RKI-Statistik zu Covid-19 Erkrankungen von Geimpften unwissenschaftlich
Einmal pro Woche veröffentlicht das Robert Koch-Institut (RKI) einen ausführlichen „Wöchentliche[n] Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019“. Darin enthalten sind unter anderem die Zahlen von Personen, die trotz vollständigem Impfschutz mit Symptomen erkrankt sind, allgemein im Krankenhaus oder speziell auf der Intensivstation behandelt werden oder an und mit Covid-19 verstorben sind. Diese Wochenberichte erscheinen – derzeit – immer donnerstags, die besagten Zahlen befinden sich in Tabelle 4.
Nachdem RKI-Chef Lothar Wieler erklärte, dass exakte Angaben zur aktuellen Impfquote nicht möglich sind und man „nicht sagen [kann], wie hoch die tatsächliche Impfquote ist“, stellt sich die Frage, ob weitere Pandemie-Daten mit „gewissen Unsicherheiten“ belastet sind. Im Folgenden sollen die Angaben zu Impfdurchbrüchen daher in Hinblick auf drei Fragestellungen analysiert werden:
- Wie gut ist die Qualität der Daten und ist die Analyse der Daten fachgerecht?
- Welche Schlüsse kann man ggf. trotz eventueller Mängel auf der Basis der RKI-Daten ziehen?
- Welche weitergehenden Schlüsse kann man ziehen, wenn man die Daten aus England und Island im Vergleich zu den Daten des RKI hinzuzieht?
1.1 Anteil Geimpfter wahrscheinlich höher
Als Erstes fällt beim Vergleich der einzelnen Wochenberichte auf, dass das Format und die Art der berichteten Daten beim Vergleich geimpft – nicht geimpft über viele Wochen immer wieder geändert worden ist, und erst seit dem 26. August ein konstantes analysierbares Format haben. Das hatte zur Folge, dass Trends zu diesem Zeitpunkt nicht oder nur lückenhaft analysierbar sind.
Weiter fällt auf, dass die Daten als Summe aller registrierten Fälle seit Kalenderwoche 5 (2021) sowie als Summe der letzten vier Kalenderwochen dargestellt werden, obwohl man bei der Bezeichnung Wochenbericht eigentlich einen Zeitraum von einer Woche erwarten würde.
In Tabelle 4 der Wochenberichte sind die Statistiken für verschiedene Altersgruppen aufgeführt, die jedoch zu grob für eine ausführliche Analyse sind. Da die Impfrate bei über Sechzigjährigen am höchsten ist und die längste Zeit seit der Impfung vergangen ist, konzentriert sich die vorliegende Analyse auf diese Altersgruppe.
Zur besseren Übersichtlichkeit sind die Daten aus den Wochenberichten seit dem 16. August 2021 im Folgenden zusammengestellt:
Was bereits in dieser Tabelle auffällt: Es liegt eindeutig eine steigende Tendenz vor, mit anderen Worten es werden jede Woche mehr. Das bedeutet aber auch, dass, wenn man mehrere Wochen in die Darstellung einbezieht, die Zahlen der trotz Impfung Erkrankten niedriger erscheinen, als wenn man sich nur auf eine Woche beschränken würde.
1.2 Fehler gefunden, halbherzig korrigiert
Für die weitere Analyse der Daten soll der prozentuale Anteil der Geimpften grafisch dargestellt werden. Dabei fällt sofort ein deutlicher Bruch in den Daten Ende September auf. Genauer gesagt, zwischen dem 23. (KW 34-37) und dem 30. 9. (KW 35 – 38).
Die Erklärung für diesen Knick, beziehungsweise Sprung ist einfach. Das RKI schrieb dazu im Wochenbericht vom 30. September:
Ab dem 30.09.2021 werden daher für die Berechnung der Impfeffektivität nur noch jene Covid-19-Fälle berücksichtigt, für die eine Angabe zum Impfstatus vorliegt. Diese methodische Anpassung hat zu einer Aktualisierung der in Tabelle 4 berichteten Daten und in einigen Fällen zu niedrigeren Schätzungen der Impfeffektivität im Vergleich mit früheren hier berichteten Berechnungen geführt.“
Mit anderen Worten: Offensichtlich wurden positiv Getestete mit unklarem Impfstatus vor dem 30. 9. einfach als nicht geimpft gezählt. Diese Vorgehensweise war methodisch nicht korrekt, also unwissenschaftlich. Nachdem der Fehler korrigiert wurde, wäre neben der Erklärung aber wünschenswert, dass das RKI auch frühere Daten korrigiert und so über den Zeitraum vergleichbar macht.
