Bill Gates gibt zu: „Es gibt eine Menge Klimaübertreibungen“

Hat der Multimilliardär Bill Gates einen Sinneswandel? Tausende Wissenschaftler negierten bereits den von der Politik beschriebenen Klimanotstand – nun ändert auch der Microsoft-Mitbegründer seine Meinung.
Bill Gates
Bill Gates (r.), Gründer von Breakthrough Energy und Co-Vorsitzender der Bill & Melinda Gates Foundation, spricht auf der Bühne des Klima-Forward-Gipfels der „New York Times“ am 21. September 2023 in New York City.Foto: Bennett Raglin/Getty Images für „The New York Times“
Von 30. September 2023

Der Multimilliardär Bill Gates hat offenbar einige seiner früheren Äußerungen zum Klimawandel revidiert. Er teilte kürzlich mit, dass in der Debatte einige Aktivisten alarmistische Vorhersagen gemacht hätten. Gates war in den 1970er-Jahren Mitbegründer des Unternehmens Microsoft und konnte sich damit ein milliardenschweres Vermögen aufbauen. Auf einer Veranstaltung sagte er am 21. September:

„Es gibt eine Menge Übertreibungen bei der Klimadebatte. Das Klima ist nicht das Ende des Planeten. Dem Planeten wird es also gut gehen.“

Diese Äußerungen machte er auf dem Innovationsgipfel zum „Earthshot-Preis“ zusammen mit seinem Milliardärskollegen Michael Bloomberg und dem britischen Prinzen William. Für die sogenannten „Übertreibungen“ nannte er jedoch keine konkreten Beispiele.

Gates: Klimapolitik nicht mit „roher Gewalt“ durchsetzbar

Ein paar Tage später gab Gates auf einer Veranstaltung der „New York Times“ ähnliche Aussagen zur Klimadebatte von sich. „Es gibt Auswirkungen auf die Menschheit, weniger auf den Planeten“, sagte Gates. Im weiteren Gesprächsverlauf fügte er hinzu, dass „kein Land mit gemäßigtem Klima unbewohnbar werden wird“.

„Es ist ziemlich klar, dass wir nicht zu extremen Szenarien übergehen werden“, sagte Gates. „Die Emissionen werden ihren Höhepunkt erreichen und dann wieder sinken. Sie werden nicht so schnell sinken, wie wir es uns wünschen, und so wird die Temperatur weiter ansteigen. Und wenn die Temperatur erst einmal gestiegen ist, sinkt sie nicht mehr so schnell. Es sei denn, man entfernt massiv Kohlenstoff [aus der Erdatmosphäre].“

Bei der Veranstaltung der „NY Times“ bezeichnete sich Gates auch als „die Person, die am meisten für das Klima tut, was die Innovation und die Vereinbarkeit mehrerer Ziele angeht“. Er deutete an, dass er aufgrund seiner finanziellen Mittel qualifiziert sei, Aussagen zum Klima abzugeben.

Gates sagte zudem, dass die Umsetzung der Klimapolitik durch die Staats- und Regierungschefs nicht mit „roher Gewalt“ erreicht werden könne. „Wenn man versucht, die Klimapolitik mit roher Gewalt durchzusetzen, wird es Leute geben, die sagen: ‚Ich mag das Klima, aber ich will die Kosten nicht tragen und meinen Lebensstandard nicht reduzieren‘“, sagte Gates. „Ohne Innovation ist es unwahrscheinlich, dass der Ansatz der rohen Gewalt erfolgreich sein wird, insbesondere in Ländern mit mittlerem Einkommen.“

Er ging nicht näher darauf ein, forderte aber eine stärkere parteiübergreifende Unterstützung für klimarelevante Maßnahmen. „Man kann keine Klimapolitik betreiben, die, wenn eine Partei das Sagen hat, mit voller Kraft voranschreitet und dann auf der Stelle tritt“, sagte er. „Es handelt sich um 30-jährige Investitionen in Stahlwerke.“

Frühere Aussagen zum Klima

In der Vergangenheit hatte Gates eine Reihe von Klimawarnungen ausgesprochen. Darunter auch eine im Jahr 2020, in der er behauptete, dass die [Klimakrise] mehr Todesfälle und menschliches Leid verursachen würde als COVID-19. „So schrecklich diese Pandemie auch ist, der Klimawandel könnte noch schlimmer sein“, sagte er damals. Gleichzeitig forderte er, dass die Staats- und Regierungschefs „unsere Anstrengungen jetzt beschleunigen“ müssten, um „eine Klimakatastrophe zu vermeiden“.

