„Bösartig und kalkuliert“ – Obama und der Schock von Dallas

Das Attentat von Orlando, die Polizeigewalt gegen Schwarze und nun die tödlichen Schüsse in Dallas - all diese Fälle hinterlassen ein Gefühl von einer tiefen gesellschaftlichen Verrohung.
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Barack Obama sagte den Behörden von Dallas seine volle Unterstützung zu.Foto: Jakub Kaminski/dpa
Epoch Times9. Juli 2016
Während in Dallas noch Chaos herrscht und die Polizei versucht, der Lage Herr zu werden, betritt US-Präsident Barack Obama in fast 9000 Kilometer Entfernung ein Podium.

Eigentlich wollte er hier in Warschau über den Brexit-Schock sprechen. Aber zu diesem Zeitpunkt sind in Dallas fünf Polizisten tot und weitere verletzt. Nach einem mehrstündigen Feuergefecht und erfolglosen Verhandlungen wurde ein mutmaßlicher Angreifer mit Hilfe eines Roboters getötet. Unklar blieb, ob er allein handelte.

Obama spricht von einer „bösartigen, kalkulierten und verabscheuungswürdigen“ Tat. „Diese Polizisten waren im Einsatz, sie haben ihren Job gemacht, sie haben dafür gesorgt, dass Menschen während eines friedlichen Protests sicher sind“, sagt Obama. Er wirkt nicht nur körperlich erschöpft.

Erst kurz nach seiner Landung zum Nato-Gipfel in der polnischen Hauptstadt hatte sich der US-Präsident sichtbar berührt zum Tod zweier Schwarzer durch Polizeikugeln innerhalb von nur zwei Tagen geäußert. Emotional zitierte Obama mehrere Statistiken, die die Benachteiligung von Afroamerikanern im US-Alltag belegen. „Menschen guten Willens können das besser“, sagte er. „Der Wandel passiert zu langsam. Wir müssen dem mehr Dringlichkeit verleihen.“

Er beschwor die Amerikaner, nach dem Geschehenen nicht in routinierte Reaktionsmuster zu verfallen, sondern innezuhalten.

Wenige Stunden später ist daran nicht zu denken. Amerika wacht langsam auf und ist mit neuem Hass konfrontiert.

Obama hat solche Situationen in den vergangenen Jahren schon sehr oft erlebt.

Es ist erst einen Monaten her, dass er die Überlebende und Hinterbliebene der Terrorattacke von Orlando traf. In der Stadt hatte ein Mann in einem Nachtclub 49 Menschen erschossen und 53 weitere verletzt. Es war die schlimmste Bluttat eines Einzelnen in der Geschichte des Landes.

Nach den Schüssen in Dallas ist die Rede vom schlimmsten Verbrechen gegen Polizisten seit der Terrorattacke vom 11. September 2001. Es ist wieder so ein trauriger Superlativ.

Das Attentat von Orlando, die Polizeigewalt gegen Schwarze und nun die tödlichen Schüsse in Dallas – all diese Fälle hinterlassen ein Gefühl von einer tiefen gesellschaftlichen Verrohung.

Reflexartig verfallen die USA nach jeder neuen Gewalttat in eine Debatte über die Waffengesetze, auch an diesem Freitag lässt sie nicht lange auf sich warten.

Es ist ein Herzensanliegen des Präsidenten, die Gesetze zu verschärfen. Seit Jahren kämpft er dafür. Der Großteil der Republikaner und die mächtige Waffenlobby NRA haben es bisher immer verhindert.

Obama wirkt an diesem Freitag nicht nur erschöpft, sondern auch ziemlich wütend. Wütend auf die, die den Besitz von Waffen immer wieder aufs Neue mit dem Zweiten Zusatz der Verfassung rechtfertigen.

Es komme zu solch tödlichen und tragischen Attacken, wenn Menschen so einfach an kriegsähnliche Waffen kommen könnten. „In den nächsten Tagen müssen wir uns mit dieser Realität auseinandersetzen.“

(dpa)


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