1.3 Alle Fehler behoben?
Unabhängig von der rückwirkenden Korrektur, bleibt die nächste Frage, ob die ab dem 30.9. veröffentlichten Zahlen „sauber“ sind. „Querchecks“ mit anderen Daten, die das RKI regelmäßig veröffentlicht, deuten auf weitere Unstimmigkeiten hin:
Im Rahmen der Datenerfassung veröffentlicht das RKI jeweils donnerstags eine Tabelle zu „klinischen Aspekten“ der Pandemie. Diese Daten umfassen „COVID-19-Fälle nach Meldewoche und Geschlecht sowie Anteile mit für COVID-19 relevanten Symptomen, Anteile Hospitalisierter/Verstorbener und Altersmittelwert/-median“.
Die Erwartung ist, dass die Gesamtzahl der Hospitalisierten in dieser Tabelle mit den Angaben zur Tabelle 4 in den Wochenberichten des RKI exakt übereinstimmt. Das Ergebnis dieser Überprüfung zeigt etwas anderes:
Das Diagramm zeigt zwei Befunde:
- Die Zahlen der Hospitalisierten in der Datei „Klinische Aspekte“ und die entsprechenden Zahlen in den Wochenberichten differieren um etwa 20 Prozent – allerdings nur bis zum Wochenbericht vom 23. 9. Das ist unverständlich, denn die Zahlen kommen aus der gleichen Datenerhebung des RKI. Trotzdem ist die Aussage möglich, dass die Zahl ansteigt und dass zumindest das „Underreporting“ in dem Wochenbericht relativ zu den Zahlen in der Tabelle „klinische Aspekte“ relativ konstant war.
- Ab dem Wochenbericht vom 30.9. erhöht sich der Unterschied auf bemerkenswerte 40 bis 50 Prozent. Das legt die Schlussfolgerung nahe, dass ein großer Teil der Fälle, bei denen in den Wochen davor der Impfstatus unklar war, falsch in die Berechnung eingegangen sind, also auch in den Wochen davor der Anteil der Geimpften wesentlich höher war als angegeben.
Das RKI veröffentlicht zudem jeden Freitag eine Tabelle zu COVID-19-Todesfällen „mit der Zahl der COVID-19-Todesfälle nach Sterbedatum pro Woche und pro Monat, nach Bundesländern, Geschlecht und Altersgruppen.“ Unter welchen Bedingungen die Einstufung als Coronatoter erfolgt, soll an dieser Stelle außen vor bleiben, denn bei einer einheitlichen Definition innerhalb des RKI ist wiederum eine Übereinstimmung der Daten zwischen Sterbefalltabelle und Wochenberichten zu erwarten.
Auch hier liefern die Daten ein etwas anderes Bild:
Der deutlichste Unterschied zeigt sich hier im Fehlen der jüngsten Daten in der Todesfalltabelle. Dies erfolge, „um die relative Vollständigkeit der Daten zu gewährleisten“, so das RKI in der Tabellenbeschreibung. Zudem sei „für die letzten dargestellten Wochen noch mit Nachmeldungen zu rechnen“ und die Zahlen „noch nicht für Meldeverzug korrigiert.“
Im Wochenbericht erfolgt lediglich ein kurzer Hinweis auf Nachmeldungen. Darüber hinaus zeigt sich ähnlich wie bei den Zahlen für Hospitalisierte ein Underreporting im Wochenbericht, das allerdings noch deutlicher ausfällt.
Auf den Quervergleich mit der Zahl der Intensivpatienten wird verzichtet, da aufgrund der Analysen des Bundesrechnungshofs die Datenqualität nachweislich schlecht ist.
