ZDF-Moderatorin Hayali warnt in Klimadebatte auf Facebook: Menschen mitnehmen, nicht überfahren
Eine Klimadebatte ist auf der Facebook-Seite der ZDF-Moderatorin und Journalistin Dunja Hayali ausgebrochen. „Wenn wir die Debatte um den Umweltschutz reduzieren auf Geschrei im Viereck ´Greta-Hubraum-Fleisch-Vegan` werden wir der Sache nicht gerecht und schaffen mehr Spaltung und Radikalität, als Verständnis“, betont Hayali.

Die Fernsehjournalistin Dunja Hayali fragt nach beim Klimaschutz: „Wie soll das gehen?“
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Klimawandel. Greta Thunberg. Fridays for Future. Die Klimadebatte ist in aller Munde. Auch ZDF-Moderatorin und Journalisten Dunja Hayali nahm den Faden auf.
Vielleicht sei es fünf vor zwölf und sinnvolle Maßnahmen sollten in größtmöglicher Geschwindigkeit umgesetzt werden, aber vielleicht sei das Thema Klimaschutz viel komplexer, schreibt Hayali. In einem ausführlichen Beitrag teilt sie ihre Sichtweise über die Klimadebatte und Umweltzschutz auf facebook.
Überzeugung falle in der Regel nicht vom Himmel. Sie sei „vielmehr Ergebnis eines Prozesses, bei dem Erkenntnisse, Erlebnisse, Wissenschaft und Emotionen wirken. Aber auch Agitation, Propaganda, Fake News, Vorurteile und Bequemlichkeit. Je nach Mischung hieraus ist das Ergebnis dasselbe: Ein fester Glaube an die Richtigkeit der eigenen Überzeugung“, sagt Hayali.
Wenn unterschiedliche Überzeugungen aufeinanderprallen, würde ein konstruktiver Dialog schnell unmöglich. Die Kommunikation würde
„immer lauter, immer drastischer, immer polemischer wird.“
Einerseits würden manche Menschen voller Überzeugung ein Handeln gegen den „Klimawandel“ fordern, während andererseits viele gar keinen Handlungsbedarf sehen würden. Für sie sei der „Klimawandel“ ganz normal und unveränderlich. Die Journalistin gibt zu bedenken, dass sowohl die Aktivität und Breite der Friday for Future-Bewegung als auch die Gegenwehr wachsen würde.
„Die einen finden, die ‚Kids‘ sollen gefälligst zur Schule gehen und dass sie viel zu klein und dumm seien, um mitreden zu dürfen, die anderen finden, die ‚alten Säcke‘ hätten alles verbockt und hätten bei der Debatte um die Zukunft jedes Mitspracherecht verwirkt“, schreibt die Moderatorin.
Wenn jemand erzählen würde, er beginne, sein Leben auf mehr Umweltschutz auszurichten, würde ihm umgehend vorgeworfen, dass er nicht sofort und alles ändert oder längst geändert hat. Damit würde die Motivation im Keim erstickt.
Verbote schaffen Gräben
Hayali ist überrascht, wie schnell nach „striktem staatlichem Eingriff gerufen wird, nach massiven Verboten oder gar dem Wechsel der Staatsform oder des Wirtschaftssystems“.
„Wenn wir die Debatte um den Umweltschutz reduzieren auf Geschrei im Viereck ‚Greta-Hubraum-Fleisch-Vegan‘ werden wir der Sache nicht gerecht und schaffen mehr Spaltung und Radikalität, als Verständnis“, betont die Moderatorin.
Vielleicht sei es an der Zeit zu erkennen, dass das Ganze sehr viel komplexer sei. Wenn Überzeugungen zum Handeln wachsen sollen, bräuchte es Antworten auf die Frage: „Wie soll das gehen?“:
- Wie sollen die Menschen zur Arbeit kommen?
- Wie sollen die Menschen erhöhte Mietnebenkosten zahlen?
- Woher sollen die Menschen das Geld nehmen, um ihre Heizung zu ersetzen oder ein neues Auto anzuschaffen? Wo kann das E-Auto aufgeladen werden?
- Wie sollen die Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr zugreifen, wenn die nächste Haltestelle weit weg liegt und sie nicht mehr „so gut zu Fuß sind“?
- Wo sollen die Menschen arbeiten, wenn ganze Produktionsbereiche wegbrechen?
- Wie gelangen die Menschen in Großstädten an nachhaltig erzeugte Lebensmittel?
Gemeinsame Überzeugung und Dialog
Auch wenn es viele Errungenschaften geben und sich vieles ändern würde, so bräuchte es aber eine „Bewegung des gesamten Systems, die im besten Falle aus einer neuen gemeinsamen Überzeugung entsteht, weil man sieht, versteht und begreift, dass das auch für die ganz persönlichen Lebensverhältnisse gut ist und leistbar wird. Durch (Teil-)Verzicht und persönliche Veränderung, aber auch mit der Aussicht, dass sich die Lebensqualität insgesamt nicht abschwächt, eher im Gegenteil.“
Statt sich gegenseitig anzuschreien, sei der Dialog wichtig. „Erklärungen suchen, Antworten geben, Wege aufzeigen, zuhören und verstehen wollen. Auch in der knappen Zeit.“ Nicht sei hemmender, als der Versuch, „trotz dauerhaft gegensätzlicher Überzeugungen gemeinsam weiterzukommen.“
Der Facebook-Beitrag der Moderatorin wurde 3.654 Mal bewertet, über 600 Mal kommentiert und fast 800 Mal geteilt. Damit scheint Hayali den Nerv der Zeit getroffen zu haben.
Auf ihrer Seite entflammte eine heiße Klima-Diskussion
Einige meinen:
„Der Klimawandel ist menschgemacht. Es ist 5 nach 12, wir brauchen trotzdem nichts zu tun. Das Klima wird sich langfristig über die Bevölkerungsdichte völlig vollautomatisch von selbst regulieren“
Eine Frau schreibt:

Foto: screenshot facebook
Dafür erntet sie den Vorwurf: „So etwas nennt man Schwarzmalerei“. Die Frau verteidigt sich: „Nein, das nennt man Realität“. Ein anderer schreibt:

Foto: screenshot facebook
Ein weiterer macht auf Folgendes aufmerksam:

Foto: screenshot facebook
Eine Frau bringt es auf diesen Punkt:
„Erst, wenn der Fokus von außen nach innen fällt und jeder bei sich selbst nachschaut, dann findet die Revolution statt… Der Klimawandel findet zunächst innen statt, dann wird er sich auch außen manifestieren.“
(sua)
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