Analyse: Warum China keinen Handelskrieg mit den USA riskieren will

Die Spannungen in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und China sind auf einem neuen Höhepunkt. China versucht nun die Wogen so schnell es geht zu glätten und schickt einen Spitzendiplomaten nach dem anderen zu Besuchen in die USA. Eine Analyse unserer China-Experten.
Titelbild
Chinas Präsident Xi Jinping mit US-Präsident Donald Trump am 9. November 2017 in Peking.Foto: Thomas Peter-Pool/Getty Images
Von und 2. März 2018

China versucht krampfhaft, seine Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zu kitten: Innerhalb eines Monats entsandte Peking zwei hochrangige Beamte zu diplomatischen Besuchen in die USA, um über Handel zu sprechen und eine Wiedergutmachung anzubieten.

Am 8. Februar besuchte Staatsrat und Spitzendiplomat Yang Jiechi die USA und traf sich mit US-Präsident Donald Trump und Außenminister Rex Tillerson.

Und seit dem 27. Februar ist Liu He in Washington zu Besuch. Liu ist der beste Wirtschaftsberater des chinesischen Regierungschefs Xi Jinping und gilt als dessen enger Vertrauter. Vieles deutet darauf hin, dass er auf dem Volkskongress nächste Woche sowohl zum Präsidenten von Chinas Zentralbank als auch zum Vizepremier ernannt wird.

Während seines Besuchs verpasste Liu ein wichtiges Treffen der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) – die dritte Plenarsitzung des Zentralkomitees der Partei, die vom 26. bis zum 28. Februar in Peking tagte. Dies zeigt, wie wichtig die Angelegenheit für die chinesische Führung ist.

Die chinesischen Staatsmedien kommentierten dies:

Die Entsendung von zwei hohen chinesischen Beamten in die USA in so kurzer Zeit sei „praktisch beispiellos in der Geschichte“, hieß es auf „Xiake Dao“, einem Online-Portal mit Verbindungen zur staatlichen „People’s Daily“.

Spannungen in den Handelsbeziehungen zwischen USA und China sind auf neuem Höhepunkt

Die Trump-Administration hatte China wegen seiner unfairen Handelspolitik öffentlich gerügt. Danach ergriffen die USA Maßnahmen, die den Handel mit der Volksrepublik betreffen: So untersuchen die USA den Diebstahl geistigen Eigentums durch das kommunistische Regime.

Außerdem hatte Trump am Donnerstag Strafzölle auf den Import von Stahl und Aluminium aus China und 11 anderen Ländern in die USA angekündigt. Zudem wurden auch Zölle auf importierte Solarkollektoren erhöht – von denen die meisten in China hergestellt werden – u.v.m.

Die Spannungen in den Handelsbeziehungen zwischen den beiden Staaten haben somit einen neuen Höhepunkt erreicht.

Und erst vor wenigen Tagen berichtete „Politico“, dass der gegenwärtige Handelsberater des Weißen Hauses und der bekannte China-Kritiker Peter Navarro ein direkter Berater des US-Präsidenten werden soll. Damit wird Navarro mehr Mitspracherecht über die Handelsagenda der Regierung erhalten.

Wer verliert in einem Handelskrieg?

Sollte es zu einem totalen Handelskrieg zwischen den beiden Staaten kommen, wird China große Verluste erleiden. Die USA haben ein massives Handelsdefizit mit der Volksrepublik – im Jahr 2017 überstieg es 375 Milliarden Dollar, wie es auf der Seite der US-Statistikbehörde heißt. Peking braucht den US-Handel jedoch, um zu überleben.

Wie das Marktforschungsunternehmen „Geopolitical Futures“ in einem Bericht ausführte, „würde China die Auswirkungen protektionistischer Maßnahmen der USA stärker spüren, als die USA jede wirtschaftliche Vergeltung seitens Chinas“.

Sollten die USA den Import aus China vollständig einstellen, würden etwa 15 Millionen chinesische Arbeiter ihre Arbeitsplätze verlieren. Andererseits könnten die USA chinesische Waren aus anderen Ländern beziehen oder im Inland produzieren.

Solche Maßnahmen würden für die USA schwierig sein und auch viel kosten, aber „im Vergleich zu den 15 Millionen arbeitslosen Chinesen ist dies nur ein Ärgernis“, meinte unser Wirtschaftsredakteur Valentin Schmid im Januar 2017.

Würden Zölle auf US-Waren für China nützlich sein?

Wie sieht es aber mit einer möglichen chinesischen Vergeltung aus und der Einführung von Zöllen auf Waren aus den USA? Als solche Zölle 2009 das letzte Mal eingeführt wurden, hatte es negative Folgen für China. „Geopolitical Futures“ erklärte dies in einem Bericht.

Damals verhängte der ehemalige US-Präsident Barack Obama einen 35-prozentigen Zollsatz auf chinesische Reifen. Die USA konnten dann Anbieter in anderen Ländern finden, für die chinesische Wirtschaft waren die Folgen aber verheerend:

Zahlreiche chinesische Reifenfabriken schlossen und andere mussten die Preise senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben, so der Bericht.

China rächte sich, indem es die Zölle auf amerikanisches Hühnerfleisch erhöhte, aber die US-Geflügelexporte nahmen damals sogar zu.

Neue chinesische Spitzendiplomaten sollen Wogen mit den USA glätten

Deshalb will Peking nun seine Riege der Spitzendiplomaten umstrukturieren, um besser mit der Trump-Administration umgehen zu können, heißt es in einem Reuters-Bericht vom 27. Februar.

Dabei könnte Wang Qishan zum Vizepräsidenten ernannt werden, sagten Quellen gegenüber Reuters, die mit der Umstrukturierung vertraut sind.

Wang ist ein enger Vertrauter von Präsident Xi, und hat ihm dabei geholfen, seine Fraktionsfeinde durch eine umfassende Anti-Korruptionskampagne loszuwerden. Seine Aufgabe als Vizepräsident werde sich wahrscheinlich um die Beziehungen zu Washington drehen.

Wang Qishan ist ein [politisches] Schwergewicht. Und die Amerikaner respektieren ihn“, sagte eine Quelle mit Verbindungen zur KPCh-Führung gegenüber Reuters. „Hoffentlich kann er die amerikanische Feindseligkeit mildern.“

Unterdessen würde der jetzige Außenminister Wang Yi den Spitzendiplomaten Yang Jiechi ablösen. Song Tao, derzeitiger Abteilungsleiter für Auswärtige Verbindungen des Zentralkomitees der KPCh, würde das Amt des Außenministers übernehmen.

Die Personalauswahl sei aber noch nicht abgeschlossen und könne sich ändern, meinten die Quellen. Wenn die KPCh die Ernennungen während ihres Volkskongresses offiziell bekannt gibt, wird es vielleicht deutlicher werden, wie Peking in Zukunft mit den chinesisch-amerikanischen Beziehungen umgehen will.

Das Original erschien in der englischen EPOCH TIMES (deutsche Bearbeitung von as).

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