun die Reise nach Deutschland für 2.000 Euro an. Das billigste Angebot zur Weiterreise kostet in Belgrad "nur" 100 Euro: Ein Bolzenschneider-Loch im ungarischen Grenzzaun.

Bürgerwehren mit ausrangierten Panzern

Weil die bulgarische Grenze so löchrig ist, haben bereits Bürgerwehren auf ihre Weise mit „Grenzschutz“ begonnen. Der Premier lobte sie persönlich dafür und geriet er vor wenigen Wochen in die Kritik. Einheimische Männer hatten begonnen, mit ausrangierten Panzern und Armee-Fahrzeugen Streife zu fahren. Dabei nahmen sie Migrantengruppen auf zuweilen unsanfte Weise fest. (Siehe HIER.)

Das ärmste EU-Land stellt sich nun darauf ein, dass noch mehr Menschen versuchen werden, von der Türkei oder Griechenland kommend einzuwandern. Man übte bereits für den Fall eines massiven Migrationsstroms im März: Es gab ein gemeinsames Manöver der Armee und der Polizei an der Grenze zu Griechenland.

Neue Zäune geplant

Bulgarien will außerdem mehr Grenzzäune zur Türkei bauen: Bis Sommer 2016 ist die Verlängerung bestehender Zäune auf 160 km geplant. Neue Grenzanlagen zu Griechenland sind außerdem geplant. Sofia reagiere damit auf wachsende Migrantenzahlen und Druck durch militante Bürgerwehren, berichtete gestern die "Bild".

"Bild" beruft sich dabei auf den aktuellen und als vertraulich eingestufen Bericht der Bundesregierung zur „Entwicklung der Migrationslage in Bulgarien“. Das Dokument liegt dem Medium exklusiv vor. Der Report des „Gemeinsamen Analyse- und Strategiezentrums Illegale Migration“ (GASIM) warnt vor einer Verlagerung des Migrationsstroms.

Der Bericht wurde gemeinsam vom Bundeskriminalamt (BKA), dem Bundesnachrichtendienst (BND), der Bundespolizei und anderen relevanten Behörden verfasst. Darin heißt es: „Aufgrund der Maßnahmen in der Ägäis fokussieren sich Schleuser-Gruppierungen stärker auf die Route aus der Türkei über Bulgarien und auf den Landweg nach Westeuropa.“ Dort seien „entsprechende Organisationen“ seit Jahren aktiv.

Kontrolllücken bei der Einreise“

Zwar demonstriere Bulgarien „weiterhin die politische Entschlossenheit, einer möglichen Routenverlagerung sowie der illegalen Schleusungskriminalität entgegenwirken zu wollen“, doch deuteten die Migrationszahlen des Landes auf erhebliche „Kontrolllücken bei der Einreise“ und auf vermehrte „Schleuseraktivitäten“ hin, so der Bericht laut Bild.

Auch warnt der GASIM-Bericht davor, dass im Fall der Verlagerung der Flüchtlingsroute die „personell und materiell“ strapazierte bulgarische Polizei „kurzfristig überfordert“ sein könnte:

Die Intensität der Grenzüberwachung“ werde maßgeblich durch unzureichende Finanzmittel sowie die Personalsituation der bulgarischen Grenzpolizei beeinflusst. Außerdem gebe es immer wieder „technische Probleme mit dem integrierten Grenzüberwachungssystem“.

Laut dem Bericht zieht die Regierung in Sofia sogar die abschnittsweise „Errichtung eines Grenzzauns der griechisch-bulgarischen Grenze“ in Betracht.

Ruptly-Video über die selbsternannten Grenzschützer

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