Logo Epoch Times

50 Jahre „Charlie Hebdo“ – Der Kampf für die Meinungsfreiheit

top-article-image

Paris: Demonstranten auf dem Place de La Republique halten Exemplare der satirischen Zeitung „Charlie Hebdo“ in der Hand. Sie demonstrierten für die Meinungsfreiheit und verurteilten die terroristische Gewalt.

Foto: Kiran Ridley/Getty Images

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 4 Min.

Nach wiederholten Mord- und Anschlagsdrohungen feiert „Charlie Hebdo“ einen runden Geburtstag: Am Montag vor 50 Jahren erschien die erste Ausgabe der französischen Satirezeitung:

50 Jahre Kampf um die Meinungsfreiheit

„Also, Komiker: Braucht ihr noch mal 50 Jahre, um euch locker zu machen?“ ist die Jubiläumsausgabe von „Charlie Hebdo“ überschrieben, die derzeit an Frankreichs Kiosken ausliegt. Auf dem Titelbild lachen ein Imam, ein Bischof und ein Rabbiner bei der Lektüre der Satirezeitung Tränen.
Mit seiner Karikatur spielt Redaktionsleiter Laurent Sourisseau alias „Riss“ auf den Streit um die Meinungsfreiheit an, der in Frankreich nach den jüngsten Anschlägen in Nizza und Paris neu entbrannt ist. Nicht nur Muslime, sondern auch Vertreter der katholischen Kirche kritisierten danach das Recht auf Blasphemie, das in Frankreich anders als in Deutschland gilt.
Proteste in muslimisch geprägten Ländern
„Charlie Hebdo“ hatte das Recht auf Gotteslästerung Anfang September erneut genutzt und die Mohammed-Karikaturen nachgedruckt. In einigen muslimisch geprägten Ländern führte dies zu scharfen Protesten: Die Satirezeitung verletze „die Gefühle von Milliarden von Muslimen“, empörte sich etwa Pakistans Außenminister Shah Mahmood Qureshi. Das Terrornetzwerk Al-Kaida drohte mit einem Anschlag. Ende September verletzte dann ein 25-jähriger Pakistaner vor dem früheren Sitz von „Charlie Hebdo“ in Paris zwei Menschen schwer mit einem Hackmesser.

Erinnerung an den Anschlag von 2015 ist noch wach

„Charlie Hebdo“ hatte die Karikaturen anlässlich des Prozesses um den Anschlag vom 7. Januar 2015 neu veröffentlicht. Vor Gericht müssen sich seit Anfang September 14 mutmaßliche Helfer des islamistischen Brüderpaars verantworten, das vor knapp sechs Jahren die Redaktion überfiel und zwölf Menschen ermordete – darunter mit Charb, Honoré und Wolinski einige der bekanntesten französischen Karikaturisten. Die Redaktion wird jeden Tag neu an den Überfall erinnert, wie Leiter Riss einmal sagte. Denn seitdem muss sie unter Polizeischutz an einem geheimen Ort arbeiten.

Beispiellose Welle der Unterstützung

„Ich bin Charlie“ (Je suis Charlie) – dieses Bekenntnis ging nach dem Anschlag von 2015 um die Welt. Die Auflage der Satirezeitung schnellte in die Höhe. Alleine die Ausgabe vom 14. Januar 2015, die einen weinenden Propheten Mohammed auf dem Titel zeigte, verkaufte sich acht Millionen Mal weltweit. Zeitweise gab es sogar eine deutsche Ausgabe, die mangels Lesern aber Ende 2017 wieder eingestellt wurde.
Seitdem ist die Auflage wieder stark rückläufig. Seit 2018 wurden im Schnitt jährlich rund 25.000 Exemplare von „Charlie Hebdo“ am Kiosk verkauft, bei  30.000 Abonnenten.

Macron kritisiert mangelnde Unterstützung nach jüngsten Anschlägen

Der weltweite gemeinschaftliche Einsatz im Kampf für Meinungsfreiheit ist nach Ansicht von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron inzwischen deutlich abgeebbt. Nach der Ermordung eines Geschichtslehrers bei Paris und den Anschlag in einer Kirche in Nizza mit drei Toten seien „viele Beileidsbekundungen bescheiden“ ausgefallen, kritisierte er.
Nach dem Angriff auf „Charlie Hebdo“ sei hingegen die ganze Welt in Paris aufmarschiert, betonte er mit Verweis auf den Trauermarsch, an dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnahm.

Chef-Redakteur: „Wir werden uns niemals zur Ruhe legen“

Dennoch tritt die Satirezeitung auch im 50. Jahr ihres Bestehens für die Meinungs- und Pressefreiheit ein: „Wir werden uns niemals zur Ruhe legen“, versprach Redaktionsleiter Riss jüngst.
Erstmals war „Charlie Hebdo“ am 23. November 1970 erschienen. Die Zeitung folgte auf das Satire-Magazin „Hara Kiri“, das nach einem ironischen Titel zum Tod des früheren Präsidenten Charles de Gaulle verboten worden war.
Das „Charlie“ im Namen verweist auf die Comicfigur Charlie Brown von den Peanuts, „Hebdo“ ist die Abkürzung für Wochenzeitung (hebdomadaire). (afp)

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.

Bitte einloggen, um einen Kommentar verfassen zu können