Brasilien und Mexiko melden Rekord an Todeszahlen innerhalb eines Tages – ist nur das Virus Schuld?

Die Behörden in Brasilien und Mexiko haben innerhalb eines Tages einen neuen Höchstwert an Todesfällen gemeldet. Mexiko gab am Mittwoch zum ersten Mal mehr als tausend Corona-Todesfälle an einem Tag bekannt, während Brasilien ebenfalls einen traurigen Rekord meldete.
Titelbild
Luftaufnahme des Friedhofs Nossa Senhora Aparecida in Brasilien, auf dem die verstorbenen Infizierten täglich begraben werden.Foto: MICHAEL DANTAS/AFP über Getty Images
Epoch Times5. Juni 2020

Während in Europa der Höhepunkt der Krise überwunden scheint, sind Süd- und Mittelamerika zu den neuen Brennpunkten der Corona-Pandemie geworden. Die Behörden in Brasilien und Mexiko haben innerhalb eines Tages eine Rekordzahl an infizierten Verstorbenen gemeldet. Laut offiziellen Zahlen vom Donnerstag stieg die Anzahl der Verstorbenen in Brasilien an einem Tag um 1473 Fälle auf 34.021.

Bis gestern (4.6.) wurden im größten und bevölkerungsreichsten lateinamerikanischen Land mit 208,5 Millionen Einwohnern rund 615.000 Ansteckungsfälle gezählt. Experten vermuten, dass die Zahl der Infektionen allerdings deutlich höher ist, da es in dem Land relativ geringe Ressourcen für Tests gibt.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hatte die von dem aus China stammenden Virus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 in der Vergangenheit als „kleine Grippe“ bezeichnet. Die von brasilianischen Bundesstaaten verhängten Corona-Beschränkungen lehnt er ab, da sie die Wirtschaft drosseln. Wiederholt verstieß der Präsident selbst gegen die Abstandsregeln.

Chile verlängert Ausgangsbeschränkung

Unterdessen gab Mexiko am Mittwoch zum ersten Mal mehr als tausend Todesfälle an einem Tag bekannt. Auch in anderen Ländern der Region sorgt die Pandemie weiterhin für Ausnahmesituationen: In Chile wurde die Ausgangsbeschränkung in der Hauptstadt Santiago um weitere drei Wochen verlängert. In Peru gab die örtliche Journalistengewerkschaft an, dass mindestens 20 infizierte Reporter gestorben seien.

In den Krankenhäusern Perus werden unterdessen die benötigten Sauerstoffflaschen knapp, weil die Menschen versuchen, sie für ihre Angehörigen zu kaufen. „Wir haben noch keinen Sauerstoff gefunden“, sagte Lady Savalla in der Hauptstadt Lima. „Ich mache mir mehr als alles andere Sorgen um meine Mutter, denn sie wird viel Sauerstoff brauchen, und das Krankenhaus hat nicht genug davon.“

Mediziner äußert These zu Todesopfern

„Der massenhafte, überproportional häufige Tod von Covid-19-Patienten mit dunkler Hautfarbe und aus südlichen Ländern sowie in New York, London, Stockholm, Madrid, Paris, und anderen Städten und Ländern mit hohem Migrantenanteil ist offenbar auch Folge einer medikamentösen Fehlbehandlung.“ Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Wolfgang Wodarg, Arzt für Hygiene und Umweltmedizin und langjähriger Leiter eines Gesundheitsamtes, in seinem Blog.