Die Daten in Tabelle 4 der RKI Wochenberichte sind also auch nach der Korrektur höchstwahrscheinlich unvollständig – oder die vom RKI an anderer Stelle veröffentlichten Daten. Diese unzureichende Datenkonsistenz ist nach über eineinhalb Jahren Ausnahmezustand schwer zu verstehen. Trotz dieser Defizite in der Datenqualität ist es möglich, – mit gebotener Vorsicht – Schlüsse zur Effektivität der Impfung zu ziehen.
2. Rückschlüsse auf Impfeffektivität
Obwohl die Daten aus gegebenen Gründen keine quantitativen Aussagen zulassen, erlauben sie doch qualitative Rückschlüsse auf die Impfeffektivität für die Gruppe der Über-Sechzig-Jährigen. Jene Altersgruppe, mit der das größte mit einer Covid-19-Erkrankung verbundene Risiko einhergehe. Für die Altersgruppen 12 bis 17 und 18 bis 59 kann man analog vorgehen.
- Während der vergangenen sechs Wochen (KW 35 bis 40) betrug der Anteil von Geimpften unter den positiv auf SARS-CoV-2 Getesteten mit Symptomen etwa 50 Prozent. Während der letzten beiden vierwöchigen Berichtszeiträume stieg er auf über 50 Prozent, was einen starken Anstieg binnen der letzten Wochen und Einzelwerte deutlich über den angegebenen Quoten vermuten lässt. In jeden Fall ist der Trend eindeutig steigend, und zwar stärker, als die Impfquote im selben Zeitraum gestiegen ist, weshalb rein statistische Ursachen unwahrscheinlich sind. Das Fazit muss daher lauten: Die RKI-Zahlen bestätigen, dass die Impfung nicht vor Ansteckung schützt.
- Der Anteil geimpfter Hospitalisierter betrug laut den Daten ab dem 30. 9. etwa 35 Prozent sowie etwa 25 Prozent bezüglich Intensivpatienten. Auch hier legen die Entwicklungen nahe, dass die jüngsten Einzelwerte deutlich über den angegebenen Quoten liegen. Fazit: Die Impfung schützt nicht vor schweren Verläufen, die einen Krankenhausaufenthalt oder eine intensivmedizinische Betreuung nötig machen.
- Ähnliches gilt auch für die Anzahl der Verstorbenen (um 35 Prozent), wobei der Anteil der Geimpften unter den Verstorbenen in den letzten drei Berichtszeiträumen insgesamt leicht gesunken ist. Dennoch gilt auch hier: Die Impfung schützt nicht vor tödlichem Verlauf beziehungsweise vor dem Tod „mit und an“ Corona.
Dennoch ist festzustellen, dass die Anteile der Geimpften bei Hospitalisierungen und bei Verstorbenen kleiner sind als bei den Personen, die nur Symptome haben. Dies kann bedeuten, dass von der Gentherapie-Impfung tatsächlich eine gewisse dämpfende Wirkung auf den Krankheitsverlauf ausgeht. Andererseits ist nicht auszuschließen, dass bei besserer Datenqualität keine positive Wirkung mehr erkennbar wäre.
3. Was sagen die Daten aus dem Ausland?
In England veröffentlicht die UK Health Security Agency (UKHSA) jede Woche Daten zur aktuellen Corona-Situation. Der „COVID-19 vaccine surveillance report“ enthält ähnliche Daten wie der des RKIs. Die Einteilung in Altersgruppen ist auf der Insel indes wesentlich feiner. Der Anteil positiv Getesteter in der Kalenderwoche 41 sieht folgendermaßen aus:
Es ist festzustellen, dass auch in Großbritannien die älteren Alterskohorten einen hohen Anteil an positiv Getesteten aufweisen. Dieser ist sogar etwas höher als in Deutschland. Auch der zeitliche Verlauf weist eine ähnlich steigende Tendenz auf.
Zugunsten der Vergleichbarkeit beziehen sich die Angaben jeweils auf einen Zeitraum von vier Wochen.
