193 Atomwaffentests
Atombomben-Versuche: Macron gesteht Frankreichs Schuld gegenüber Polynesien ein

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (L) während der Rede des Präsidenten von Französisch-Polynesien Édouard Fritch.
Foto: LUDOVIC MARIN/AFP über Getty Images
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat eine Schuld seines Landes gegenüber Opfern von Atom-Versuchen in Französisch-Polynesien eingestanden. „Die Nation hat eine Schuld gegenüber Französisch-Polynesien“, sagte Macron am Dienstag (Ortszeit) bei einem Besuch in dem französischen Überseegebiet. Allerdings verzichtete der Staatschef darauf, wie von Opfer-Verbänden gefordert um Vergebung zu bitten.
„Die Schuld ist die Tatsache, dass wir diese Tests durchgeführt haben“, sagte Macron bei einer Rede in der Hauptstadt Papeete. „Insbesondere die zwischen 1966 und 1974, die nicht als sauber bezeichnet werden können.“ Er räumte ein, dass das Thema das „Vertrauen“ zwischen Papeete und Paris beeinträchtige, versprach Aufklärung und kündigte an, dass Opfer künftig besser entschädigt würden.

Vanida Tama (50), wurde 2020 von CIVEN als Nuklearopfer anerkannt und entschädigt. Sie erkrankte an mehreren Krebsarten: an der Brust, an der Schilddrüse und in der Gallenblase.
Foto: SULIANE FAVENNEC / AFP über Getty Images

Dieses Bild aus dem Jahr 1970 zeigt einen französischen Atomtest in Mururoa, Französisch-Polynesien.
Foto: -/AFP über Getty Images
Frankreich hatte zwischen 1966 und 1996 auf dem Mururoa-Atoll und dem Fangataufa-Atoll in Französisch-Polynesien 193 Atomwaffentests unternommen. Zahlreiche Krebserkrankungen in der Region werden mit den umstrittenen Tests in Verbindung gebracht.
Forscher haben einen Zusammenhang zwischen Frankreichs Atomtests über dem Pazifischen Ozean in den späten 1960er Jahren und der hohen Inzidenz von Schilddrüsenkrebs in Polynesien festgestellt. Frankreich führte von 1966 bis 1974 etwa 40 atmosphärische Atomtests in Polynesien durch. Danach wurden seine Tests unter Tage durchgeführt.
Opfervereinigung forderte Entschuldigung
Die Opfervereinigung „193“ – in Anlehnung an die Anzahl der Atomwaffentests – hatte zuvor eine Entschuldigung des Staatschefs gefordert. So wie Macron die Kolonisierung Algeriens als Verbrechen anerkannt habe, müsse er auch die Atomtests im Pazifik als „kriminell und eine Form der Kolonisierung“ anerkennen, sagte der Vorsitzende der Vereinigung, Pater Auguste Uebe-Carlson.
Das Wort „Entschuldigung“ nahm Macron in seiner Rede nicht in den Mund. Tatsächlich verteidigte er grundsätzlich die Entscheidung seiner Amtsvorgänger ausgehend von Charles De Gaulle, Frankreich zu einer Atommacht zu machen. Dies habe auch dem Schutz von Französisch-Polynesien gedient, sagte Macron in Papeete.
Opfer-Vertreter Uebe-Carlson übte scharfe Kritik: „Es gibt keinerlei Fortschritt in dieser Rede, nur Demagogie.“ Der französische Staat verbreite weiterhin Lügen.
Für Macron ist es die erste Reise in das französische Überseegebiet. Ein für 2020 geplanter Besuch musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. (afp)
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