Immer wieder war der Mediziner in der Vergangenheit in die Kritik der Medien geraten, weil er die Maßnahmen der Bundesregierung und den Umgang mit SARS-CoV-2 hinterfragt hatte. Er bemängelt unter anderem, dass alle Entscheidungen von Politik und Verwaltung an der Aussagekraft des PCR-Tests abhängen würden, und fordert: „Jeder der Verantwortung für diese Entscheidungen in Politik, Verwaltung oder Justiz trägt, muss sich deshalb mit der Aussagekraft der benutzten Tests gründlich auseinandersetzen.“

Bezüglich der erhöhten Sterbezahlen in südlichen Ländern stellt Wodarg die These auf, dass Menschen mit einem speziellen Enzymmangel betroffen seien, der vor allem bei Männern auftrete. Die Familien würden aus Regionen stammen, wo Malaria endemisch war oder ist. Das gelte nicht nur für Afrika, sondern auch für große Teile Asiens, Süd- und Mittelamerikas, Arabiens und den Mittelmeerraum. „Sie werden derzeit mit Hydroxychloroquin, einem für sie unverträglichen Medikament behandelt, das jetzt überall auf der Welt im Kampf gegen Covid-19 eingesetzt wird“, erklärte Wodarg. Wenn dies nicht rasch aufhöre, drohe ein Massensterben.

Die USA hatten zwei Millionen Dosen des Malariamittels Hydroxychloroquin nach Brasilien geliefert. Das Mittel solle „Brasiliens Pflegepersonal, Ärzten und Gesundheitsexperten prophylaktisch gegen das Virus helfen“, teilte das Weiße Haus am Sonntag (31.5.) mit. Zudem solle das Medikament „als Therapeutikum für Brasilianer, die sich infizieren“, verwendet werden.

Hydroxychloroquin in Indien

Auch in Indien wird Hydroxychloroquin gegen die Virusausbreitung offiziell empfohlen. Die oberste biomedizinische Forschungseinrichtung des Landes erklärte am 26. Mai, indische Studien hätten ergeben, dass Hydroxychloroquin „keine größeren Nebenwirkungen“ habe.

Das Malaria-Medikament verursache „keinen Schaden“ und „könne vielleicht Nutzen haben“, sagte der Generaldirektor des Indischen Rats für Medizinische Forschung (ICMR), Balram Bhargava. Die Einrichtung ist beim Kampf der indischen Regierung gegen die Pandemie federführend.

Am Donnerstag (4.6.) verzeichnete Indien über 9.000 Neuinfektionen. Experten schätzen, dass Indien Wochen und vielleicht sogar Monate von einem Höhepunkt entfernt sei. Wanderarbeiter, die Indiens Großstädte verlassen haben, um in ihre Heimatstaaten zurückzukehren, sollen das Virus eingeschleppt haben.

Von den 3.872 neuen Fällen, die nach dem 1. Juni im Bundesstaat Bihar verzeichnet wurden, seien 71 Prozent auf Personen zurückzuführen, die im Mai zurückgekehrt waren. Die Regierung hatte insoweit spezielle Busse und Züge für den Transport von Wanderarbeitnehmern eingesetzt. Die Möglichkeit, dass sich das Virus nun vor allem im ländlichen Bereich ausbreitet, sehen Experten als besorgniserregend.

Indiens Probleme mit der Gesundheitsversorgnung – hauptsächlich eine geringe Anzahl von Krankenhausbetten, Ärzten und Krankenschwestern – seien in den oft abgelegenen Dörfern am schlimmsten. Insoweit könnte eine Verbreitung besonders schwer nachzuvollziehen, geschweige denn einzudämmen sein.

Studie zurückgezogen

Das Fachjournal „The Lancet“ hat unterdessen eine Studie zum Einsatz von Chloroquin und Hydroxychloroquin gegen SARS-CoV-2 zurückgezogen. Drei der vier Autoren verwiesen darauf, dass sie Zweifel an der Richtigkeit der von ihnen genutzten Daten nicht ausräumen können, wie das Journal mitteilte.

Die Wirksamkeit der bislang gegen Malaria eingesetzten Mittel gegen die Lungenerkrankung Covid-19 wird derzeit in zahlreichen Studien getestet. Bisherige Untersuchungen brachten keinen gesicherten Hinweis, dass sie bei Erkrankten die Symptome bessern oder die Erkrankungsdauer verkürzen. (afp/dts/dpa/sua)

 



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