Euro 7
Neue Abgasnorm – Bürokratiemonster und teurere Pkw und Lkw
Die EU-Kommission arbeitet an einem Vorschlag für eine neue Abgasnorm – die Euro-7-Norm. Zahlen zu möglichen Kosten für neue Pkw und Lkw sorgen schon jetzt für Kritik. Zudem soll es kompliziertere Zusatzbestimmungen geben.

Die EU-Kommission will bald einen Vorschlag für die neue Abgasnorm vorstellen.
Foto: Sean Gallup/Getty Images
Neu zugelassene Pkw und vor allem Lastwagen könnten schon bald spürbar teurer werden. Die EU-Kommission hat einen Entwurf für die geplante neue Abgasnorm Euro 7 vorgelegt. Demnach sollen neue Autos noch weniger schädliche Emissionen an die Umwelt abgeben.
Mit einer Folgenabschätzung schätzt die zuständige EU-Kommission die regulierungsbedingten Mehrkosten für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf 304 Euro pro Stück. Das geht aus einem der „Deutschen Presse-Agentur“ vorliegenden Dokument hervor. Für Lastkraftwagen und Busse für die bevorzugte Regulierungsoption nennt die Kommission sogar ein Betrag von 2.681 Euro.
Errechnete Milliardenvorteile
Demgegenüber stünden Berechnungen der Kommission zufolge allerdings erhebliche Gesundheits- und Umweltvorteile. Die Exekutive der EU beziffert sie über 25 Jahre hinweg auf bis zu 55,8 Milliarden beziehungsweise sogar bis zu 133,6 Milliarden Euro und begründet sie vor allem durch eine Reduzierung schädlicher Emissionen von Stickoxiden (NOx) und Feinstaub (PM2,5). Wie genau sie die Milliardenvorteile berechnet hat, wird jedoch nicht genannt.
Die gesamten regulierungsbedingten Kosten für Hersteller von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen belaufen sich in diesem Zeitraum auf rund 35,5 Milliarden Euro, bei Lastkraftwagen und Bussen auf 17,5 Milliarden Euro.
Ein Bürokratiemonster
Autohersteller müssen laut der neuen Abgasnorm nicht nur die Emissionswerte senken. Die Euro-7-Norm fordert dann auch eine ausreichende Lebensdauer von Batterien in Elektroautos, wie das „Handelsblatt“ berichtet.
Komplizierter wird die ganze Sache mit den neu geplanten Zusatzklassen Euro 7+, Euro 7A und Euro 7G. Euro 7+ erhielten demnach Autos, die mindestens zehn Prozent weniger Schadstoffe ausstoßen, als die Euro-7-Norm vorgibt, oder deren Batterie-Lebensdauer mindestens zehn Prozent besser ist als vorgegeben.
Das Label Euro 7A bekämen Autos, deren Abgasreinigungssystem sich anpassen lässt, sodass dadurch in Umweltzonen der Ausstoß weiter sinken kann.
Hybridautos mit Standortbestimmung, die in Umweltzonen automatisch in den elektrischen Null-Emissions-Modus umschalten, würde die Kommission mit Euro 7G kennzeichnen.
Das Label Euro 7A bekämen Autos, deren Abgasreinigungssystem sich anpassen lässt, sodass dadurch in Umweltzonen der Ausstoß weiter sinken kann.
Hybridautos mit Standortbestimmung, die in Umweltzonen automatisch in den elektrischen Null-Emissions-Modus umschalten, würde die Kommission mit Euro 7G kennzeichnen.
Darüber hinaus sollen die Autohersteller diese Auszeichnungen miteinander kombinieren dürfen. Demnach wären also auch die Labels „Euro 7+A“, „Euro 7+G“, „Euro 7+AG“ und „Euro 7AG“ denkbar.
EU-Parlament kritisiert Timing
Aus dem Europaparlament kommt bereits deutliche Kritik. Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber gibt zu bedenken:
„Das Timing könnte kaum unpassender sein. Die Welt geht in Flammen auf, die Inflation lässt die Preise in die Höhe schnellen. Unternehmen und Bürger ächzen unter explodierenden Energiepreisen und die Kommission schlägt neue Abgasnormen vor, die letztendlich die Preise für Autos und vor allem Lkw und Busse weiter in die Höhe schnellen lassen.“
Dies sei auch deswegen absurd, weil den aktuellen Plänen zufolge ab 2035 de facto ohnehin kein Verbrennermotor mehr auf den Markt kommen solle und der für die E-Mobilität notwendige Infrastrukturausbau nicht richtig vorankomme.
Nach vorläufiger Planung will die zuständige EU-Kommission ihren Vorschlag für die neue Abgasnorm am 9. November vorstellen. Er soll insbesondere auch neue Fahrzeugtechnologien berücksichtigen und sicherstellen, dass Emissionen in Echtzeit messbar sind.
Über die genaue Höhe der künftigen Emissionsgrenzwerte will die EU-Kommission laut eigenen Angaben noch beraten. Nach einem Entwurf für die Verordnung könnten allerdings zumindest für Benzinautos auch die alten Grenzwerte der Euro-6-Norm übernommen werden. Ein solches Vorgehen würde berücksichtigen, dass herkömmliche Verbrenner ab 2035 ohnehin nicht mehr verkauft werden sollen. Hersteller könnten so hohe Investitionen in neue Emissionsminderungssysteme vermeiden.
Ist eine neue Abgasnorm überhaupt nötig?
Der ADAC (Allgemeiner Deutscher Automobil-Club) hat getestet, wie sauber die heutigen Pkw mit einer Euro-6-Norm bereits sind. Die aktuelle Abgasnorm Euro 6 begrenzt den Ausstoß von Kohlenstoffmonoxid (CO), Kohlenwasserstoff (HC), Nichtmethankohlenwasserstoff (NMHC), Stickstoffoxiden (NOₓ), Partikelmasse (PM) und Partikelanzahl (PN).
Die neuesten Messergebnisse des ADAC zeigen, dass Diesel-Pkw mit modernster Abgastechnik bereits sehr geringe NOₓ-Emissionen über den gesamten Einsatzbereich aufweisen können. Diese liegen deutlich unter dem aktuellen Euro-6-NOₓ-Grenzwert von 80 mg/km (Milligramm pro Kilometer). Hierzu zählen die Verbesserung der SCR-Systeme in Ansprechverhalten und Wirksamkeit, die Kombination von NOₓ-Speicherkat und SCR-System sowie die neue SCR-Technologie mit Doppeldosierung.
Der ADAC steht einer Überarbeitung der Verordnungen hinsichtlich der Verringerung der Schadstoffemissionen von Straßenfahrzeugen (Euro 7) jedoch offen gegenüber. Die Fortschreibung der Regelwerke zur Luftqualität (immissionsseitig) und zu Abgasstandards (emissionsseitig) müsse jedoch besser als in der Vergangenheit koordiniert werden. Als Negativbeispiel nennt der Automobil-Club hierbei Umweltzonen und Fahrverbote.
(Mit Material der dpa)
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