Homo luzonensis: Neue Art des frühen Menschen auf den Philippinen entdeckt
Ein internationales Forscherteam hat die Überreste einer neuen menschlichen Spezies auf den Philippinen entdeckt. Mit dieser Entdeckung beweisen sie zudem, dass diese Region eine Schlüsselrolle in der Evolutionsgeschichte des Hominins gespielt hat. Die neue Art, der Homo luzonensis, ist nach der Insel Luzon benannt, wo die Archäologen die mehr als 50.000 Jahre alten Fossilien bei Ausgrabungen 2007 in der Callao-Höhle fanden.
In einer Studie im Online-Fachmagazin Nature beschrieben die Wissenschaftler die neu entdeckte Art des frühen Menschen.
Kleine Zähne – Kleiner Vorfahre?
Mitautor der Studie und leitender Mitarbeiter des Teams, Professor Philip Piper von der Australian National University (ANU), erklärte in einer Mitteilung, dass die Ergebnisse einen großen Durchbruch in unserem Verständnis der menschlichen Evolution in Südostasien darstelle.
Die Forscher entdeckten die Überreste von mindestens zwei Erwachsenen und einem Jugendlichen innerhalb einer archäologischen Fundschicht.
„Die fossilen Überreste umfassten erwachsene Finger- und Zehenknochen sowie Zähne. Außerdem haben wir den Oberschenkelknochen eines Kindes entdeckt. Es gibt einige wirklich interessante Merkmale – zum Beispiel sind die Zähne wirklich klein“, sagte Professor Piper.
„Die Größe der Zähne im Allgemeinen, wenn auch nicht immer, spiegelt die gesamte Körpergröße eines Säugetiers wider. So vermuten wir, dass der Homo luzonensis wahrscheinlich relativ klein war. Wie klein sie genau waren, wissen wir noch nicht. Dafür benötigen wir noch einige Skelettelemente mehr. Aus denen könnten wir dann die Körpergröße genauer messen“, sagte Professor Piper.
Ähnlichkeiten zu afrikanischen Vorfahren
Weiterhin beschreibt der Experte eine gewisse Ähnlichkeit zu Australopithecus: „Es ist wirklich unglaublich. Die Extremitäten, das heißt die Hand- und Fußknochen haben eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zu denen der Australopithecus-Arten“. Diese sind vor etwa 2 Millionen Jahren in Afrika zuletzt auf der Erde gewandelt und gelten als die Vorfahren der Homogruppe, zu der auch wir heute gehören.
„Die Frage ist also, ob sich einige dieser Merkmale als Anpassungen an das Inselleben entwickelt haben, oder ob es sich um anatomische Merkmale handelt, die von ihren Vorfahren in den letzten 2 Millionen Jahren an den Homo luzonensis weitergegeben wurden.“
Während es noch viele Fragen über die Ursprünge des Homo luzonensis und ihre Lebenszeit auf der Insel Luzon gibt, lieferten die jüngsten Ausgrabungen in der Nähe der Callao Cave zudem Informationen zu Aktivitäten an dem Ort. Hier fanden die Forscher die Überreste eines Nashorns und Steinwerkzeuge, die auf eine Zeit vor etwa 700.000 Jahren datieren.
„Es wurden keine Hominin-Fossilien unmittelbar neben den Nashorn-Funden geborgen. Dennoch bieten die Funde einen Zeitrahmen für eine Hominin-Präsenz auf Luzon. Ob es der Homo luzonensis war, der das Nashorn schlachtete und aß, bleibt abzuwarten“, sagte Professor Piper.
„Eine Frage der Zeit“ bis mehr Funde zutage treten
„Es macht die ganze Region wirklich bedeutsam. Die Philippinen bestehen aus einer Gruppe großer Inseln, die lange genug getrennt wurden, um die Artenbildung auf den Inselgruppen zu ermöglichen. Es gibt keinen Grund, warum archäologische Forschungen auf den Philippinen nicht mehrere Homininarten aufdecken könnten. Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit“, erklärte der Archäologe.
Der Homo luzonensis teilt einige einzigartige Skelettmerkmale mit dem berühmten Homo floresiensis oder auch „Hobbit“ genannt. Wissenschaftler entdeckten diese Art bereits 2003 auf der Insel Flores im Südosten der philippinischen Inselgruppen.
Darüber hinaus wurden auf der Insel Sulawesi Steinwerkzeuge aus der Zeit vor rund 200.000 Jahren gefunden, was bedeutet, dass alte Hominine möglicherweise viele der großen Inseln Südostasiens bewohnten.
Der Schädel eines Homo floresiensis
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