„Badri 313“: Die Spezialeinheit der Taliban
Statt Turban tragen sie Helme mit Nachtsichtgeräten, statt traditioneller Gewänder Tarn-Uniformen und kugelsichere Westen, statt Sandalen schwere Kampfstiefel: Die Taliban-Spezialeinheit „Badri 313“ hat für die Propaganda der Islamisten seit deren Machtübernahme in Afghanistan einen besonderen Stellenwert. Die gut ausgerüstete Elitetruppe steht auch der Bundeswehr am Flughafen von Kabul gegenüber.
Schon der Name der Einheit knüpft an islamische Heldengeschichten an: Er spielt auf die Schlacht von Badr im 7. Jahrhundert an, als Prophet Mohammed mit nur 313 Soldaten gegen einen der herrschenden Stämme auf der arabischen Halbinsel gesiegt haben soll. Die Schlacht gilt als Schlüsselmoment der islamischen Frühgeschichte.
Die Spezialeinheit „Badri 313“ verfügt nach Einschätzung von Matt Henman, dem Leiter des Bereichs Terrorismus und Aufstände bei der Militärfachzeitschrift „Jane’s“, über „wahrscheinlich einige der am besten ausgebildeten und ausgerüsteten Kämpfer“ in Afghanistan. Er schätzt ihre Zahl auf ein paar tausend Kämpfer. Henman zufolge ist es „sehr wahrscheinlich, dass sie von Pakistan zumindest eine Grundausbildung bekommen haben“.
Militärbeobachter: Spezialeinheiten der Taliban spielten eine zentrale Rolle
Die Mitglieder von „Badri 313“ hätten „ihre Effektivität auf dem Schlachtfeld bewiesen“, sagt auch Bill Roggio, Chefredakteur des „Long War Journal“, einer US-Zeitschrift, die sich mit dem Krieg gegen den Terror beschäftigt. „Wir haben in der Schlussoffensive seit Mai gesehen, dass die Spezialeinheiten der Taliban eine zentrale Rolle bei der Eroberung Afghanistans gespielt haben“, sagt er, schließt aber eine gewisse Übertreibung in der Taliban-Propaganda nicht aus.
Durch den Sieg über die afghanische Armee sind die Kämpfer nun noch besser ausgerüstet, da sie deren Waffen und Fahrzeuge erbeutet haben, wie auf Bildern im Netz zu sehen ist. Große Teile der Ausrüstung stammten ursprünglich aus den USA – und die Einheit hat es sich auch nicht nehmen lassen, die US-Streitkräfte zu verhöhnen: Auf einem Propaganda-Foto sind Kämpfer zu sehen, die eine Taliban-Flagge hissen – ganz im Stile des berühmten Fotos der US-Streitkräfte in der Schlacht von Iwojima in Japan während des Zweiten Weltkriegs.
Über das Militärische hinaus spielt die Einheit allerdings auch eine politische Rolle. Sie ist eng mit dem Hakkani-Netzwerk verbunden, einer berüchtigten Untergruppierung der Taliban. Zwei Vertreter des Netzwerks sind derzeit an den Verhandlungen über die neue Regierung in Kabul beteiligt.
„Sie haben vor Ort gelernt und sind technisch sehr gut“
Die Elitetruppe „Badri 313“ stellt laut Roggio „die Kombination aus jahrelanger militärischer Ausbildung durch die Taliban und den Bemühungen des Hakkani-Netzwerks um eine Professionalisierung“ der Miliz dar.
Und das mit Erfolg: „Wir haben seit Mitte der 2000er Jahre eine bemerkenswerte Professionalisierung der Taliban erlebt“, bestätigt Gilles Dorronsoro, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne. „Der Krieg, den sie führen, ist überhaupt nicht derselbe wie der, den ihre Eltern gegen die Russen geführt haben“, sagt er in Anspielung auf den Kampf gegen die sowjetischen Invasoren ab 1979. „Sie haben vor Ort gelernt und sind technisch sehr gut“, sagt der Experte.
Ein Militärexperte, der nicht mit echtem Namen in der Zeitung stehen möchte, aber unter dem Pseudonym „Calibre Obscura“ auf Twitter aktiv ist, berichtet der Nachrichtenagentur AFP, dass die Taliban die Spezialeinheit zwischen 2017 und 2020 auch gegen die islamistische Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) eingesetzt hätten. Seit einigen Tagen sind die Kämpfer von „Badri 313“ zur Sicherung rund um den Flughafen Kabul eingesetzt – und stehen so den US-Truppen sowie den Bundeswehr-Soldaten direkt gegenüber. (afp)
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