Gleichzeitig hatte Gates in den letzten Jahren eine beträchtliche Menge an amerikanischem Farmland erworben. Derzeit ist er der größte private Besitzer von Farmland in den USA.

Ein beträchtlicher Teil seiner öffentlichen Äußerungen zum Klimawandel bezieht sich auf die Fleischproduktion, wobei Gates gesagt hatte, dass die derzeitigen landwirtschaftlichen Praktiken nicht klimaschonend seien. Er hatte zudem synthetisches oder pflanzliches Fleisch als Alternative angepriesen.

Große Opposition gegen die Klimapolitik

Der Physik-Nobelpreisträger John Clauser hatte in den vergangenen Monaten die Klimamodelle infrage gestellt und behauptet, dass die Forscher eine wichtige Variable außer Acht gelassen haben. Er und inzwischen rund 1.800 andere Wissenschaftler unterzeichneten eine Erklärung, in der sie betonen, dass es keinen „Klimanotstand“ gebe. Die Geschichte der Erde zeige, dass sich das Klima ständig verändere – mit oder ohne menschliche Aktivitäten.

„Darüber hinaus ignorieren [die Klimamodelle] die Tatsache, dass die Anreicherung der Atmosphäre mit CO₂ vorteilhaft ist“, heißt es in der Erklärung.

Die Wissenschaftler beschuldigten die gängige Wissenschaftsgemeinschaft, ein „populäres Narrativ“ zu fabrizieren, das in Wirklichkeit eine „Korruption der Wissenschaft ist, die die Weltwirtschaft und das Wohlergehen von Milliarden von Menschen bedroht“.

„Eine fehlgeleitete Klimawissenschaft hat sich zu einer massiven schockjournalistischen Pseudowissenschaft ausgeweitet. Diese Pseudowissenschaft wiederum ist zum Sündenbock für eine Vielzahl anderer, nicht damit zusammenhängender Übel geworden“, äußerte der Physik-Nobelpreisträger im Juli. „Sie wurde von ähnlich fehlgeleiteten Marketingvertretern, Politikern, Journalisten, Regierungsbehörden und Umweltschützern gefördert und verbreitet. Meiner Meinung nach gibt es keine echte Klimakrise.“

„Es gibt jedoch ein sehr reales Problem bei der Bereitstellung eines angemessenen Lebensstandards für die große Weltbevölkerung und eine damit verbundene Energiekrise. Letztere wird durch die meiner Meinung nach falsche Klimawissenschaft unnötig verschärft.“

Führen falsche Modelle zu „katastrophalen“ Folgen?

Zuvor hatten zwei prominente Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Princeton University vor den Vorschriften der US-Umweltschutzbehörde (EPA) zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen bei der Stromerzeugung gewarnt.

„Die unwissenschaftliche Analysemethode, die sich auf Konsens, Peer-Reviews, Regierungsmeinungen, nicht funktionierende Modelle, das Herauspicken von Daten und das Weglassen umfangreicher widersprüchlicher Daten stützt, wird in diesen Studien und von der EPA in der vorgeschlagenen Regelung häufig angewandt.“

In einer Stellungnahme, die im August veröffentlicht wurde, argumentierten die beiden, dass die Vorschriften „für das Land katastrophal sein werden, ohne dass es dafür einen wissenschaftlich vertretbaren Grund gibt“.

„Die unwissenschaftliche Analysemethode, die sich auf Konsens, Peer-Reviews, Regierungsmeinungen, nicht funktionierende Modelle, das Herauspicken von Daten und das Weglassen umfangreicher widersprüchlicher Daten stützt, wird in diesen Studien und von der EPA in der vorgeschlagenen Regelung häufig angewandt.“

Das schrieben William Happer, emeritierter Professor für Physik an der Princeton University, und Richard Lindzen, emeritierter Professor für Atmosphärenwissenschaften am MIT. „Keine der Studien liefert wissenschaftliche Erkenntnisse und somit auch keine wissenschaftliche Unterstützung für die vorgeschlagene Regelung.“



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