Da die Daten aus Großbritannien detaillierter als die deutschen sind, weniger Brüche aufweisen und damit wahrscheinlich eine bessere Qualität haben, zu ähnlichen Befunden führen, bestätigen sie die getroffenen Schlussfolgerungen.
Für die jüngeren Altersgruppen sind die Anteile von positiv Getesteten in Großbritannien geringer, aber deutlich höher als die vom Robert Koch-Institut berichteten Anteile für jüngere Menschen in Deutschland.
Eine Erklärung für diese Diskrepanz kann im Moment nicht gegeben werden.
Auch in Island, wo die Impfquote deutlich höher als in Deutschland und England ist, stellten die Behörden einen hohen Anteil Geimpfter unter den positiv Getesteten fest. Dort hat das Gesundheitsministerium schon am 3. August den Schluss gezogen, dass die Impfung nicht zur Erreichung der Herdenimmunität geführt hat. „Iceland Review“ berichtete:
Die Daten zeigen zwar, dass die Impfung die Zahl der schweren COVID-19-Erkrankungen in Island verringert, doch hat sie laut dem leitenden Epidemiologen des Landes, Þórólfur Guðnason, nicht zu der von Experten erhofften Herdenimmunität geführt.“
Weiter heißt es an selber Stelle:
In den letzten zwei bis drei Wochen hat die Delta-Variante alle anderen Varianten in Island überflügelt, und es ist klar geworden, dass geimpfte Menschen sich leicht anstecken und die Krankheit auch auf andere übertragen können, erklärte Þórólfur Guðnason.“
Dies zeigt sich auch in aktuellen Daten der isländischen Gesundheitsdirektion (Embætti landlæknis), wobei es bis Mitte Juli monatelang an den meisten Tagen praktisch keinen positiv Getesteten gab.
Schlussfolgerungen
Aus den deutschen Corona-Daten sowie dem Vergleich mit weiteren in- als auch ausländischen Daten ergeben sich vier eindeutige Schlussfolgerungen. Diese stellen nicht nur die aktuelle Datenerfassung, sondern auch die Impfstrategie und -ziele infrage:
- Falsche Auswertemethode: Die Daten zu dem Anteil der Geimpften an positiv Getesteten mit Symptomen, Hospitalisierten, Intensivpatienten und Verstorbenen wurden viele Wochen lang mit der falschen Methode ausgewertet. Dies ist bei dem wissenschaftlichen Anspruch, den Bürger zu Recht an das RKI stellen dürfen, eine bemerkenswerte Fehlleistung.
- Effektivität der Impfung: Die Impfung schützt weder vor Infektion und auch nicht vor schweren Verläufen noch vor dem Risiko zu versterben. Sofern es die momentanen Daten zulassen, kann es sein, dass die Impfungen das Risiko für schwere Verläufe beziehungsweise das Sterberisiko reduzieren.
- Der Trend über die letzten Wochen deutet an, dass die Effektivität der Impfung immer geringer wird.
- Angesichts der vom RKI berichteten Zahlen und der Daten aus anderen Ländern kann die Impfung offensichtlich zu keiner Herdenimmunität führen, womit das ursprünglich verfolgte Ziel, die Immunisierung der Gesellschaft, auf diese Weise nicht realisierbar ist. In weiterer Konsequenz ergibt sich, dass die 3G-, 2G+- oder 2G-Regeln keine wissenschaftlich belastbare Basis haben.
(Text und Grafiken mit freundlicher Genehmigung von Prof. Werner Bergholz. Redaktionelle Bearbeitung ts)
Über den Autor
Prof. Dr. Werner Bergholz ist Fachmann in der internationalen Normung mit 20 Jahren Berufserfahrung und Professor für Physik. Er arbeitete 20 Jahre als Manager der Qualitätssicherung bei Infineon. Bereits 2020 wurde er im Gesundheitsausschuss des Bundestages in der Frage COVID-19-Teststrategie angehört. Anfang September wurde er zudem in die Sachverständigenkommission zur Evaluation des Infektionsschutzgesetzes des Deutschen Bundestages berufen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 15, vom 23. Oktober 2021.
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